Kleiner Durchbruch auf dem Weg zur Kochertalbahn-Reaktivierung
Kommunen und Landkreis müssen zunächst weniger Geld für die Planung investieren. Der entsprechende Verteilschlüssel zwischen Künzelsau, Kupferzell und Waldenburg soll bald stehen.

Schneckentempo statt Windhundrennen?": So hatte die Heilbronner Stimme/Hohenloher Zeitung Mitte Oktober getitelt. Denn im Prozess hin zur sogenannten Standardisierten Bewertung – ein Meilenstein für die Wiederbelebung der Stadtbahn bis nach Künzelsau – war man bis dato nur schleppend vorangekommen. Der Zug zum Zielbahnhof namens Fördergeld rollt äußerst gemächlich.
Nun sind neuerlich zwei Monate ins Land gezogen – und es gibt in Sachen Kochertalbahn-Reaktivierung durchaus Neues zu berichten: Strittig war unter anderem bislang besonders, wer von den drei Kommunen Künzelsau, Waldenburg und Kupferzell welchen Anteil der Planungskosten tragen wird. Die sogenannte Infrastrukturplanung fordert rund drei Millionen Euro, wovon der Hohenlohekreis die Hälfte bezahlen will. Für die folgende Standardisierte Bewertung kommen 150.000 bis 200.000 Euro obendrauf.
Skeptische Kommunen sollen überzeugt werden
Die diesbezüglichen Gespräche zwischen den betroffenen Kommunen sind mittlerweile auf der Zielgeraden: "Wir rechnen damit, dass wir den Verteilschlüssel Anfang 2024 in den Gemeinderäten zur Abstimmung bringen können", berichtet Christoph Spieles.
Was dem Kupferzeller Rathauschef - der bekanntlich dem je nach Trassenverlauf bis zu 275 Millionen Euro teuren Schienenprojekt skeptisch gegenübersteht – die Zustimmung wohl erleichtern wird: Wie das Landratsamt auf Anfrage mitteilt, kann man den Planungsabschnitt vor der Standardisierten Bewertung zunächst eindampfen.
"Das Verkehrsministerium hatte vorgeschlagen, die Vorplanungen nicht wie bisher angenommen für die Leistungsphasen eins bis vier durchführen zu lassen, sondern für die Leistungsphasen eins bis zwei", informiert Kreissprecherin Madleen Federolf. "Die damit gewonnenen Erkenntnisse reichen laut Verkehrsministerium aus, um weitere Entscheidungen zu treffen."
Das bedeutet konkret: Zwar müssen letztlich doch alle insgesamt neun Phasen durchschritten werden, ehe das Projekt Realität werden kann - aber Kommunen und Kreis müssen nicht so viel Geld setzen, ehe sich überhaupt abzeichnet, ob die Kochertalbahn Aufnahme in die Reihe geförderter Reaktivierungs-Projekte finden kann. Das Land übernimmt nach aktuellem Stand die Betriebskosten nur für die ersten 100 Streckenkilometer – das vielzitierte Windhundprinzip.
Geringeres Risiko bis zur Förderzusage
Nach Informationen unserer Redaktion handelt es sich um die Größenordnung von rund einer Million Euro, die zunächst weniger in die Hand genommen werden muss. Ergo: Geringeres finanzielles Risiko – bei früherer Exit-Option. Dies hilft, die zwei skeptischen Kommunen mit an Bord - oder in den Zug – zu holen.
Aber auch wenn zunächst weniger für die Planung zu investieren ist, wird über den entsprechenden Verteilschlüssel aktuell noch gerungen. Denn der interkommunale Kostenpoker läuft auf Hochtouren.
Die HZ erfuhr: Es wird vermutlich darauf hinauslaufen, dass die Stadt Künzelsau – die das größte Interesse an einer wiederbelebten Kochertalbahn hat - ungefähr so viel an Planungskosten übernimmt wie die zwei Kommunen Waldenburg und Kupferzell auf der anderen Seite. Und: Es könnte sein, dass jener Deal auch bei der Baukosten-Beteiligung Anwendung finden wird.
Mit oder ohne Tunnel: Das ist noch offen
Völlig offen ist unterdessen gegenwärtig noch die Frage des Trassenverlaufs. Zur Erinnerung: In Rede stehen zwei Streckenführungen. Die eine biegt im Nordosten Gaisbachs ins Künsbachtal; die andere führt dort in einen Tunnel. Die eine misst 15 Kilometer; die andere zwölf Kilometer. Die eine – ohne Tunnel – kostet 194,5 Millionen Euro; die andere 274,1 Millionen. Der Tunnel wäre 1,2 Kilometer lang.
Vonseiten der hiesigen Landkreisverwaltung heißt es hierzu: "Geplant ist weiterhin, die in der Machbarkeitsstudie vorgeschlagenen Trassen untersuchen zu lassen." Und weiter: "Seitens der Kommunalverwaltungen wurde noch keine finale Entscheidung zu einer der beiden getroffen."
Und wie sieht es bei der Förderkulisse aus? Das Land hofft darauf, noch mehr sogenannte Regionalisierungsmittel vom Bund zu bekommen und so womöglich mehr als 100 Streckenkilometer hinsichtlich der Betriebskosten fördern zu können (wir berichteten).
Kann man bezüglich der Kochertalbahn vielleicht auch darauf noch hoffen? "Die 100 Kilometer sind fest im aktuellen Finanzplan budgetiert und für die zeitnah anstehenden Reaktivierungen auch ausreichend", sagt Annika Stuke, Sprecherin des Landes-Verkehrsministeriums. Da jedoch "absehbar" sei, dass in den Regionen deutlich mehr Streckenkilometer reaktiviert werden sollen, werde derzeit nun bereits an einer "Anschlussregelung" gearbeitet.