Bereits drei Corona-Infizierte betreffen die Region Heilbronn
Die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus steigt langsam. Zunehmend suchen Behörden und Unternehmen nach Wegen, um das Risiko von Ansteckungen zu verringern. Unterdessen wurde am Sonntagabend ein dritter Fall bekannt, der die Region Heilbronn betrifft.
Montag, 2. März, 12.30 Uhr: Am Montagmittag hat das Sozialministerium weitere Fälle bekannt gegeben. Der mit dem Coronavirus infizierte Altenheim-Pfleger aus Bad Rappenau hat einen Bewohner und eine Kollegin mit der Krankheit angesteckt.
Kolbenschmidt in Neckarsulm nimmt ab Montag um 6 Uhr den Betrieb wieder auf. Das teilte Unternehmenssprecher Peter Hartung am Sonntag auf Anfrage von Stimme.de mit. Wie berichtet, war am Freitagnachmittag nach Bekanntwerden eines bestätigten Corona-Falls bei der zugehörigen KS HUAYU AluTech GmbH die Arbeit niedergelegt worden.
Kolbenschmidt-Sprecher: Symptome des Erkrankten bereits abklingend

Diese Entscheidung habe das Unternehmen "pro-aktiv" getroffen, sagt Hartung - es habe sich hierbei nicht um eine Anordnung der Gesundheitsämter gehandelt. Am Wochenende waren sämtliche Schichten bei Kolbenschmidt ausgefallen. Die Zeit sei genutzt worden, um mit umfangreichen Reinigungsmaßnahmen das komplette Werk zu desinfizieren, so Hartung weiter. Der mit dem Coronavirus infizierte Mitarbeiter, der im Kreis Ludwigsburg lebt, sowie 14 Kollegen aus dem engen Umfeld des Mannes bleiben vorerst zu Hause. Dies habe das Gesundheitsamt angeordnet.
Die Symptome des Erkrankten seien grippeähnlich und bereits abklingend, teilte Unternehmenssprecher Hartung bereits am Freitagabend mit. Die Kollegen des Mannes sollen nun in den nächsten Tagen darauf achten, ob sie ähnliche Symptome und eine Ansteckung bei sich feststellen.
Weiterer Fall in der Region
Wie am Freitag ebenfalls bekannt wurde, gibt es einen weiteren Corona-Fall, der die Region betrifft. Nach Angaben des baden-württembergischen Sozialministeriums hat sich ein 32-jähriger Mann aus dem Landkreis mit dem Virus infiziert - offenbar bei einer Reise nach Mailand. Der Mann befindet sich nach Auskunft der SLK-Kliniken in isolierter Behandlung an der Lungenklinik in Löwenstein.
Der Betroffene arbeitet nach Recherchen unserer Redaktion in Bad Rappenau in einem Pflegeheim für Senioren. Dies wurde am Sonntagabend bekannt.

Inzwischen gibt es noch einen weiteren Fall, der die Region Heilbronn betrifft. Das teilte das Sozialministerium am späten Sonntagabend mit. Es handelt sich demnach um einen 20-jährigen Mann, der am Freitag von einer einwöchigen Reise nach Livigno zurückgekehrt war. Er sei am Tag seiner Rückkehr an einem grippalen Infekt erkrankt. "Die Symptome waren am Folgetag bereits deutlich rückläufig", heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. Der Mann befinde sich in häuslicher Isolation. Erste Kontaktpersonen des Betroffenen seien ermittelt worden. Seinen Wohnort teilte das Sozialministerium nicht mit.
Fünf weitere Infizierte waren am Wochenende in Baden-Württemberg bekannt geworden. Drei Fälle betreffen Mannheim, einer erneut Freiburg. Damit sind es derzeit 20 bestätigte Fälle in Baden-Württemberg. Sozialminister Manne Lucha (Grüne) gibt sich laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa zuversichtlich, die Lage im Südwesten zu kontrollieren. Die Personen seien stabil, sagte er am Samstag. Ein Dutzend der Fälle könnte eingegrenzt werden, bei zweien werde die Infektionskette abgeklärt. Eine von den beiden unklaren Infektionsketten betrifft nach Informationen unserer Redaktion den Kolbenschmidt-Fall.
Heilbronns OB Mergel appelliert an Eltern

Um die Gefahr von Ansteckungen zum Ende der Faschingsferien zu reduzieren, sollen nach Kindern, Schülern, Lehrern und vielen Beamten auch Polizisten vorsorglich zu Hause bleiben, wenn sie in den vergangenen Tagen aus einem Risikogebiet für das Coronavirus zurückgekehrt sind. Dies gelte unabhängig von eigenen Krankheitssymptomen, wie aus einem internen Schreiben des Innenministeriums hervorgeht.
Auch das Heilbronner Lenkungsteam unter Leitung von Oberbürgermeister Harry Mergel war zu Abstimmung von Coronavirus-Maßnahmen am Wochenende „im intensiven Austausch“. Mergel appelliert an alle Eltern, die mit ihren Kindern in einem Risikogebiet waren, diese vorsorglich in den nächsten zwei Wochen nicht in Schule oder Kindergarten zu bringen. „Wenn der Aufenthalt länger als 14 Tage her ist und das Kind seither gesund ist, kann es Kita oder Schule besuchen“, sagt er. Wie die Stadtverwaltung weiter mitteilt, bleiben Beschäftigte, die sich zuletzt in einem Risikogebiet aufhielten, vorläufig zu Hause.
Im Klinikum am Gesundbrunnen weisen Tafeln am Eingangsbereich darauf hin, dass Patienten mit Coronaverdacht direkt von der Saarlandstraße aus zur Notaufnahme gelangen sollten und nicht über den Haupteingang. Wer Fragen hat oder befürchtet, infiziert zu sein, sollte vor einem Gang zur Notaufnahme aber zunächst die Hotline anrufen, die zusammen von den SLK-Kliniken und den Gesundheitsämtern eingerichtet wurde. Die Nummer lautet 07131- 4933333 und ist täglich von 8 bis 22 Uhr zu erreichen.
Risikogebiete im Norden Italiens
Corona-Hysterie führt am Wochenende zu leergeräumten Supermarkt-Regalen
Kolbenschmidt nimmt Betrieb wieder auf
Erster Corona-Fall im Landkreis Heilbronn
Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel in Heilbronn vergriffen
Als Risikogebiete nennt das Ministerium die norditalienische Provinz Lodi in der Region Lombardei und die Stadt Vo in der Provinz Padua (Region Venetien) sowie Teile Chinas, des Irans und Südkoreas.
Zuvor hatte bereits das Kultusministerium eine ähnliche Vorgabe für Kindertagesstätten und Schulen herausgegeben. Auch andere Städte wie Konstanz und Böblingen kündigten an, die Empfehlungen für ihre Beamten umzusetzen. Unklar ist, wie viele Menschen von diesen Einschränkungen betroffen sind. „Hier geht es sicherlich nur um Einzelfälle“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) am Samstag. Die Ferien enden in Baden-Württemberg an diesem Montag.
Auch Weinmesse ProWein 2020 verschoben
Die Messe Düsseldorf GmbH verschiebt die international wichtigste Weinmesse ProWein 2020, die eigentlich vom 15. bis 17. März hätte stattfinden sollen, auf einen noch nicht bekannten Termin. Dies trifft auch rund 150 Aussteller aus Württemberg und Baden. Die regionale Messe Bauen, Wohnen und Renovieren auf den Böllinger Höfen in Heilbronn indes fand übers Wochenende wie geplant statt, weil Besucher und Aussteller nicht aus dem Ausland kamen, argumentierte der Veranstalter Frank Hartmann. Er hatte gleichzeitig viele Desinfektionsspender und Hinweisschilder aufgestellt. Am Ende lag die Besucherzahl nur zehn Prozent unter den 15.000 des Vorjahres.
Minister rät nicht pauschal von Norditalien ab
Wegen des neuartigen Coronavirus rät Sozialminister Manne Lucha (Grüne) Reisenden zwar nicht pauschal von Fahrten in die norditalienischen Risikogebiete ab. Er empfiehlt aber ausdrücklich, Fahrten zu verschieben, wenn die Urlaubsplanung auch die Teilnahme an größeren gesellschaftlichen Ereignissen vorsieht. „Da muss man individuell entscheiden, was man selbst aushält“, sagte der Minister der Deutschen Presse-Agentur.
Er halte eine Reise für vertretbar, wenn man sich zum Beispiel in seiner Ferienwohnung aufhalte oder in der Natur, etwa bei einer Skitour in Südtirol. „Aber ich würde allen raten zu überlegen, ob sie das, was sie zum Beispiel in den Risikogebieten in der Lombardei tun, selbst steuern und überblicken können.“ Komme man dann zum Ergebnis, der Urlaub sei zu sehr eingeschränkt, solle man eher abwarten, „bis sich das Geschehen normalisiert hat“.
In Italien ist das Virus inzwischen bei Hunderten Menschen nachgewiesen worden.
Nach einer Umfrage will rund jeder dritte Deutsche wegen des neuartigen Coronavirus auf Auslandsreisen verzichten. 35 Prozent der Befragten bekundeten diese Absicht in einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Kantar für „Bild am Sonntag“. 62 Prozent der Befragten verneinten die Frage, 3 Prozent waren unentschlossen.
Stimme.de