Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel in Heilbronn vergriffen
Eine Tour durch die örtlichen Apotheken und Drogerien zeigt den akuten Mangel an Mundschutz und Desinfektionsmitteln.

Bevor das Coronavirus in Heilbronn angekommen ist, sind die Bestände für Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel vegriffen. Gähnende Leere herrscht in Apotheken und Drogerien in den Regalen, in denen sich üblicherweise die keimabtötenden Sprays stapeln.
Wahnsinn in den Apotheken
Jeanette Paszenda von der Harfensteller-Apotheke am Wollhaus "weist schon seit Mittag Kunden ab". Etwa zweihundert Atemschutzmasken hätten sie am Freitag Vormittag verkauft. "Alleine im Februar haben wir 170 Halbliterflaschen Desinfektionsmittel verkauft. Was gerade abgeht, ist der Wahnsinn."
Um der großen Nachfrage an Atemschutzmasken gerecht zu werden, wurden zudem Hunderterpacks der Masken geöffnet und einzeln verkauft, "damit so viele Menschen wie möglich eine bekommen". Dabei gehen die Masken massenhaft über die Ladentheke, "obwohl wir darauf hinweisen, dass sie keinen ausreichenden Schutz bieten. Stattdessen empfehlen wir Immunpräparate, Vitamin- und Zinktabletten." Auch hier steigen die Verkaufszahlen merklich an, wie Paszenda anmerkt.
Hersteller kommen nicht hinterher
Ähnlich geht es an der Kaiserstraße zu. In der Apotheke Engel ist der Mundschutz ebenso vergriffen, trotz erhöhter Bestände. Die hochwirksamen, aber im Alltag hinderlichen FFP-Masken "waren ruckzuck weg", sagt Nuray Birsin, die angibt etwa 600 Masken in den vergangenen Tagen verkauft zu haben. Eine Handvoll Desinfektionssprays stehen im ansonsten verwaisten Regal. Wie bei Harfensteller gilt auch hier: "Wir haben immer wieder nachbestellt, aber es gibt keinen Liefertermin. Großhändler und Hersteller können den Bedarf genau so wenig decken wie wir."

Schlimmere Zustände als bei der Schweinegrippe
Bereits seit elf Jahren arbeite sie als Apothekerin, "aber solche Zustände habe ich nicht einmal während der Schweinegrippe erlebt." Die Ausnahmesituation treibt seltsame Blüten: "Mittlerweile kaufen die Leute sogar Wunddesinfektion, obwohl wir immer wieder sagen, dass das nichts bringt."
Bei der Linda Apotheke an der Allee dasselbe Bild. "Natürlich werden wir schriftlich und telefonisch mit allen möglichen Anfragen überrannt. Aber es gibt keine Masken mehr, null", sagt Wilhelm Wansing und verweist auf ein paar vereinzelte Desinfektionsmittel.
In der ganzen Stadt ausverkauft
Auch die Drogerien haben mit dem gewaltigen Ansturm nicht gerechnet. Susanna Englert vom Drogeriemarkt Müller umreißt die Situation so: "Hier ist es wie in der ganzen Stadt. Alle Läden und Apotheken sind quasi restlos ausverkauft, so geht es uns auch." Eine ihrer Kundinnen, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will sagt: "Ich muss auch ohne Desinfektionsmittel auskommen. Mit einer Lungen- und einer Grippeimpfung habe ich vorgesorgt so gut es geht. Wenn mich mit 73 so ein Virus trifft, kann ich nur hoffen."
Susanna Englert hofft im Gegensatz zu den Apotheken auf Nachschub: "Bei uns läuft das über die Konzernzentrale, möglich also, dass es noch Bestände dort gibt." Mit dem seltenen Gut möchte sie nicht wuchern, "so eine Notlage ausnutzen, das wollen wir nicht."
Allergische Reaktion
Dass die Nerven teilweise blank liegen, beweist derweil ein anderer Drogeriemarkt in der Innenstadt. Auf Nachfrage der Presse nach Beständen, wurde kurzerhand mit einem Rausschmiss reagiert. Zuvor konnte noch festgestellt werden: Auch hier sind Mundschutz und Desinfektionsmittel restlos vergriffen.