Behandlungs-Kapazitäten an SLK-Kliniken schwinden
Die Corona-Lage spitzt sich weiter zu: Ende der Woche könnte in Baden-Württemberg die kritische Marke für die Alarmstufe erreicht werden. Die Nachfrage nach mobilen Impfangeboten in der Region ist unterdessen stark gestiegen.

Die Corona-Lage in Deutschland spitzt sich weiter zu. Am Montag erreichte die 7-Tage-Inzidenz den höchsten Wert seit Beginn der Pandemie. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der bestätigten Fälle pro 100.000 Einwohner am Montag mit 201,1 an.
Intensivmediziner befürchten einen weiteren Anstieg auch bei der Zahl der Covid-19-Patienten. In einigen Regionen wird es auf Intensivstationen bereits eng. Die Krankenhaus-Ampel in Bayern sprang auf Rot.
In Baden-Württemberg wurden am Montag 347 Covid-Intensivpatienten behandelt, laut Prognose könnte schon in dieser Woche die Marke für die Alarmstufe erreicht werden. Sie liegt bei 390 an zwei aufeinanderfolgenden Werktagen. Die Alarmstufe wird drastische Einschränkungen für viele Ungeimpfte im Land nach sich ziehen.
Nach wie vor sind vor allem Ungeimpfte in intensivmedizinischer Behandlung
Die SLK-Kliniken meldeten am Montag zehn Patienten auf ihren Intensivstationen und weitere 54 auf den Covid-Normalstationen. Die seit Tagen stark steigenden Zahlen bedeuteten, dass die Kapazitäten für die Behandlung von nicht Covid-Patienten immer weiter schrumpften - und zwar an allen SLK-Standorten, sagte Klinikdirektor Marcus Hennersdorf.
"Die Situation ist belastend und zehrt an den Nerven der Mitarbeiter." Nach wie vor seien hauptsächlich Ungeimpfte unter den schwer Erkrankten. Hennersdorf sagt, es gebe angesichts der Lage keine Wahl: "Jeder muss sich impfen lassen, um irgendwie positiv auf die Entwicklung der Pandemie Einfluss nehmen zu können und um sicherzustellen, dass wir Patienten noch adäquat behandeln können."
In Deutschland ist die Impfquote noch deutlich zu niedrig, um die Pandemie auszubremsen
Die Impfquote in Deutschland gilt mit rund 67 Prozent noch nicht als hoch genug, um eine Überlastung von Kliniken auszuschließen. Bei Menschen ab 60 sind laut Statistik noch immer über drei Millionen ohne vollständigen Impfschutz, auch die Quote bei Auffrischimpfungen in der Altersgruppe ist niedrig.
Laut Divi-Intensivregister werden auf den deutschen Intensivstationen mehr als 2600 Covid-19-Patienten versorgt, das sind annähernd so viele wie vor einem Jahr. Zu Hochzeiten waren es über 5700, nun können laut Divi wegen Personalmangels aber weniger Betten betrieben werden.
Für 20. November sind in Heilbronn und der Region offene Impfaktionen in mehreren Praxen geplant
Die Nachfrage nach Impfungen am Heilbronner Impfbus hat indes stark zugenommen - eine Tendenz, die auch bundesweit zu beobachten ist. Rund 1300 Impfungen seien über das Wochenende erfolgt, sagte der Heilbronner Ärztesprecher Martin Uellner, es kämen Menschen aus ganz Baden-Württemberg. Auch am Montag standen Wartende quer über den Heilbronner Kiliansplatz, wo der Bus Station machte.
Für 20. November plant Uellner einen Impf-Aktionstag mit mehreren Praxen aus der Region. Zielgruppe sind Menschen, die eine Booster- oder Auffrisch-Impfung benötigen. Es sei vor allem für jene, die in den Impfzentren die Erst- und Zweitimpfung bekommen haben, schwierig, beim Hausarzt einen Termin zu bekommen, so Uellner. "Diese Patienten tauchen in der Praxisverwaltung nicht auf."
Bestellrythmus für Impfstoff ist ab sofort wieder wöchentlich
Der bisherige zweiwöchentliche Bestellrhythmus für den Impfstoff hat die Organisation von Impfungen in den Praxen laut Kassenärztlicher Vereinigung in Stuttgart (KV) zusätzlich erschwert. Ab sofort seien Impfstoff-Bestellungen jedoch wieder wöchentlich möglich, so ein Sprecher.
Nach KV-Angaben sind derzeit etwa 3800 Haus- und Facharztpraxen im Land an der Impfkampagne beteiligt - insgesamt gibt es ungefähr 5500 Hausärzte. Man überlege Maßnahmen, um die Kampagne noch besser zu unterstützen, hieß es weiter.




Stimme.de