Doppelgängerinnen-Mord: "Schwarze Magie" verzögert den Prozess in Ingolstadt
Vor zwei Jahren ist eine 23-Jährige aus Eppingen brutal ermordet worden. Eine Frau und ein Mann aus Ingolstadt werden der Tat beschuldigt. Der Prozess am Landgericht verläuft nicht ganz so, wie geplant.
Anders als geplant, ist am Dienstag die Verhandlung am Landgericht Ingolstadt zu Ende gegangen. Eigentlich soll die Staatsanwaltschaft im sogenannten Doppelgängerinnen-Mord ihr Plädoyer halten. Daraus wird nichts. Die Verteidiger eines der beiden Angeklagten halten an ihrem Beweisantrag fest. Der dreht sich um schwarze Magie.
Die Deutsch-Irakerin und Jesidin Schahraban K. (25) und der Kosovare Sheqir K. (26) sind angeklagt, gemeinsam die 23 Jahre alte Eppingerin Khadidja O. im August 2022 in einem Wald bei Bad Rappenau-Fürfeld mit 56 Messerstichen ermordet zu haben. Die beiden Beschuldigten kommen aus Ingolstadt. Dort ist die Leiche der Frau aus Eppingen im Mercedes Coupé von Schahraban K. entdeckt worden. Sie bestreitet die Tat und schiebt die Schuld einzig und allein auf Sheqir K., der schweigt.
Rätsel um Doppelgängerinnen-Mord: Darum verzögert sich der Prozess
Spannend ist die Frage nach dem Motiv. Die Eppingerin soll der Angeklagten auffallend ähnlichgesehen haben. Diese soll vorgehabt haben, ihren eigenen Tod vorzutäuschen, unterzutauchen und ein neues Leben zu beginnen. Deshalb habe die Angeklagte über Instagram Kontakt zum späteren Opfer aufgenommen. So sieht es die Staatsanwaltschaft bisher.
Die Verteidiger des Mitangeklagten Sheqir K. haben jüngst eine andere, nicht minder bizarre Theorie ins Spiel gebracht. Im Auto der Angeklagten fand die Polizei kleine Briefchen. Zettel mit keiner echten Schrift, wie Experten an einem vorangegangenen Verhandlungstag übereinstimmend erklären. Was die kryptischen Zeichen auf den Papieren bedeuten, ist unklar. Aber, so eine Expertin laut Bayerischem Rundfunk, solche Zeichen seien typisch für Magier, die nicht schreiben könnten.
Menschenopfer statt Doppelgängerinnen-Mord? Das ist die neueste Entwicklung im Prozess
Dass Schahraban K. offenbar an Magie glaubt, sollen digitale Spuren belegen - Google-Suchen und Whatsapp-Nachrichten der Angeklagten. Sheqir K. Verteidiger säen nun Zweifel am Doppelgängerinnen-Mordmotiv der Staatsanwaltschaft. Sie halten es für denkbar, dass Schahraban K. die Eppingerin als Menschenopfer ausgewählt hat. Ihr Ziel sei es gewesen, auf diese Art ihren Ex-Mann zurückzugewinnen.
Die Beschuldigte bestreitet, von diesen „magischen“ Briefen Kenntnis zu haben. Die Polizei ist deshalb beauftragt worden, die Zettel auf mögliche Fingerabdrücke und DNA-Spuren zu untersuchen. Sollten sich Spuren von Schahraban K. darauf nachweisen lassen, ist aus Sicht von Sheqir K. Verteidigern klar, dass Schahraban K. lügt.
Prozess um Doppelgängerinnen-Mord: Staatsanwaltschaft soll in einer Woche Plädoyer halten
Die Beweiserhebung klappt aber nicht, wie erwartet. Die Ingolstädter Kripo hat nach Aussage eines Polizeibeamten zwar neun Fingerabdrücke auf den Briefen ausmachen können. Davon sei keiner der Angeklagten zuzuordnen. Dazu gebe es eine ganze Reihe Mischspuren. Auf DNA allerdings seien die Zettel nicht wie gefordert untersucht worden. Ein Versäumnis, moniert die Verteidigung von Sheqir K.. Sie besteht darauf, dass dies nachgeholt wird. Das Gericht gibt dem Antrag statt.
Nächsten Dienstag soll das Ergebnis der DNA-Untersuchung vorliegen. Dann, so der Plan, soll im Anschluss die Staatsanwaltschaft ihr Plädoyer halten. Für die Ankläger spielt das neue Beweismittel nach eigenen Angaben keine Rolle. Es sei unbekannt, ob auf den Briefchen Zaubersprüche stehen oder nicht. Ob die Angeklagte etwas mit ihnen zu tun habe, würde auch DNA darauf nicht belegen. „Sie muss nur einmal im Auto geniest haben“, sagt der Staatsanwalt, und schon wäre die DNA nachweisbar. Das besäße keine Aussagekraft.