Sportler können das Risiko für Laufverletzungen senken. Wichtig ist eine gute, auf das eigene Leistungsvermögen abgestimmte Trainingsplanung. Distanz, Dauer und Intensität des Trainings sollten langsam und kontinuierlich gesteigert werden, um sich nicht zu überfordern. Hilfreich sein kann zudem ein Warm-Up vor den Einheiten. Kräftigungsübungen helfen, die Laufhaltung zu verbessern und belastete Körperteile so gut wie möglich zu stabilisieren.
Typische Laufverletzungen und wie man sie behandelt
Muskelzerrungen, Ermüdungsbrüche, Bänderriss: Orthopäde Boris Brand aus Neckarsulm erklärt, wie Laufverletzungen entstehen – und wie man sie verhindert.
Laufen ist gesund, bringt aber auch ein erhöhtes Verletzungsrisiko mit sich. Nach Schätzungen sind jedes Jahr bis zu 50 Prozent der Läufer mindestens einmal von Blessuren betroffen. Häufig ist zu ambitioniertes Training die Ursache, auch schlechtes Schuhwerk kann eine Rolle spielen. Manchmal ist aber auch einfach Pech im Spiel, so wie bei der Autorin, die kürzlich über eine Baumwurzel gestürzt und der Länge nach hingefallen ist. Seitdem hat sie einen schmerzenden Bluterguss entlang der Außenseite ihres Beins: ein Klassiker.
Der Orthopäde und Sportmediziner Dr. Boris Brand erklärt, welche akuten Verletzungen er bei Läufern in seiner Neckarsulmer Praxis am häufigsten sieht. Hier geht es weiter zum Text über chronische Beschwerden bei Läufern.

Ein Bänderriss im Sprunggelenk ist schnell passiert
Einmal ungeschickt auf dem Waldboden aufgekommen, schon ist man mit dem Fuß umgeknickt. Das Resultat sind unter Umständen überdehnte oder gerissene Bänder. Dieses Umknicken nach außen, auch Supinationstrauma genannt, zählt zu den häufigen Laufverletzungen. Symptome sind Schmerzen, Schwellungen und Blutergüsse am Sprunggelenk, vor allem außen. Behandelt wird inzwischen meist konservativ, also ohne Operation. Der Fuß wird dabei in einer Schiene fixiert, um ein erneutes Abknicken zu verhindern, herumlaufen kann man mit der Schiene. Boris Brand sagt: „In den meisten Fällen sollte die Schiene vier bis sechs Wochen getragen werden, das ist länger als die meisten Patienten denken.“ Die Bänder regenerierten sich in der Regel sehr gut, wenn man die Verletzung richtig ausheilen lasse.
Muskelverletzungen: Risiko für Waden und Oberschenkel
Bei Läufern treten Muskelverletzungen vor allem in zwei Bereichen und in unterschiedlichen Intensitäten auf: in den Waden oder am hinteren Oberschenkel - als leichte Muskelzerrung, Muskelfaserriss oder Muskelbündelriss. Eine Zerrung ist eine Überdehnung der Muskelfasern, ohne strukturelle Schäden. Plötzliche, explosive Bewegungen können zu einem Muskelfaserriss führen, was häufig mit stechenden Schmerzen, einem Bluterguss und Schwellungen einhergeht. Bei einem Muskelbündelriss sind ganze Bündel von Muskelfasern innerhalb des Muskels betroffen, die Beweglichkeit ist stark eingeschränkt. Ein Muskelriss ist die schwerwiegendste unter diesen Verletzungen. Er muss oft lange ausheilen, in seltenen Fällen ist eine Operation nötig.

Läuferin Bianca Mühlbeyer aus der Erlenbacher Laufgruppe musste kürzlich beim ersten Testlauf der Saison in Weinsberg passen, weil ihre Wade zumachte. Boris Brand gibt nach einer Ultraschall-Untersuchung Entwarnung: Größere Schäden an Strukturen seien nicht zu sehen, er diagnostiziert eine Zerrung. Sein Rat: Zunächst schonen und bei Bedarf entlasten, zum Beispiel mit Gehstützen. Dann, nach zwei bis drei Tagen, die Wade dehnen bis an die Schmerzgrenze, Massagen, Wärme. In einigen Tagen sollten die Beschwerden abgeklungen sein.
Muskuläre Verletzungen werden in den meisten Fällen nach dem sogenannten PECH-Schema therapiert, das in der Sportmedizin generell häufig Anwendung als Erste-Hilfe-Maßnahme findet. Die Buchstaben stehen für Pause-Eis-Kompression-Hochlagern. Medikamente zur Schmerzlinderung und Physiotherapie gehören ebenfalls zu den gängigen Therapiemethoden.
Viele Läufer klagen über Rückenschmerzen
Etwa 17 Millionen Deutsche laufen gelegentlich, mindestens sechs Millionen betreiben den Sport regelmäßig mindestens einmal pro Woche. Rückenschmerzen sind unter Läufern relativ häufig, etwa zwölf bis 17 Prozent berichten von Beschwerden, die durch das Laufen verursacht oder verschlimmert werden. Die Schmerzen treten oft im Bereich der Lendenwirbelsäule auf, denn diese wird durch die Stoßbelastung beim Laufen stark beansprucht. Weniger bekannt, aber ebenfalls verbreitet unter Läufern, ist eine Blockade der Brustwirbelsäule. Dabei kann es zu dumpfem Rückenschmerz zwischen den Schulterblättern und entlang der Wirbelsäule kommen.
Um Rückenschmerzen beim Laufen vorzubeugen und zu lindern, gibt es mehrere Ansätze: Training der Muskulatur rund um die Körpermitte, um die Wirbelsäule zu stabilisieren. Auch angemessene Laufschuhe mit guter Dämpfung können helfen, Beschwerden zu lindern. Ein guter, passender Laufschuh sei ohnehin entscheidend, sagt Brand. Er rät, bei der Auswahl auch auf das eigene Bauchgefühl zu vertrauen und keinen Schuh zu kaufen, in dem man sich nicht wohlfühlt.
Wer exzessiv läuft, riskiert einen Ermüdungsbruch
Exzessives Laufen kann im Extremfall zu Ermüdungsbrüchen, sogenannten Stressfrakturen, führen. Besonders gefährdet sind die dünnen Mittelfußknochen, wenn sie einer hohen Laufbelastung auf hartem Untergrund ausgesetzt sind. Auch eine Überlastung des Schienbeinknochens kann in einer Fraktur münden. Die Verletzung ist nicht leicht zu diagnostizieren, im Zweifel bedarf es dafür einer Magnetresonanztomographie (MRT).