Rathausumbau in Neckarsulm abgelehnt: Laden gewinnt gegen neues Bürgerbüro
Der Neckarsulmer Gemeinderat lehnt neue Räume für die Verwaltung im Rathaus-Untergeschoss ab. Eli’s Moden kann am Marktplatz bleiben. Die Händler sind über das Votum pro Innenstadt erleichtert.
Der Gemeinderat hat am Donnerstagabend den von der Verwaltung forcierten Umbau im Untergeschoss des Rathauses abgelehnt. Stattdessen soll das etablierte Modengeschäft zumindest bis Ende 2026 bleiben können. Auch darüber hinaus soll die Fläche am Marktplatz für Handel genutzt werden, so die Meinung der SPD und der Freien Wähler.
Der geplante Umbau zum zentralen Bürgerbüro hatte Kritik hervorgerufen. Die Händler befürchten, aus der Innenstadt herausgedrängt zu werden. Auch die Buchhandlung Chardon muss umziehen, weil das Gebäude weiter oben in der Marktstraße abgerissen und neu gebaut werden soll.
Trotz Flaute in der Innenstadt: Händler wollen bleiben
Obwohl die Innenstadt-Händler in einem Brandbrief wenig Kundschaft wegen mangelnder Attraktivität der City beklagen, sind die Geschäfte begehrt. Auf die frei gewordene Ladenfläche in der Marktstraße 23 hatten sich etliche Händler beworben, unter anderem auch Eli’s Moden. Nun sind Elvira und Ismet Kulovac nach der Entscheidung gegen den Umbau erleichtert. „Wir können erst mal bleiben.“

Die Verwaltung wollte das weiter hinten gelegene Bürgerbüro nach vorne zum Haupteingang holen und damit die im weit verzweigten Rathaus verstreuten Anlaufstellen zentralisieren. Die Kosten von 300.000 Euro waren dem Gemeinderat aber angesichts der nun auch in Neckarsulm eingezogenen Sparzwänge ein Dorn im Auge.
Kritik im Gemeinderat: Kosten für Bürgerbüro in Neckarsulm zu hoch
„Der Umzug erscheint unnötig“, meinte Uli Bertok (fraktionslos). Robert Lehleiter (CDU) hält die Planungskosten von 50.000 Euro für „überdimensioniert“. Karl-Heinz Ullrich (SPD) betonte, dass die Fläche am Marktplatz weiter für Handel genutzt werden soll. „Die Kosten für den Umbau sind angesichts der Finanzsituation nicht tragbar.“ Der bisherige Standort für das Bürgerbüro sei „gut genug“. Nico Härdtner, SPD-Stadtrat und Vorsitzender des Gewerbevereins, plädierte ebenfalls für den Erhalt des Ladens: „Mir tut es in der Seele weh, diese Fläche aus der Handelsnutzung herauszunehmen.“
Ina-Maria Berthold (FWV) machte sich für das bestehende Geschäft stark: „Wir entscheiden auch darüber, ob Eli’s Moden aus ihrem Laden verdrängt wird.“ Inhabergeführte Geschäfte seien das Markenzeichen der Neckarsulmer Innenstadt. „Die 1A-Lage am Marktplatz ist zu schade für ein Bürgerbüro!“ Sie sehe einen „Glaubwürdigkeitstest“ für den Gemeinderat, wie man mit den knappen Mitteln und der gewünschten Innenstadtbelebung umgehe.
Händler zwischen Umsatzmiete und Innenstadtbelebung
Eberhard Jochim (CDU) meinte: „Es ist nicht mehr möglich, dass wir Unternehmer subventionieren und selbst hohe Mieten zahlen. Das können wir uns nicht mehr leisten!“ Damit spielte der stellvertretende Bürgermeister auf die vergleichsweise geringe Umsatzmiete an, die für einige Geschäfte in den stadteigenen Liegenschaften verlangt wird. Im Hintergrundgespräch mit stimme.de hatte Oberbürgermeister Steffen Hertwig erläutert, dass man Geschäften wie Eli’s Moden oder der Buchhandlung Chardon schon mehrere Angebote für neue Räume unterbreitet hatte, dort aber zum Teil deutlich höhere Pacht verlangt werde. Klar sei: „Ab 2027 muss die normale Pacht bezahlt werden.“
Für das Kultur- und Sportamt werde eine Miete von jährlich 30.000 Euro in der Sonnengasse fällig, die man sparen könne, wenn dieses in die frei werdenden Räume des bisherigen Bürgerbüros umziehen könne, erläuterte Ingo Siedler vom städtischen Gebäudemanagement. Stefan Müller (Grüne) bemerkte: „Die Wirtschaftlichkeit ist gegeben.“ Die Stimmen der Grünen und von Teilen der CDU reichten aber nicht aus, weil SPD und Freie Wähler geschlossen dagegen stimmten: Mit 8 zu 13 Stimmen gab es eine deutliche Klatsche für den Verwaltungsvorschlag, das Bürgerbüro neu zu bauen.
Kommentare öffnen

Stimme.de
Kommentare