Stimme+
Historienschauspiel „Blutostern 1525“
Lesezeichen setzen Merken

500 Jahre Bauernkrieg: Marsch von Neckarsulm über Erlenbach zur Burg Weibertreu

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Vom Lager in Neckarsulm bis zur Burg Weibertreu: Das historische Schauspiel rund um den Bauernaufstand von 1525 zieht mit über 200 Mitwirkenden und viel Detailtreue am Samstag durchs Sulmtal.


Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Es wäre das Traumszenario eines jeden Filmregisseurs: Ein Bauernheer aus Hunderten Statisten, ein Dorf aus mittelalterlichen Zelten und dazu prasselnder Regen – eine perfekte Szenerie für einen Film auf der großen Leinwand.

Vom Lager in Neckarsulm zur Weinsberger Burg Weibertreu: 500 Jahre Bauernkrieg

Als Erinnerung an den Bauernaufstand vor 500 Jahren veranstalteten umliegende Kommunen und Vereine das geschichtsträchtige Schauspiel „Blutostern 1525 – Aufstand zwischen Sulm und Weibertreu“ an den Original-Schauplätzen. Am Samstagmorgen, dem zweiten von drei Schauspieltagen, zieht das Heer vom Bauernlager beim Schützenhaus in Neckarsulm durch Binswangen und Erlenbach – mit dem Ziel Burg Weibertreu zum „Sturm auf Weinsberg“. Eben wie vor einem halben Jahrtausend, als Bauern für mehr Rechte kämpften.


Dieses Bild wollte Reiner Kern, Organisator und Regisseur des historischen Schauspiels, nachbilden. Er recherchierte die originalen Schauplätze und Wegstrecken. „Wir haben viele Szenen und freuen uns sehr, dass so viele mitmachen“, sagt er.

Veranstalter sind die Städte Weinsberg und Neckarsulm sowie die Gemeinde Erlenbach. Es beteiligen sich mehrere Vereine, darunter die Schützengilde Neckarsulm und Jaekleins Spieße. Zahlreiche ehrenamtliche Helfer und Hobbyschauspieler sind ebenfalls im Einsatz. „Das war und ist eine große Herausforderung – die Veranstaltung, die Planung“, gesteht Kern in einer ruhigen Minute. Die Vorbereitung im Organisationsteam soll zweieinhalb Jahre gedauert haben.


Mehr zum Thema

Dicht gedrängt in mehreren Reihen verfolgten Hunderte von Zuschauern auf dem Grasigen Hag, wie die Aufständischen mit ihren Spießen die Landsknechte des Grafen von Helfenstein töteten.
Stimme+
Gedenken an „Blutostern“
Lesezeichen setzen

Weinsberg erinnert mit großem Historienspektakel an Bauernkrieg von 1525


200 Mitwirkende bei „Blutostern 1525 – Aufstand zwischen Sulm und Weibertreu“

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Über 200 als spätmittelalterliche Bauern verkleidete Statisten brechen pünktlich um 10 Uhr zur markanten Weinsberger Burgruine auf – gefolgt von ebenfalls Hunderten Schaulustigen. „Hellebarden und Spieße voraus, Marschordnung einstellen!“, ruft einer der Heeresführer. „Wir laufen jetzt durch Binswangen und brennen es ab“, sagt eine verkleidete Magd mit einem Augenzwinkern – alle sind beeindruckend gut in ihre Rollen eingetaucht. Binswangen übersteht den Tag zum Glück ohne Feuer, anders als 1525, und das Heer zieht unter „Freiheit!“-Rufen weiter nach Erlenbach.

Neckarsulm wurde am Karfreitag 1525 von aufständischen Bauern eingenommen. Vor der Stadt errichteten sie ein Lager und verhandelten mit Graf Ludwig von Helfenstein, dem Amtsmann von Weinsberg – unter anderem über die Aufhebung der Leibeigenschaft und die Abschaffung von Frondiensten. Als die Verhandlungen scheiterten, zog die große Bauernschar am Ostersonntag Richtung Burg Weibertreu.

Reiner Kern bleibt zunächst im Lager zurück. Er muss sich noch um wichtige Dinge kümmern – vom Transport der Kanonen bis hin zu Ersatzschuhen, alles muss am richtigen Ort sein. An seiner Seite: sein Sohn Alessandro, stilecht in Leder und Pelz gekleidet. „Die ganze Familie ist dabei – vom Großvater bis zum Enkel“, sagt Kern stolz und lacht. Mit im Heereszug marschiert auch Roland Brüderle. Er ist Hauptmann seines achtköpfigen Bauernhaufens vom Bund Oberschwäbischer Landsknechte. Der Einladung zum historischen Schauspiel folgt er mit großer Freude. „Das Jahr 1525 ist etwas ganz Besonderes“, sagt er. „Wir wollen den Leuten Geschichte näherbringen und machen das mit voller Leidenschaft.“

Historienschauspiel zum Bauernkrieg: Segnung an der Sulm in Erlenbach

„Ja, das ist ihnen wirklich gut gelungen. Wie im Mittelalter“, lautet das Fazit von Michaela Förster. Die Neckarsulmerin begleitet den Marsch zur Weibertreu gemeinsam mit einigen Freundinnen. Schade sei nur der starke Regen gewesen. „Sonst wären sicher noch mehr Leute gekommen.“ Kern muss schmunzeln: „Das Wetter haben wir genauso bestellt – damals hat es nämlich auch geregnet. Das habe ich ganz genau recherchiert“, antwortet er mit sarkastischem Unterton.


Als das Heer an der Erlenbacher Sulmtalhalle ankommt, hört der Regen schließlich auf. Immer mehr Besucher schließen sich der Gruppe an und verfolgen gespannt eine kurze Inszenierung der „Bauernsegnung“ am Bach. „Nichts als die Gerechtigkeit Gottes“, heißt es dort, bevor das Bauernheer – nach einer kurzen, für das späte Mittelalter untypischen Stärkung bei Apfelsaft aus Plastikflaschen und Brezeln aus Bäckertüten – weiter Richtung Weinsberg zieht.

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben