Was Radfahrer in der Region stört
Der Fahrradclub ADFC hat einen zweijährigen Statusbericht zum Radfahren veröffentlicht. Im Südwesten wird deutlich: Es punkten vor allem Großstädte. Die Region schneidet dagegen ziemlich durchwachsen ab. Woran es hakt.

Das Radfahren im Südwesten bleibt vielerorts ausbaufähig. Das ist das Ergebnis des "Fahrradklima-Tests" des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) für das Jahr 2022. Demnach punkten vor allem große Städte, selbst wenn sich das Radfahren auch dort nicht wesentlich verbessert hat.
So muss Karlsruhe mit der Note 3,09 seinen Spitzenplatz aus dem letzten Ranking wieder an Münster (3,04) in NRW abtreten. Freiburg verbesserte sich leicht auf 3,11, blieb aber auf dem dritten Platz in der Kategorie Großstädte.
Der ADFC überprüft mit der Umfrage alle zwei Jahre, wie zufrieden Radfahrer sind. Die nicht repräsentative Umfrage ist offen für alle. 2022 fand sie zum zehnten Mal statt. Laut ADFC haben sich rund 245 000 Radfahrende beteiligt. Im Schnitt vergaben die Teilnehmer die Note 3,96 ("ausreichend"). Damit hat sich die Lage deutschlandweit seit 2020 quasi nicht verändert.
Stuttgart liegt weit hinten, Bremen ist fahrradfreundlichste Metropole
Gute Noten erhielten Tübingen und Rutesheim. Tübingen (3,21) rückte dank einer leichten Verbesserung auf den dritten Platz in der Kategorie "50 000 bis 100 000 Einwohner", nach dem sechsten Platz im Jahr 2020. Rutesheim (2,49) blieb trotz leichter Verschlechterung auf Platz 3 unter den Kommunen bis 20 000 Einwohner. Die Landeshauptstadt Stuttgart verweilt dagegen mit einer Gesamtbewertung von 4,20 hinten auf Platz 11 von 14.
Bremen wurde erneut als fahrradfreundlichste Metropole mit mehr als 500 000 Einwohnern gekürt. Der ADFC bilanzierte: "Finden Radfahrende breite Radwege, gute Angebote an Mieträdern und genug sichere Abstellmöglichkeiten vor, sind sie zufriedener und bewerten ihre Kommunen auch besser."
Heilbronn macht viel Werbung - Radfahrer wünschen sich stattdessen mehr Falschparkerkontrollen
Die Teilnehmer-Städte in der Region haben durchwachsen abgeschnitten. Heilbronn bekommt von Radfahrern die Schulnote 3,82 und steht damit auf Platz 10 von 40 Großstädten. Positiv bewerten Teilnehmer, dass Radfahren in jüngster Zeit gefördert wurde und Einbahnstraßen für Radfahrer oft in beide Richtungen offen sind. Schlecht schneiden Ampelschaltungen und mangelnde Falschparkerkontrollen ab.
Zudem entspricht das, was positiv bewertet wird, häufig nicht dem, was Radfahrern wichtig ist. So bewerteten Befragte in Heilbronn "Aktionen und Kampagnen" als unwichtig, während die "Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer" und "Hindernisse auf Radwegen" als relevante Probleme benannt wurden.
Viele Städte und Gemeinden erreichen nur Schulnote 3 oder 4
Abgeschlagen sind Bad Rappenau (Platz 70), Neckarsulm (166), Öhringen (172), Mosbach (222), Schwäbisch Hall (305) und Sinsheim (358). Die Noten reichen von 3,63 für Bad Rappenau bis 4,25 für Sinsheim. Allerdings umfasst die Kategorie für kleinere Städte 447 Orte, weshalb schon etwas schlechtere Noten zum Abrutschen führen können.
Gut bewertet wurde meist die Breite von Radwegen und dass wenige Räder gestohlen werden. Besonders schlecht bewerteten die Teilnehmer Ampelschaltungen, Falschparkerkontrollen und nicht für Radler offene Einbahnstraßen.
Besser wird es in Obersulm, schlechter in Bad Friedrichshall
Unter Orten mit weniger als 20.000 Einwohnern wurden Bad-Friedrichshall (Platz 130 von 474), Lauffen (147), Obersulm (195), Besigheim (332) und Künzelsau (443) bewertet. Stark verbessert hat sich Obersulm (Note 3,8): Teilnehmer hoben hervor, dass Jung und Alt radeln und man mit dem Rad zügig unterwegs ist.
Stark verschlechtert hat sich Bad Friedrichshall (Note 3,7): Radfahrer kritisierten die Führung an Baustellen, Ampelschaltungen und das Fehlen von Mieträdern. Schlechter als vergleichbare Städte schnitt Künzelsau ab. Abzug gab es für Ampelschaltungen, die Rad-Mitnahme im ÖPNV und fehlende Mietrad-Systeme.
Die schlechten Noten für viele Städte beobachtet der ADFC mit Sorge. "Grundsätzlich werden die Menschen nicht zufriedener, sondern unglücklicher. Sie haben weniger Spaß beim Fahrradfahren", sagt Ann-Kathrin Schneider, politische Bundesgeschäftsführerin. Besonders schlecht sei es auf dem Land. "Der ländliche Raum ist unser Sorgenkind." Dafür brauche es Lückenschlüsse, so Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Wichtig sei, auf dem Land ÖPNV und Rad zu verknüpfen.