Stimme+
Region
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Was die Hospitalisierungsrate aussagt

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Hospitalisierungsrate ist der wichtigste Corona-Richtwert, der in nächster Zeit entscheidet, wie der Alltag der deutschen Bevölkerung aussieht. Wir erklären, was er aussagt und wo seine Grenzen liegen.

In einem Zimmer der Intensivstation wird ein Patient mit einem schweren Covid-19-Krankheitsverlauf behandelt.
In einem Zimmer der Intensivstation wird ein Patient mit einem schweren Covid-19-Krankheitsverlauf behandelt.  Foto: Christophe Gateau/dpa/Archivbild

Ganz neu ist die Hospitalisierungsinzidenz als Richtwert für Corona-Maßnahmen nicht. Allerdings haben Bund und Länder in ihrem jüngsten Beschluss neue Schwellenwerte festgelegt, nach denen Einschränkungen gelten. Wir erklären, was der Wert aussagt und wo seine Grenzen liegen.

Die Hospitalisierungsrate soll angeben, wie viele Menschen mit einer Corona-Erkrankung in den vergangenen sieben Tagen ins Krankenhaus eingewiesen wurden. Der Wert wird auf 100 000 Einwohner umgerechnet, damit er vergleichbar ist.

Wert lag in Baden-Württemberg schon fast über der höchsten Schwelle

Die Krankenhäuser müssen die Aufnahme innerhalb von 24 Stunden an das jeweilige Gesundheitsamt melden und dabei umfassende Daten angeben, darunter Kontaktdaten, Tag der Erkrankung, Impfstatus und den Ort, an dem die Infektion wahrscheinlich stattgefunden hat. An Wochenenden wird der Wert nicht erfasst.

 


Mehr zum Thema

Die SLK-Kliniken versuchen seit mehreren Jahren, sich von dem Chefarzt zu trennen. Foto: Archiv/Berger
Stimme+
Heilbronn
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Landesvorgabe zu Intensivbetten stößt bei SLK-Kliniken auf Kritik


In Baden-Württemberg lag die Hospitalisierungsinzidenz am Donnerstag bei 5,7 und damit nur knapp unter der Schwelle von sechs, bei der laut den jüngsten Beschlüssen 2Gplus vorgesehen ist. Auch für Geimpfte und Genesene sind dabei in bestimmten Einrichtungen Testnachweise und andere Maßnahmen vorgesehen. Seit Anfang November lag der Wert zeitweise über sechs und nur knapp unter neun, der von Bund und Ländern höchsten vorgesehenen Stufe. Dann gelten noch strengere Maßnahmen, die die Länder beschließen können.

Robert-Koch-Institut weist Krankenhauseinweisungen stark verzögert aus

Doch es gibt einige Kritik. Bereits im September zeigten Recherchen der "Zeit", dass das RKI die Hospitalisierungsrate so berechnet, dass sie meist niedriger ausfällt, als es reale Corona-Fälle in Krankenhäusern gibt. Denn das RKI sortiert die gemeldeten Fälle nach dem Datum des positiven Tests, der jedoch meist Tage oder Wochen vor der Krankenhauseinweisung liegt.

 


Mehr zum Thema


Aus dem aktuellen Wert fallen diese Patienten raus. Das RKI korrigiert die Zahlen nachträglich nach oben, die aktuelle Inzidenz ist dadurch aber in der Regel deutlich zu niedrig angegeben. In manchen Wochen gab es laut "Zeit" doppelt so viele Fälle, wie das RKI zunächst angab.

Wert ist laut Experten und RKI erst nach 14 Tagen korrekt

Diese Kritik formulieren auch Experten des Science Media Centers (SMC). Während Nachmeldungen bei der Sieben-Tage-Inzidenz noch innerhalb weniger Tage eingegangen seien, dauere es bei der Hospitalisierungsrate zwei Wochen und länger. Außerdem würden die Bundesländer unterschiedlich schnell melden.

Dem Robert-Koch-Institut sind diese Abweichungen bewusst: Es empfiehlt, die Hospitalisierungsrate erst nach 14 Tagen als vollständig zu betrachten. In der Realität könnten spätere Meldungen dazu führen, dass Maßnahmen später greifen, so das SMC.

Spahn betont: Wir wissen um den Meldeverzug

Die Hospitalisierungsinzidenz sei ein "wichtiger Schwellenwert, bei dem wir wissen, dass es einen Meldeverzug gibt", sagte der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn. Sie gebe "eine Dynamik wieder", deshalb gelte es, möglichst früh zu reagieren und nicht erst, wenn ein festgelegter Wert erreicht sei.

RKI-Chef Lothar Wieler wies darauf hin, dass es drei Faktoren zum Messen des Pandemiegeschehens gibt: Inzidenz, Hospitalisierungsrate und Belegung der Intensivstationen. In einigen Regionen seien bereits alle Warnwerte erreicht, "und wir sind noch nicht am Peak", so Spahn weiter.

Nach oben  Nach oben