Warum der Grundwasserspiegel in Baden-Württemberg seit Mai sinkt
Bodenfeuchte, Temperatur, Niederschläge, historische Extremwerte, Klimaprojektionen: All das beziehen Fachleute mit ein, wenn sie die Grundwasserlage beurteilen. Das Ergebnis für August mag angesichts des aktuellen Wetters überraschen.
Wer dieser Tage mit Regenschirm oder Regenjacke unterwegs ist, mag es kaum glauben: Trotz Schauer und Gewitter sind die Grundwasserverhältnisse im Südwesten rückläufig.
Und daran wird sich nach Angaben der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) vom Mittwoch in den kommenden Wochen voraussichtlich auch nichts ändern. Die Gründe sind der hohe Wasserbedarf von Bäumen und Sträuchern und die sommerlichen Lufttemperaturen. Doch es gibt auch ein Gutes: «Großräumige Engpässe in der Wasserversorgung sind aufgrund der momentanen Beobachtungen nicht zu befürchten», heißt es im aktuellen Bericht «Grundwasserstände und Quellschüttungen» der Behörde aus Karlsruhe.
Grundwasser-Messstellen zeigen im Monatsmittel Rückgänge
Die Grundwasserverhältnisse in Baden-Württemberg sind den Angaben zufolge seit Mai rückläufig. Ende Juli habe sich die Lage zwar örtlich etwas stabilisiert und leicht erholt. Im Monatsmittel hätten sich jedoch an mehr als 95 Prozent der Messstellen Rückgänge abgezeichnet. Die Grundwasserstände und Quellschüttungen hätten sich Ende des Monats auf unterdurchschnittlichem Niveau bewegt, jede vierte Messstelle sogar auf niedrigem Niveau. «Die Situation ist in Teilen des Oberrheingrabens und des Neckarbeckens weiter angespannt», schreiben die Fachleute. Im Vergleich zum sehr trockenen Vorjahr seien die Grundwasserverhältnisse jedoch mehrheitlich angestiegen.
Neues Grundwasser bildet sich erst im Herbst
Die Ausgangslage, dass sich Grundwasser neu bildet, ist nach der Einschätzung Anfang August wegen der geringen Bodenfeuchte ungünstig. Außergewöhnliche Verbesserungen der Situation im Sommer wie im Jahr 2021 könnten bei anhaltenden Niederschlägen zwar nicht ausgeschlossen werden. «Aber erfahrungsgemäß wird der Grundwasserneubildungsprozess jedoch erst im Herbst wieder einsetzen», erklärte die LUBW.
Diese setzt für ihre Beurteilung die aktuelle Situation in Bezug zur bisherigen Entwicklung und erstellt Prognosen. Dabei werden einer Sprecherin zufolge verschiedene Faktoren herangezogen wie die Bodenfeuchte, meteorologische Daten (Temperatur und Niederschläge), historische Extremwerte, der bisherige saisonale gewässerkundliche Jahresverlauf der Messstellen mit statistischen Trendbetrachtungen und Vergleichen, Grundwasserneubildung und Klimaprojektionen.
Wetterlage in der Region
Der Sommer hat in der Region in diesem Jahr bereits für extreme Wetterverhältnisse gesorgt: Von Hitzetagen, die aufgrund der Trockenheit für Brände sorgten, über Gewitter mit Blitz und Donner bis hin zur aktuellen Regenphase war schon alles dabei. In welche Richtung haben sich die Werte in den letzten 20 Jahren entwickelt? Ein Meteorologe zieht einen Vergleich.