Welche Schädlinge neben dem Borkenkäfer noch die regionalen Wälder bedrohen
Alle reden vom Borkenkäfer – doch den hiesigen Förstern machen auch andere Schädlinge und Krankheitserreger große Sorgen. Ein Überblick.

Wenn von der Bedrohung für den Wald und die Herausforderungen für dessen Bewirtschafter im Zuge des Klimawandels die Rede ist, wird viel über ihn gesprochen: den Borkenkäfer. Mit Recht - denn diese Unterart der Rüsselkäfer richtet mittlerweile fast jährlich großen wirtschaftlichen und ökologischen Schaden an.
Doch in puncto Schädlinge und Krankheitserreger haben die Forstleute in der Region noch mit mannigfaltigen anderen und bisweilen durchaus weniger im öffentlichen Rampenlicht stehenden Problemen zu tun, wie Roland Hartz weiß. Der Chef des Bezirks Tauberfranken bei der Forst BW trägt Verantwortung für über 15.000 Hektar Staatswald in fünf Landkreisen.
Von Pilzen bis Nagetieren

"Ein gravierendes Thema ist natürlich das Eschentriebsterben. "Jener, aus Osteuropa eingeschleppte, Pilz trat vor knapp 15 Jahren auch erstmals in der Region auf. "Eine ökologische Großkatastrophe", sagt der Fachmann. Der Erreger habe aber aus seiner Sicht "mit dem Klimawandel nichts zu tun". Dennoch: Die Folgen sind mittlerweile gravierend. Die Esche war hier eigentlich die wichtigste Laubbaumart, hatte in manchen Revieren einen Anteil von bis zu 25 Prozent am Bestand.
"Die Esche war eine Hoffnungs-Baumart im Kampf gegen die Klima-Folgen, weil sie auf relativ trockenem Boden wächst. Sie wurde oft auf großen Kahlflächen gesetzt, etwa nach Sturmschäden. Und jetzt wird diese Baumart dramatisch dezimiert." Die Wissenschaft forscht zwar auf Hochtouren, bislang gibt es aber kein Mittel gegen den Pilz. Ein Risiko - auch für den Menschen: "Die geschädigten Bäume stürzen manchmal einfach um", so Hartz.
Öffentlich sichtbar wurde das im Mai etwa im "Australischen Garten" in Öhringen, als die dortigen Eschen aus Gründen der Verkehrssicherheit massiv beschnitten werden mussten (wir berichteten). Auch ein weiterer Erreger - die sogenannte Ahorn-Rußrindenkrankheit - "macht uns ziemliche Sorgen", sagt Hartz. "Dieser Pilz ist aufgrund der Schwächung der Bäume durch die Trockenheit auf dem Vormarsch." Und: Wenn Menschen, etwa beim Sägen, dessen Sporen einatmen, kann dies zu schweren Lungenproblemen führen.
Hubschrauber waren schon im Einsatz

Deutlich größer als jene mikroskopisch kleinen Erreger - Pilze firmieren biologisch als eigene Gattung zwischen Pflanze und Tier - sind die Käfer und Raupen, welche den Forstleuten Sorgen bereiten: Neben dem Eichenprozessionsspinner - dessen feine Härchen bei der Aspiration ebenfalls Schäden für die menschliche Gesundheit verursachen können - ist insbesondere der Schwammspinner ein Problem, wie der Forst-BW-Mann berichtet: "Die Schmetterlingsart hat zuletzt 2019 und 2020 eine Massenvermehrung mit großflächigem Kahlfraß in den Laubwäldern der Region durchgemacht." Der Schädling sei insbesondere für die Eiche eine "große Gefahr".
Ein Risiko, das jederzeit wieder aufflammen kann. Wenngleich die Lage diesbezüglich in Hohenlohe und im Unterland momentan "eher ruhig" sei. Was womöglich auch noch an jener aufwendigen Aktion des Jahres 2020 liegen könnte: Damals wurde per Hubschrauber über mehreren hundert Hektar Waldfläche ein spezielles Bakterium abgeworfen, das dazu führt, dass diese Raupen sich zersetzen. "Das ist nicht unumstritten. Aber wir haben uns wegen der existenziellen Bedrohung dafür entschieden", sagt Hartz. "Für unsere Verhältnisse hat das richtig viel Geld gekostet."
Warum auch Mäuse Schaden bringen

Alles andere als "prächtig" wirkt sich in den örtlichen Wäldern auch die Spezies der Prachtkäfer aus: "Es gibt mehrere Arten, die wegen der gestiegenen Temperaturen meist aus dem Mittelmeer-Raum zugewandert sind", weiß Hartz. Auch die dadurch entstandenen Schäden sind also Folgen der Klimaveränderung. "Wir haben Bestände, wo wir den nicht mehr rauskriegen." Besonders relevant ist der Buchenprachtkäfer, welcher "im Prinzip wie ein Borkenkäfer wirkt". Er schädigt den Baum unter seiner Rinde.
Und dann wären da auch noch die weiteren Arten der Rüsselkäfer: "Wir haben ja viele Flächen neu aufforsten müssen. Die Larven der Käfer fressen die Wurzeln von jungen Nadelbäumen." Und auch noch größere Nager wirken sich bisweilen fatal aus: "Wühlmäuse neigen gerade in trockenen Jahren dazu, uns die jungen Bäumchen zu beschädigen." Was man dagegen tun kann? "Nicht viel", bedauert Roland Hartz. Denn die klassische Mausefalle aus dem Haus und auch andere Fangtechniken bewirken im Wald wenig.
Borkenkäfer bedroht plötzlich andere Arten
Und auch beim Thema Borkenkäfer-Befall zeigen sich aktuell beunruhigende Entwicklungen: Laut Roland Hartz befiel die klassische Art namens "Buchdrucker" bislang nämlich fast ausschließlich die Fichte. "Nun gibt es aber ein neues Phänomen: Denn man hat festgestellt, dass der jetzt auch in die Douglasie geht", berichtet der Experte.
Somit wird auch eine derjenigen Arten, auf welche die Förster in ihrem schwierigen Kampf gegen die Folgen der Klimakatastrophe setzen, vermehrt anfällig für Borkenkäfer-Schäden. Was der Grund ist? Darüber rätseln die Fachleute noch. Hartz vermutet: "Man spricht in der Biologie vom Fehlwirt: Der Borkenkäfer kann sich eigentlich in der Douglasie gar nicht fortentwickeln, aber wenn er Hunger hat, dann geht er auch da rein."