Lage in Intensivstationen spitzt sich zu
Weil die Zahl der Covid-19-Patienten immer weiter ansteigt, sind in den Intensivstationen der Südwest-Kliniken im Schnitt nur noch rund 2,4 Betten pro Standort frei. Die Krankenhausgesellschaft warnt zudem vor Personalproblemen. Ein Überblick über die Situation.

In den Intensivstationen der Südwest-Kliniken werden immer mehr Covid-19-Patienten behandelt. Aus ersten Kliniken – wie zuletzt in Heilbronn – müssen Patienten aus Platzgründen in andere Krankenhäuser verlegt werden. Hier ein Überblick über die Lage in Baden-Württemberg.
Wie viele Intensivbetten sind im Südwesten aktuell belegt?
In Baden-Württemberg stehen momentan 2268 betreibbare Intensivbetten an 123 Standorten zur Verfügung. Von diesen sind (Stand Montag, 15.30 Uhr) 1974 Betten belegt. Pro Standort sind im Schnitt aktuell nur noch rund 2,4 Betten frei.
Wie viele Covid-19-Patienten werden in den Intensivstationen im Land behandelt?
In den Intensivstationen der baden-württembergischen Kliniken sind aktuell (Stand Montag, 14.30 Uhr) 406 Covid-19-Patienten in Behandlung. 180 von ihnen – also rund 44 Prozent – werden invasiv beamtet. Speziell für Covid-19-Patienten standen am Montagnachmittag landesweit noch 137 Intensivbetten frei.
Wie schnell kann die Bettenzahl bei Bedarf erhöht werden.
Innerhalb von sieben Tagen kann im Südwesten eine Notfallreserve mit 1160 zusätzlichen Intensivbetten aktiviert werden.
Was passiert, wenn die Südwest-Intensivstationen überlastet sind?
Es wurden bereits Intensiv-Patienten innerhalb von Baden-Württemberg verlegt – zum Beispiel von Heilbronn nach Freiburg. Laut dem Sozialministerium sind aktuell sämtliche Standorte in Baden-Württemberg sehr stark belastet. Daher komme es nicht zu den gleichen Entlastungseffekten wie in den vorangehenden Wellen. Verlegungen in andere Bundesländer habe es in jüngster Vergangenheit keine gegeben – bis auf einzelne heimatnahe Rückverlegungen, zum Beispiel von Heidelberg in Krankenhäuser an der hessischen Bergstraße.
Was fordert das Land von den Südwest-Kliniken ein?
Der Amtschef der Stuttgarter Sozialministeriums, Uwe Lahl, forderte die Geschäftsführer der Südwest-Kliniken in einem Schreiben vor drei Tagen dazu auf, sicherzustellen, dass mindestens 40 Prozent der Intensivkapazitäten mit invasiver Beatmungsmöglichkeit für die Versorgung von Covid-19-Patienten zur Verfügung stehen.
Wie bewerten die Krankenhäuser die Situation?
Die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) schlägt Alarm. "Die Lage auf den Intensivstationen ist sehr angespannt. Große Sorgen bereiten die weiter ansteigenden Inzidenzen, die dazu führen werden, dass die Zahl der Covid-19-Patienten in den nächsten Wochen weiter steigen wird", sagt BWKG-Hauptgeschäftsführer Matthias Einwag.
Wie reagieren die Kliniken?
Laut Einwag werden immer mehr planbare Operationen verschoben. Die Entwicklung zeigt sich gut an der Zahl der Intensivbetten, die unabhängig von Covid-19 belegt sind. Aktuell sind dies rund 1570. Anfang August 2021 waren es gut 1900. "Die durch die Absagen von medizinischen Eingriffen frei werdenden OP-Säle und Aufwachräume werden aktuell wieder in Intensivbereiche umgewandelt", so Einwag.
Wie sieht es personell in den Kliniken aus?
Steigen die Patientenzahlen weiter deutlich und müsse man möglicherweise bald auf die Notfallreserve zurückgreifen, dann "werden die auf den regulären Intensivstationen geltenden Personaluntergrenzen nicht mehr umgesetzt werden können", sagt Einwag. Seit 1. Februar 2021 dürfen in der Tagschicht maximal zwei Patienten auf eine Pflegekraft kommen. In der Nachtschicht sind es drei Patienten pro Pflegekraft. Laut Einwag melden die Geschäftsführer der Kliniken einen deutlich höheren Krankenstand bei ihrem Personal als in durchschnittlichen Zeiten. Grund sei die Dauerbelastung in der Corona-Pandemie.
Was bedeutet die Entwicklung auf den Intensivstationen für die Corona-Politik der grün-schwarzen Landesregierung?
In Baden-Württemberg gilt ein dreistufiges System. Noch befindet sich das Land in der Warnstufe. Weil am Montag mehr als 400 Covid-19-Patienten auf den Südwest-Intensivstationen behandelt worden sind, wurde erstmals der Wert der Alarmstufe – dieser liegt bei 390 Patienten – überschritten. Liegt der Wert am Dienstag nochmal über 390, dann gilt die Alarmstufe ab Mittwoch, mit der unter anderem in weiten Teilen des öffentlichen Lebens die 2G-Regel zur Vorschrift wird. Dies bedeutet, dass nur Geimpfte und Genesene Zugang etwa zu Veranstaltungen, Museen oder Restaurants haben.