Meinung zur aktuellen Corona-Lage: Politik in der Parallelwelt
Handeln ist angesichts der dramatischen Corona-Lage gefragt, doch von der künftigen Regierung kommt zu wenig, meint unsere Autorin.
Seit Beginn der Pandemie ist es die ewig gleich Dramaturgie: Wissenschaftler warnen, die Öffentlichkeit diskutiert und zweifelt, Politiker warten ab. So auch in dieser vierten Coronawelle, die schon jetzt viele Negativrekorde knackt. Die Republik leuchtet nicht mehr nur alarmrot auf der Inzidenzkarte des RKI, sondern an vielen Stellen dunkelpink bis schwarz. Kaum einmal sprach RKI-Präsident Lothar Wieler eindringlicher: "Es ist fünf nach zwölf", sagte er beim gemeinsamen Auftritt mit Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn.
Doch während in der Vergangenheit wenigstens die Kanzlerin auf die Mahnungen von Medizinern reagierte, scheinen die künftigen Ampelkoalitionäre in einer Art Parallelwelt gefangen. Das Spitzenpersonal der drei Parteien ist beim Thema Corona quasi abgetaucht, stattdessen hat die Stunde von Politikern der zweiten und dritten Reihe geschlagen. Sabine Dittmar (SPD) etwa, die jetzt unkte "Der Lockdown steht nicht zur Debatte" oder Marco Buschmann (FDP), der stur an seiner recht exklusiven Sicht festhält, Impfen und ein paar strengere Regeln könnten die Lage noch ändern.
Doch, auch das ist eine Lehre der Pandemie: Die Wissenschaft wird irgendwann gehört werden – wie viele Opfer das bis zu diesem Zeitpunkt kostet, hat die Politik zu entscheiden und zu verantworten.