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Audi die Arbeit erleichtern – diese Ideen von Studierenden wurden beim Kreathon ausgezeichnet

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Beim Kreathon in den Böllinger Höfen finden Studierende Lösungen für viele bekannte Probleme in der Automobilproduktion. Drei kamen dafür aufs Treppchen.

Vorstellung der Studentenprojekte beim Kreathon 2023 im Foyer von Audi Sport in den Böllinger Höfen
Vorstellung der Studentenprojekte beim Kreathon 2023 im Foyer von Audi Sport in den Böllinger Höfen  Foto: Audi

Audi holt sich die Jugend ins Haus. Zum dritten Mal fand bei Audi Sport in den Böllinger Höfen am Wochenende der sogenannte Kreathon statt. Bei diesem "kreativen Marathon" sind zehn Studententeams angetreten, innerhalb von drei Tagen konkrete Ansätze und Ergebnisse für eine Projektaufgabe zu erarbeiten. Sie haben geliefert.

Audi die Arbeit erleichtern – diese Ideen von Studierenden wurden ausgezeichnet

Nach dem Startschuss am Freitag um 9 Uhr gingen die bunt zusammengewürfelten Teams von Hochschulen aus der Region und aus ganz Europa hochmotiviert an die Arbeit. Rund um die Uhr blieben sie im Gebäude, holten sich Hilfe bei Audianern und anderen Beratern, unterstützten sich gegenseitig und ruhten sich nur selten in den Gruppenräumen aus.


"Ich weiß nicht, ob bei allen eine zweistellige Stundenanzahl an Schlafenszeit zusammengekommen ist", erzählt Logistikleiter Alexander Müller bei der Vorstellung der Ergebnisse am Montag. "Es war schon eine besondere Atmosphäre", findet Wolfgang Schanz, Produktionsleiter der Sportwagenmanufaktur in den Böllinger Höfen.

Unterschiedliche Probleme, unterschiedliche Lösungen: Von Programmieren bis KI-Kameras

Sehr unterschiedliche Probleme galt es zu lösen, und ganz unterschiedlich gingen die Teams mit ihnen um. So versank ein Team, das aus Studenten der Schule42 und der TU München bestand, tief in der Programmierung und optimierte die Bestückung der Regale mit den Boxen, die für die Montage am Band oder in der Manufaktur vorbereitet werden.

Ein weiteres Team nutzte ein KI-gestütztes Kamerasystem, um den Inhalt der Boxen zu überwachen. So griff ein Projekt ins andere.

Daten in Echtzeit aktualisieren, um Regale anders zu positionnieren

Ein drittes Team fand eine Lösung für das Problem, dass Regale in der Montage immer wieder anders positioniert und befüllt werden. Dazu montierten die Studenten zwei Kameras an den Logistikfahrzeugen, die ohnehin ständig durch die Produktion fahren.

"Eine scannt die Regale und Boxen, an denen wir QR-Codes angebracht haben, die andere die Position des Fahrzeugs im Raum", erklärt Moritz Graf vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Audi-Planer Andreas Schell ergänzt: "So haben wir immer einen Ist-Zustand."


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Die Jury, zu der auch der Geschäftsführer des KI-Parks Ipai, Moritz Gräter, zählt, sieht für diese Idee die größten Chancen auf eine praktische Umsetzung im Werk. Mit 30.000 Euro wird das Projekt bei Audi nun weiterverfolgt. "Ihr habt einen Riesenjob gemacht", lobt Wolfgang Schanz.

Tracker für den Indoor-Einsatz

Die gleiche Summe wird für die Idee des Team Nautilus bereitgestellt. Es entwickelte eine Art Indoor-GPS-Tracker, der statt mit satellitengestütztem GPS mit den existierenden WLAN-Feldern im Gebäude arbeitet. Angehängt an einzelne – vor allem teure – Bauteile, verhindern die Tracker, dass diese Teile verlegt werden. "Wir können alles nachverfolgen, die Tracker sind wiederverwendbar und der Akku hält zwei Wochen", sagt Linus Meierhöfer von der ETH Zürich. Das Team kam damit auf Platz drei.

Viele Bewerber, nur wenige weiblich

135 Bewerber gab es für die 50 Plätze des Kreathons. Am Ende waren allerdings nur vier junge Frauen unter den vielen männlichen Kollegen. Aus Györ in Ungarn, aus Ingolstadt und aus Neckarsulm kamen die Betreuer von Audi, zudem wurden die Teams von Fachleuten der TUM, vom Fraunhofer-Institut und dem KIT gecoacht.


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Das Konzept sei nicht auf den Wettbewerb ausgelegt, betont Alex Müller. Zusammenarbeit ist ausdrücklich erwünscht. Trotzdem ist die Enttäuschung in vielen Gesichtern abzulesen, als die Gewinnerprojekte verkündet werden.

Nicht alles digitalisiert

Nicht alles aber drehte sich um Boxen, Teile und ihre digitale Überwachung. Ein Problem, das am Ende fast analog gelöst wurde: Wie geht man um mit heruntergefallenen Schrauben? Oft unbemerkt geraten sie unter die fahrerlosen Transportfahrzeuge und können an diesen teure Schäden verursachen oder im besten Fall nur den Boden verkratzen.

Die Studenten bauten dazu eine rotierende Bürste, die an die Transportfahrzeuge montiert werden kann und alle Kleinteile aufsammelt.


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Unter dem Titel "Audiverse" konzipierte ein anderes Team die virtuelle Fahrt mit dem eigenen Auto durch phantastische Landschaften. Diese Möglichkeit könnte sogar gegen Aufpreis angeboten werden, eine Zahlungsbereitschaft wurde bei einer Umfrage unter Kunden im Audi-Forum nachgewiesen.

Konkrete Lösung für ein altbekanntes Problem

Den zweiten Platz machte "Clippy". Hinter dem lustigen Namen versteckt sich die ernsthafte Idee, bei der Schichteinteilung mehr Transparenz, Fairness und Eigenverantwortung der Mitarbeiter zu ermöglichen. Zeiten und Arbeitsorte, die bisher von Vorgesetzten eingeteilt werden, könnten die Audianer damit selbst zuordnen und auch nachträglich tauschen.

Das sei vielversprechend. Was die Betriebsvereinbarung zulässt, möchte man in Absprache mit dem Betriebsrat umsetzen, erklärt Wolfgang Schanz. "Das erleichtert die Planung in den Gruppen." Mit Porsche ist Audi zu diesem Thema bereits in Kontakt. Die Idee überzeugt jedenfalls auch viele der Anwesenden und erhält damit obendrein den Publikumspreis.

Dritte Auflage

2016 und 2018 gab es das Format bereits. Die Idee stammt von Alexander Müller, Logistikleiter bei Audi Sport, der gemeinsam mit KIT-Professor Kai Furmans, Leiter des Instituts für Fördertechnik und Logistiksysteme, das Konzept entwickelte. Die Kooperation von KIT und Audi Sport hat sich inzwischen verbreitert. Auch die Automotive Initiative 2025 (AI25) mit ihren Partnern vom Heilbronner Bildungscampus ist inzwischen mit im Boot. Außerdem wird das Projekt von Conrad Electronic unterstützt. Der Händler hat einen kompletten Profi-Store für die Zeit des Kreathons aufgebaut, aus dem sich die Teilnehmer bedienen können.

 
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