Audi baut Elektromobilität in Neckarsulm und Heilbronn aus
Audi entwickelt und baut Batterien mittelfristig vor Ort in der Region. Ab 2027 werden neue Stromer gefertigt. Auch Bosch-Chef Hartung sagt ein Wachstum für E-Autos voraus.

Audi elektrifiziert nach Aussage von Vorstandschef Gernot Döllner bis 2027 alle Kernsegmente. Einziges E-Auto aus der Region ist bislang der sportliche E-Tron GT, der am Standort Böllinger Höfe in Heilbronn produziert wird und im Sommer eine umfangreiche Überarbeitung erhält.
Direkt in Neckarsulm werden ab 2027 zwei Stromer für die Oberklasse produziert. Sie werden gerade unter den Projektnamen Landyacht und Landjet entwickelt.
Luxustromer aus Neckarsulm
Bei dem Projekt Landyacht handelt es sich um eine flache Limousine. Der Landjet sollte zunächst ein höhergelegtes Coupé werden. Insider berichten allerdings, dass Döllner den Wagen nun zu einem klassischen SUV umgestalten lassen will.

Nach Informationen der Heilbronner Stimme sollen die beiden Fahrzeuge einen Absatz von bis zu 50.000 Einheiten jährlich beisteuern. Ab 2030, 2031 erhält dann das Werk Neckarsulm als weiteres E-Auto die zweite Generation der Baureihe A6 E-Tron.
Akkufertigung in den Böllinger Höfen
Für den E-Tron GT liefert derzeit die Konzernschwester Porsche die Batterien, die den technisch baugleichen Taycan in Stuttgart-Zuffenhausen fertigt. Da ab 2027 der Bedarf an Akkus deutlich steigen wird, siedelt der Autobauer unseren Informationen zufolge bereits ein Jahr zuvor eine entsprechende Fertigung in der Region an. Derzeit gilt die Produktionsstätte Böllinger Höfe dem Vernehmen nach als aussichtsreichster Standort für die Ansiedelung der Batteriefertigung.
"Im Zuge der Elektrifizierung der Standorte haben wir den Plan, die Fertigungstiefe zu erweitern. Dazu zählt unter anderem die Fertigung von Batterien oder Batteriemodulen. Ein potenziell geeigneter Ort hierfür ist auch das Industriegebiet Böllinger Höfe in Heilbronn", sagte eine Audi-Sprecherin auf Anfrage unserer Zeitung. Batteriemontagen hat Audi bereits am Stammsitz in Ingolstadt und im belgischen Brüssel in Betrieb.
Absatzplus von 51 Prozent bei E-Autos
Die Zahl der ausgelieferten E-Autos mit den vier Ringen stieg 2023 um 51 Prozent auf rund 178.000 Einheiten. Der Anteil am Gesamtabsatz lag damit bei 9,4 Prozent. Nach Informationen der Heilbronner Stimme soll der Wert bis Ende 2025 auf mindestens 15 Prozent steigen.
Der Anteil vollelektrischer Fahrzeuge liegt in Deutschland gemessen am Gesamtbestand aktuell bei 2,9 Prozent. In der EU machten E-Autos im vergangenen Jahr rund 14,6 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen aus.
Bosch-Chef: 70 Prozent E-Autos bis 2030 in Europa
Dieser Anteil wird nach der Prognose von Bosch-Chef Stefan Hartung in den nächsten Jahren deutlich steigen. "In Europa werden 2030 nach unserer Einschätzung voraussichtlich 70 Prozent aller Neuwagen reine Elektroautos sein",sagt Hartung bei der Bilanzvorlage des Autozulieferers am Donnerstag in Renningen. In China und Nordamerika werde der Anteil an E-Autos 2030 demnach bei 40 bis 50 Prozent liegen.
Hartung: "Die Elektromobilität kommt - die Frage ist nur, wie schnell in den verschiedenen Regionen der Welt." Bei Bosch stehen alleine in diesem Jahr rund 30 Serienprojekte für Elektrofahrzeuge an. Aber auch der Verbrenner bleibe vorerst wichtig.
Forschungszentrum in Neckarsulm
Im Herbst vergangenen Jahres ist am Audi-Standort Neckarsulm mit dem Aufbau eines Batterietechnikums zur Erprobung von Hochvoltspeicher-Technologien begonnen worden. Dort sollen in Zukunft Prototypen der Akkus künftiger E-Autos erforscht und erprobt werden.
In dem neuen Gebäude C20 sind rund 600 Ingenieure und weitere Mitarbeiter beschäftigt. Unter anderem werden dort Fahrzeuge in zehn Kältekammern dauerhaft extremen Bedingungen ausgesetzt.