Aleph-Alpha-Gründer Jonas Andrulis: Führt er Europa in die KI-Zukunft?
Auf in die KI-getriebene Zukunft: Die Erwartungen sind groß, wie beim Heilbronner Risikokapitalgeber D11Z deutlich wird. Jonas Andrulis will seine Bekanntheit einsetzen und hofft darauf, dass Wirtschaft und Politik mitziehen.

Jonas Andrulis ist ein gefragter Mann. In Davos bei den Wirtschaftsgrößen, in Berlin beim Kanzler, in Stuttgart beim Ministerpräsidenten. Überall, wo man derzeit die Grenzen und vor allem die Chancen der Künstlichen Intelligenz ausloten will, hat sein Wort Gewicht.
Auch in Heilbronn, wo ein Teil der Investoren sitzt, die vor kurzem so viele Millionen zusammengesammelt haben, um sein Start-up Aleph Alpha auf die nächste Stufe zu heben.
Aleph Alpha von Jonas Andrulis ist schon ein wertvolles Unternehmen
Der 42-Jährige weiß, dass sich die Welt noch immer mitten im KI-Hype befindet - ausgelöst durch die bahnbrechenden Veränderungen, die mit Sprachmodellen wie ChatGPT im Alltag der Menschen angekommen sind. Es ist also schwer, alles richtig einzuschätzen, was derzeit passiert.
Was etwa ist das Start-up Aleph Alpha, das er gegründet hat, wert? Über eine Milliarde Dollar, wie manche schätzen? Dann wäre der 42-Jährige schon rund 200 Millionen Dollar schwer, 20 Prozent am Unternehmen gehören ihm noch. Zahlen, die manchem zu Kopf steigen würden. Doch Andrulis hat, wie er sagt, eine Mission. Und so, wie er das Thema in der "Alten Reederei" beim Kick-off für den umbenannten Zukunftsfonds "D11Z" umreißt, nimmt man es ihm ab.
Es scheint nur gemeinsam zu funktionieren
"Wir müssen es in die Zukunft schaffen", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung am Rande der Veranstaltung. Was er damit meint, das wird an diesem Abend deutlich: Das Land, ganz Europa, die Wirtschaft, und auch er als Unternehmer müssen es schaffen, in einer KI-getriebenen Welt zu bestehen.
Wie wichtig es ist, fasst er mit einem einfachen, klaren Satz zusammen: "Einen Prozess, den ich weder verstehe noch steuere, den kann ich nicht kontrollieren", sagt Andrulis. Die nächsten Monate könnten da bereits vorentscheidend sein. Die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Politik ist also gefragt. Dafür macht er auch zwei Tage später beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall Werbung.

Aufsehenerregender Deal mit Heilbronner und Neckarsulmer Beteiligung
Momentan ist Aleph Alpha im Bereich der großen Sprachmodelle der einzige Hoffnungsträger in Deutschland. Zusammen mit Mistral aus Frankreich gilt das sogar für ganz Europa. Und doch ist das Gefälle immens. 13 Milliarden soll Microsoft schon in die ChatGPT-Firma OpenAI investiert haben. Eine halbe Milliarde sind es derzeit bei Aleph Alpha aus dem aufsehenerregenden Deal mit Schwarz-Gruppe, Dieter-Schwarz-Stiftung, D11Z, SAP, Bosch, HP Enterprise, Burda und einigen kleineren Investoren.
Für Andrulis ist das Rennen dennoch nicht gelaufen. "Zum einen können wir auch noch mehr Geld bekommen, wenn es notwendig ist." An der Börse? "Das ist eine der Optionen." Zum anderen hat er mit seiner KI derzeit ein Alleinstellungsmerkmal: Die Nachvollziehbarkeit, die im Kontext geschäftlicher und behördlicher Anwendung so wichtig ist.
"Wir können eingesetzt werden bei Problemen, die sich mit KI-Chatbots einfach nicht lösen lassen", sagt Andrulis. Juristische Fragen, vor allem die sogenannten Compliance-Themen, die sicherstellen sollen, dass ein Unternehmen gesetzeskonform handelt, sind das Ziel der Aleph-Alpha-KI Luminous.
Zeitlich wird es allerdings eng: "In eineinhalb Jahren müssen wir gegen die beiden großen in der Welt einen Stand haben. Sonst sieht es schlecht aus", sagt Andrulis. Es zeigt, mit welcher Geschwindigkeit jetzt alle unterwegs sind.
Andrulis ist überzeugt: Deutschland hat die Power
Diese Geschwindigkeit müssen nun eigentlich auch die Unternehmen und Behörden aufnehmen. "Ich würde mich total freuen wenn die Unternehmen jetzt sehen würden, dass es eine tolle Art ist, sich gemeinsam aufzustellen, das würde Kräfte entfesseln", ist Andrulis überzeugt. "Wir haben so viel Power in unseren Unternehmen."
Schnelligkeit bringt nun auch der Zugang zu Partnern wie SAP, Bosch und Schwarz-Gruppe aus dem jüngsten Deal. Das seien "Schlachtschiffe", wie Andrulis betont, das sei nicht zu unterschätzen. "Wir bekommen im Handel und anderen Bereichen somit Use-cases" - Anwendungsfälle. So etwas könne man mit Geld nicht kaufen.
Zugang zu den Anwendungsfällen
Wenn solche "Schlachtschiffe" sich für eine deutsche KI entscheiden, dann dürfte das ausstrahlen auf die Wirtschaft. Andrulis könnte somit tatsächlich der Mann sein, der ein generelles Umdenken auslöst. Er ist am Puls der neuen Technologie, er ist Gestalter, und er hat Zugang zu den höchsten Etagen.
Auf die Frage, ob ihm die Aufmerksamkeit derzeit hilft, sagt Andrulis: "Es ist erst einmal notwendig für diese Mission, dass wir sichtbar sind." Leider gebe es in Deutschland vielleicht mehr Neid und Missgunst als in anderen Ländern, vor allem gegenüber Unternehmern.
Ein guter Freund habe ihm mal gesagt: "Wenn du das Gefühl hast, du willst reich und berühmt werden, dann werde erst mal reich und schau, ob es das Problem behebt." In seinem speziellen Fall aber, da ist er sich sicher, sei es notwendig für die Sache.
Hintergrund
2014 gründete Jonas Andrulis sein erstes KI-Unternehmen. Dann ging er zu Apple ins Silicon Valley. 2019 kehrte er zurück und gründete Aleph Alpha. Verbunden mit der jüngsten Finanzierungsrunde ist das Vorhaben, eine Außenstelle in Heilbronn zu gründen. In den nächsten Monaten will Aleph Alpha offenbar in den neuen Ipai-Bau im Wohlgelegen ziehen. Er soll im Sommer eröffnet werden. Genaueres lässt sich Andrulis nicht entlocken.