Baden-Württembergisches Start-up schmiedet Twitter-Alternative für Behörden
Facebook, Twitter und Instagram sind für Städte und Behörden nicht mehr wegzudenken. Doch die US-Plattformen sammeln viele Daten über ihre Nutzer. Ein Start-up aus Bad Schönborn arbeitet deshalb an einer Seite, die Behörden-Postings sammelt, ohne dabei die Nutzer zu durchleuchten.

Städte und Behörden stecken in einer Zwickmühle: Einerseits wollen sie zeitgemäß kommunizieren und Neuigkeiten bei Facebook und Twitter teilen. Andererseits sitzt ihnen der Datenschutzbeauftragte im Nacken, weil die Konzerne nicht genau erklären, was sie mit Nutzerdaten anstellen.
Ein Start-up aus Bad Schönborn will dieses Problem lösen und hat dafür die Internetseite "Stage" entwickelt. Dort wird all das veröffentlicht, was Städte und Behörden auch bei Facebook und Twitter hochladen. "Die Bürger können sich informieren, ohne ihre Daten preiszugeben", sagt Christian Ries, Chief Digital Officer bei Jaimo Solutions, der Firma hinter Stage.
Keine Werbung, keine Kommentare
Technisch funktioniert das so: Behörden müssen einmalig ihre Social-Media-Accounts hinterlegen. "Dadurch können wir sicherstellen, dass nur die Accounts verbunden werden, auf die Mitarbeiter der Verwaltung Zugriff haben", erklärt Ries. "Es gibt keine Werbung, keine Meinungen von Privatmenschen und keine Kommentare." Damit sei die Plattform fast eine Art Amtsblatt, nur für viele Gemeinden.
Sind die Profile einmal hinterlegt, fragt Stage jede Minute bei den Netzwerken ab, ob es neue Inhalte gibt. Falls dem so ist, werden sie importiert. "Das bedeutet, dass wir die Daten nach Deutschland runterladen." Für Nutzer, die auf der Seite surfen, werden die Inhalte dann von deutschen Servern geladen. "Es besteht keine technische Verbindung zu der amerikanischen Plattform."
Wer zu Facebook und Twitter will, wird vorgewarnt
Deshalb sucht man ein Cookie-Banner und eine umfangreiche Datenschutzerklärung auf der Seite vergeblich. Nur eine Ausnahme gibt es: Wer sich die Originalquelle eines Beitrags bei Facebook, Twitter oder Instagram ansehen möchte, bekommt eine Warnung. "Facebook teilt Ihre personenbezogenen Daten weltweit, sowohl intern zwischen den Facebook-Unternehmen als auch extern mit Facebook-Partnern, mit denen Sie sich auf der ganzen Welt verbinden", heißt es da. Den Hinweis haben die Gründer mit dem Landes-Datenschutzbeauftragten abgestimmt.
Freiburg, Heidelberg und Sinsheim machen bereits mit
Bisher ist die Plattform noch in der Beta-Version, also in einem Teststadium. Dennoch ist dort etwas los: Die Städte Freiburg, Heidelberg und Sinsheim sind bereits vertreten, außerdem die Digitalakademie und die Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg.
Wie unterschiedliche Accounts verknüpft werden können, zeigt das Beispiel Freiburg: Dort landen nicht nur die Beiträge der Stadt von Facebook, Twitter und Instagram auf Stage, sondern auch die Postings von Oberbürgermeister Martin Horn und die der städtischen Museen. Um mitzumachen, zahlen die Städte einen monatlichen oder jährlichen Beitrag.
Selbst wenn Behörden irgendwann ihre Profile in den sozialen Netzwerken löschen müssten, wäre das für die Gründer kein Problem. "Technisch betrachtet ist es kein Problem, dass eine Verwaltung ihre Inhalte exklusiv bei uns veröffentlicht", sagt Ries. Das sei jedoch derzeit nicht das Geschäftsmodell. Er gehe davon aus, dass Städte und Gemeinden Social Media künftig stärker nutzen wollen.
Für Christian Ries ist Stage damit attraktiver als Twitter-Alternativen wie Mastodon. "Wir haben nichts gegen Mastodon", sagt er. "Es ist aber uninteressant, wenn die Zielgruppe, also die Bürger, dort nicht unterwegs sind."
Am Beispiel Freiburg kann man bereits sehen, wie die Plattform mal aussehen soll: www.stage.freiburg.de
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