VW-Chef will weiter Werke schließen – Auch Audi plant Sparprogramm
Trotz des Widerstands seiner Beschäftigten hält Volkswagen an seinen Plänen fest, Werke in Deutschland zu schließen. Bei Audi soll ebenfalls der Rotstift angesetzt werden.
In der ersten Fußball-Bundesliga dümpelt der VfL Wolfsburg aktuell im Mittelfeld herum. Am vergangenen Donnerstag ruhte der Ball, die Arena war Schauplatz für die dritte Runde der Tarifverhandlungen bei Volkswagen. Am Ende, so würde man wohl im Fußball sagen, war es eine torlose Partie.
Die Fronten zwischen dem Autobauer und der IG Metall sind verhärtet. Im Streit um das milliardenschwere Sparprogramm gibt es keine Annäherung. Aber eine klare Ansage von IG Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger: „Wenn nötig, dann wird es ein Arbeitskampf werden, den die Bundesrepublik so seit Jahrzehnten nicht erlebt hat."
VW-Chef über Werksschließungen: "Den neuen Realitäten anpassen"
Europas größter Autobauer Volkswagen zeigt sich indes unbeeindruckt. Die Antwort ließ nur bis Sonntag auf sich warten. VW-Chef Thomas Schäfer stellte in einem Zeitungsinterview klar, dass das Unternehmen an seinen Plänen festhält. "Wir müssen unsere Kapazitäten verringern und an die neuen Realitäten anpassen", sagte Schäfer der "Welt am Sonntag". Komponentenstandorte und die Fahrzeugwerke gehörten dazu.

Auf die Frage, ob VW auf eine Werkschließung verzichten könne, sagte Schäfer: "Wir sehen das aktuell nicht." Das Unternehmen hatte unlängst bekräftigt, dass ein Volumen von rund einer halben Million Fahrzeuge fehlen. Und auch nicht wieder zurückkommen würde. Der VW-Konzern betreibt rund 100 Standorte weltweit. Angesichts der hohen Lohnkosten sind vor allem die Werke in Deutschland besonders teuer in der Produktion.
Krise beim Autobauer VW: Kündigungen nicht ausgeschlossen
Auch die angedrohten Kündigungen wollte Schäfer in dem Zeitungsinterview nicht ausschließen. Der Stellenabbau "über die demografische Kurve und mit den bisherigen Instrumenten wie Altersteilzeit und Aufhebungsangeboten wird nicht reichen", sagte er. Das würde zu lange dauern. Bei der Neuaufstellung der Marke denke er an einen Zeitraum von drei oder vier Jahren.
Audi-Chef über Sparmaßnahmen: "Müssen viel effizienter werden"
Bei der Konzernmarke Audi soll ebenfalls gespart werden. Am vergangenen Freitag hatte CEO Gernot Döllner seine wichtigsten Führungskräfte zu einer Management-Info (MMI) geladen. "Wir müssen viel effizienter werden", soll Döllner gesagt haben. Die Kosten wolle er massiv senken.
Die Marke mit den vier Ringen kämpft derzeit mit einem deutlichen Absatzrückgang und hohen Kosten für Anläufe neuer Modelle. Zudem hat Audi im Sommer Rückstellungen von rund 1,2 Milliarden Euro für die Schließung des Werks Brüssel getätigt. In Belgien verlieren wohl rund 3000 Beschäftigte ihren Job. Nachdem sich kein Investor gefunden hat und die Fahrzeugproduktion Ende Februar 2025 endet, steht der kleinste Audi-Standort vor dem Aus.
Audi: Unternehmen und Betriebsrat in Gesprächen
Bislang ist Audi von größeren Einschnitten verschont geblieben. Das könnte sich nun aber ändern. Der im Jahr 2019 geschlossene Pakt Audi.Zukunft sieht vor, dass bei verschlechterten unternehmerischen Rahmenbedingungen neue Verhandlungen aufgenommen werden.
"Der Audi-Vorstand bestätigt, dass dies nun der Fall sei und möchte Audi.Zukunft vor dem Hintergrund der veränderten Umfeldfaktoren und der verschärften Wettbewerbssituation gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern weiterentwickeln", teilte eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage der Heilbronner Stimme mit.
Audi hat bereits 9500 Stellen in Deutschland abgebaut
Im Rahmen des Pakts Audi.Zukunft hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits 9500 Stellen in Deutschland sozialverträglich abgebaut. Weiterer zentraler Bestandteil des Deals damals: In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts soll die Produktionskapazität des Standorts Neckarsulm von derzeit 300.000 auf 225.000 Fahrzeuge pro Jahr reduziert werden.
In Ingolstadt wird die Kapazität ebenfalls um 25 Prozent auf 450.000 Einheiten sinken. "Weniger Kapazitäten werden zwangsläufig zu weniger Personal führen. Da werden frei werdende Stellen nicht mehr besetzt", mutmaßt ein Produktionsplaner aus Ingolstadt. Er verweist zudem darauf, dass sich der Automatisierungsgrad in Zukunft weiter erhöhen werde. Von Seiten des Betriebsrats heißt es, dass das Unternehmen noch keine konkreten Forderungen gestellt habe.
Allerdings: Mit der Neuausrichtung der Technischen Entwicklung hat das Unternehmen den Grundstein gelegt und damit den Anfang für weitere Bereiche gemacht. In der Technischen Entwicklung hat Döllner eine Führungsebene streichen lassen. Dadurch haben rund 70 Manager ab 2025 keine Aufgabe mehr. Die Zahl der Manager soll auch in anderen Bereichen dem Vernehmen nach deutlich sinken.