"Schock war groß": Vollert-Insolvenz in Weinsberg verunsichert Mitarbeiter
Das Weinsberger Familienunternehmen Vollert ist insolvent. Die Belegschaft ist schockiert. Betriebsrat und IG Metall setzen auf Aufklärung – und hoffen auf den Erhalt.
Die Nachricht, dass der Weinsberger Maschinen- und Anlagenbauer Vollert zahlungsunfähig ist, hat in der Region für Aufsehen gesorgt. Und in der Belegschaft für große Verunsicherung. „Der Schock war groß am Freitag“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Simon Fuchs im Gespräch mit der Heilbronner Stimme.
Zwar habe es in den zurückliegenden Monaten durchaus Sorgen über die Entwicklung des Unternehmens gegeben. „Aber das kam dann doch überraschend“, sagt Fuchs. In der Belegschaft habe niemand mit diesem drastischen Schritt gerechnet. Entsprechend groß ist die Verunsicherung unter den 270 Mitarbeitern am Vollert-Stammsitz in Weinsberg.
Insolvenz bei Maschinenbauer Vollert: Betriebsrat und Gewerkschaft planen viele Gespräche mit den verunsicherten Mitarbeitern
Betriebsrat und IG Metall wollen sich in den nächsten Tagen und Wochen intensiv um die Kollegen kümmern – vor allem mit Sprechstunden und Infoveranstaltungen soll etwas mehr Klarheit geschaffen werden, wie Christian Thym von der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm berichtet.
Er weist darauf hin, dass es bei Vollert in der Vergangenheit durchaus Probleme gegeben hat, insbesondere aufgrund der schwachen Nachfrage. Daher habe man auch Ergänzungstarifverträge abgeschlossen und auch über weitere Beiträge der Mitarbeiter zur Stabilisierung des Unternehmens nachgedacht.
Vollert-Betriebsratschef: An der Auftragslage hat es nicht gelegen
Die zuletzt anziehende Nachfrage nach den Maschinen und Anlagen aus Weinsberg habe Mut gemacht, sagen Thym und Fuchs. „Wir hatten gehofft, dass es jetzt stabil weitergeht“, sagt der Gewerkschafter. „An der Auftragslage hat es nicht gelegen“, betont Betriebsratschef Fuchs. Letztlich hätten die Poolbanken den Stecker gezogen, weil sie nicht bereit waren, die zuvor gewährten Bürgschaften und Finanzgarantien zu verlängern.
Wie der geschäftsführende Gesellschafter Hans-Jörg Vollert sind auch die Arbeitnehmervertreter guter Dinge, dass es bei Vollert weitergeht. Aber es werde wohl anders weitergehen, vermutet Fuchs. Wie genau, ist derzeit unklar und hängt entscheidend davon ab, wie der vorläufige Insolvenzverwalter Marc-Philippe Hornung von der Mannheimer Kanzlei SZA Schilling, Zutt & Anschütz die Zukunftsperspektiven beurteilt.
Das 1925 in Weinsberg gegründete Unternehmen Vollert ist heute international tätiger Anlagenspezialist mit drei Schwerpunkten. Das Unternehmen entwickelt Lösungen für die Betonfertigteilproduktion und die Betonschwellenproduktion. Der zweite Bereich umfasst Lösungen für Intralogistikprozesse, der dritte Lösungen für Rangierprozesse und Lösungen für die Kran- und Hebetechnik. Vollert beschäftigt 360 Mitarbeiter, davon 270 am Stammsitz in Weinsberg. Das Unternehmen hat Standorte in Brasilien, Indien, China und den USA.
Arbeitnehmer hoffen auf Fortbestand ohne Stellenabbau oder Zerschlagung
Häufig gehen insolvenzbedingte Sanierungen mit einem Stellenabbau einher, das wissen Fuchs und Thym natürlich. „Ich hoffe, dass wir ohne Jobausbau durchkommen“, sagt der Gewerkschafter.
Und beide Arbeitnehmervertreter wünschen sich, dass Vollert als Ganzes weitermachen kann und nicht zerschlagen wird. „Bei diesem Portfolio dürfte es schwierig werden, Einzellösungen für die Bereiche zu finden, sagt Thym.