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980 Arbeitsplätze betroffen
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Protest in Bretten: Neff-Mitarbeiter kämpfen gegen drohendes Produktions-Aus

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Rund 1500 Menschen protestieren gegen den geplanten Produktionsstopp bei Neff in Bretten. Belegschaft, Betriebsrat und Gewerkschaft stellen klare Forderungen.


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„Wir geben nicht auf. Aufgeben ist keine Option“, sagt Kristian Kipcic-Suta, Betriebsratsvorsitzender von Neff in Bretten, vor einer Menschenmenge bestehend aus der Werks-Belegschaft, deren Familie und Freunde, Vertretern aus der Gesellschaft und solidarischen Menschen aus Bretten und der Region.

Die Stimmung ist hitzig vor der Pforte des Industrie-Standorts im Kraichgau, an dem Öfen und Dunstabzugshauben hergestellt werden. Am 10. Oktober gab der Mutterkonzern BSH Hausgeräte bekannt, die Produktion in Bretten bis 2028 einstellen zu wollen.

980 Arbeitsplätze sind davon betroffen. Bei der Betriebsrats-Informationsveranstaltung am Dienstag machten sich die Betroffenen Luft und stellten Forderungen an den Mutterkonzern BSH Hausgeräte, der eine 100-prozentige Tochter von Bosch ist.


Gegen Produktions-Aus bei Neff in Bretten: Belegschaft strömt zu Info-Veranstaltung

Kurz vor Beginn der Informationsveranstaltung zum Schichtwechsel um 13.30 Uhr strömt die Belegschaft von Neff aus dem Werk. „Tradition bewahren, Bretten retten!“  oder  „Das Herz von Bretten blutet“ steht beispielsweise auf den zahlreichen Protestplakaten, die die Teilnehmer in den Händen halten.

Mit Trillerpfeifen, Hupen, Trommeln und mehr bejubeln sie die Forderungen der Redner aus Betriebsrat, Belegschaft und Gewerkschaft – und trotzen dem Nieselregen, der mehrfach einsetzt. Auf einem Flugblatt steht: „Lasst uns weiterhin gemeinsam kämpfen.“

Betriebsrat stellt Forderungen an BSH Hausgeräte – Schließung von Neff-Standort soll verhindert werden

„Wir erwarten, dass man mit uns gemeinsam an einer Lösung arbeitet, um diesen Standort zu erhalten“, sagt Kipcic-Suta vor der Menge und berichtet, man habe die Geschäftsführung zur Betriebsversammlung in Bretten am 21. November eingeladen, damit sie sich vor den Mitarbeitern verantwortet. „Ich bin mal gespannt, ob sie diesen Mut haben, zu kommen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende.

Man habe BSH Hausgeräte aufgefordert, solange die Gespräche mit dem Wirtschaftsausschuss und der Rechtsabteilung nicht abgeschlossen sind, keine Maßnahmen zur Umsetzung der Schließung einzuleiten, so Kipcic-Suta. Anwälte und Unternehmensberater würden zu Rate gezogen.

Betriebsratsvorsitzender Kristian Kipcic-Suta spricht zur Menge.
Betriebsratsvorsitzender Kristian Kipcic-Suta spricht zur Menge.  Foto: Simon Bitsch

Versammlung für Erhalt von Neff-Standort in Bretten: Gewerkschaft überwältigt von Teilnahme

Dirk Becker, erster Bevollmächtigter der IG Metall Bruchsal, war überwältigt von der Menschenmenge vor dem Neff-Haupttor. Der Gewerkschaftler schätzte die Masse auf um die 1500 Menschen. „Und alle sind hier, um für ihre Arbeitsplätze zu kämpfen und ihre Solidarität zu bezeugen“, sagte er emotional. 

Er sprach auch einen Punkt an, der auch auf den Protestplakaten und den Forderungen der anderen Redner wiederzufinden war: Über die Schließung des Produktionsstandorts hätten die Bosse im fernen Stuttgart und München über den Kopf der Menschen in Bretten hinweg entschieden. „Es ist ja jetzt nicht so, dass wir Verluste schreiben würden. Das ist immer noch ein profitabler Standort, sie bekommen einfach nicht genug“, sagte Becker vor dem Tor.

Traditionsstandort

„Bretten ist Neff. Neff ist Bretten.“ Diese Losung wiederholten gleich mehrere Redner bei der Informationsveranstaltung des Betriebsrats vor der Pforte des Hausgeräteherstellers am Dienstag. Damit spielen sie darauf an, dass die Firma eine lange Tradition in der Stadt im Kraichgau hat. 1877, also fast vor 150 Jahren, gründete Carl Andreas Neff seine „Herd- und Ofenfabrik“ in Bretten, wo mittlerweile über 1000 Menschen ihre Arbeitsstelle haben.

Schritte gegen Produktionsschließung von Neff in Bretten: Zur Not mit Bussen zur Zentrale

Bemängelt wurde auch, dass Unternehmen laut Gesetz, über solche Maßnahmen rechtzeitig und umfassend informieren und mit dem Betriebsrat gemeinsam über Alternativen beraten müssen, was hier nicht geschehen sei.

Sollte es keine Lösung geben, sei eine weitere Eskalationsstufe nach Stuttgart oder München, zu Bosch oder BSH Hausgeräte, zu gehen, sagte Kipcic-Suta nach der Veranstaltung der Stimme. Das sprach auch Gewerkschaftler Becker in seiner Rede bereits an. „Wenn die Zeit gekommen ist, dann fahren wir von mir aus mit 10 oder 15 Bussen dahin und zeigen denen, was wir von ihrer Entscheidung halten.“ 

Neff-Schließung in Bretten: Belegschaft möchte von Entscheidungsträgern bemerkt werden

Wichtig sei die Veranstaltung gewesen, dass die Entscheidungsträger bei BSH Hausgeräte in München die Menschen bei Neff bemerken, sagte Mitarbeiter Dennis Fögele direkt nach der Versammlung gegenüber der Stimme.

Er hatte ein Schild dabei. „Neff in Bretten zuhause“, steht drauf. Er arbeitet seit 45 Jahren für den Küchengerätehersteller. So wie ihm geht es vielen. Teilweise sind mehrere Generationen gleichzeitig bei Neff in Bretten beschäftigt. 

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