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Produktions-Schließung bei BSH in Bretten: Stimmung bei Belegschaft ist schlecht

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Nachdem am Freitag bekannt wurde, dass BSH (Bosch-Siemens Hausgeräte) die Produktion in Bretten schließen wird, ist die Belegschaft noch immer schockiert. Die Mitarbeiter finden klare Worte.


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„Ja, wie soll die Stimmung denn sein? Schlecht!“ Diesen Tenor bekommt man von den Mitarbeitern des BSH-Werks in Bretten mit – auch wenn manche viel vulgärere Worte als „schlecht“ finden.

Am Freitag wurde die Belegschaft informiert, dass bis zum Ende des ersten Quartals 2028 unter anderem die Produktion von Herden und Dunstabzugshauben sowie die Logistik am Standort Bretten eingestellt werden. Etwa 980 Mitarbeiter seien davon betroffen.

Produktions-Aus bei Neff-Werk in Bretten: Mitarbeiter sprechen von „Tragödie“ 

„So richtig gefasst hat’s noch niemand“, sagt eine Mitarbeiterin gegenüber der Heilbronner Stimme am Werk in Bretten. „Es herrscht schon ein bisschen Totengräberstimmung“, beschreibt sie am Dienstag die Atmosphäre in der Belegschaft. Auch das Verständnis für den Schritt fehle, was wiederum gut für die Gerüchteküche und den Flurfunk im Werk sei.

Als "Carl Neff Herd- und Ofenfabrik" fing der Standort in Bretten vor fast 150 Jahren mal an.
Als "Carl Neff Herd- und Ofenfabrik" fing der Standort in Bretten vor fast 150 Jahren mal an.  Foto: Simon Bitsch

Eine andere Mitarbeiterin beschreibt in ihrer Mittagspause die Stimmung unter den Kollegen – aber auch das Verhalten der BSH-Unternehmensführung – als „planlos“.  „Hier hängen ganze Familien dran. Für die Region ist es eine Tragödie“, sagt sie weiter. 

Viele Menschen arbeiten schon lange an dem traditionsreichen Standort in Bretten. Teils würden mehrere Generationen einer Familie im Unternehmen arbeiten, erzählt eine Mitarbeiterin der Stimme vor Ort. Das Werk beschäftigt Menschen weit über Bretten hinaus – aus dem ganzen Kraichgau kommen die Mitarbeiter.

Schließung bei BSH in Bretten: Belegschaft kritisiert Bekanntgabe der Nachricht am Freitag

Die Belegschaft kritisiert auch die Art und Weise, wie die Nachricht bekanntgegeben wurde. Am Freitagmorgen sei eine E-Mail gekommen, berichtet eine Mitarbeiterin. Eine Pflichtveranstaltung für die ganze Belegschaft stünde an, hieß es in der Nachricht. „Da hat man schon geahnt, dass nichts Gutes kommt.“

Acht Minuten habe die Rede dann gedauert. „Von null auf hundert kam das, aus dem Nichts. Es hat mir die Füße fast weggezogen. Es bricht einem das Herz“, sagt sie. Das Ende der Produktion sei einfach unvorstellbar, auch für die ganze Region. „Immer wieder hast du glasige Augen. Du denkst, du bist wie in einem Albtraum, aber wachst nicht auf“.

Als ursprüngliches Neff-Werk ist der Standort in Bretten für die Stadt von großer Bedeutung.
Als ursprüngliches Neff-Werk ist der Standort in Bretten für die Stadt von großer Bedeutung.  Foto: Simon Bitsch

„Wenn so was in zehn Minuten abgetan ist...“, kritisiert auch eine andere Mitarbeiterin die Versammlung am Freitag. Viele hätten sogar geweint, nachdem sie die Nachricht erfahren haben, sagt eine Gruppe Männer gegenüber der Stimme.

Stimmung nach BSH-Aus in Bretten: „Wie eine schwarze Wolke über dem Werk“ 

Ein anderer Mitarbeiter berichtet, er habe am Freitag verschiedene Facetten gesehen. Während manche Kollegen wohl sowieso schon geplant hatten zu gehen, sei für andere eine Welt zusammengebrochen: „Dann saßen da Kollegen zusammengekauert am Bordstein, rauchten zitternd ihre Zigarette und wissen nicht, wie es weiter geht.“

Wieder ein anderer Mitarbeiter beschreibt die Atmosphäre „Wie so eine schwarze Wolke am Himmel“, die über dem Werk hängen würde. Die Belegschaft sei verärgert – auch richtig sauer seien manche. 

Produktion von BSH-Werk in Bretten soll schließen: „Wie eine Trauerfeier“ 

Vor dem Werksgelände ist auch eine ehemalige Mitarbeiterin des BSH-Werks anzutreffen, die heute nur noch Beobachterin der Geschehnisse ist. Sie betont die Relevanz des Standorts: „Das ist sowas wie ein Wahrzeichen von Bretten. Das sollte bleiben“, sagt sie. 

Eine weitere Mitarbeiterin sagt, obwohl man sich der Wirtschafts- und Auftragslage bewusst gewesen sei, sei der Schritt überraschend gekommen. „Keiner weiß, wieso.“ Auch darüber, dass vorher keine Verhandlungen geführt wurde, wundert sie sich. Sie beschreibt die Stimmung im Werk zwar insgesamt als gemischt, sagt gegenüber der Stimme aber auch: „Ein Kollege meinte zu mir, es habe sich angefühlt wie eine Trauerfeier.“

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