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Neff-Schließung in Bretten: „Produktionsstandort Deutschland steht vor dem Ausverkauf“

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In Bretten will die Bosch-Tochter BSH die traditionsreiche Firma Neff schließen. Damit fallen etliche Stellen an dem Standort weg. Wie besorgt ist Brettens Oberbürgermeister Nico Morast?


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Bretten ist mit der Firma Neff der traditions- und erfahrungsreichste Standort im heutigen Verbund der Bosch Simens Hausgeräte (BSH). Seit 1877 werden hier Herde und Öfen produziert. Nun soll der Standort geschlossen werden. Wie schätzt Brettens Oberbürgermeister Nico Morast die Lage für die Stadt ein?

Herr Morast, wann haben Sie von der Entscheidung erfahren, dass das Neff-Werk in Bretten 2028 geschlossen werden soll?

Nico Morast: Ich habe am Tag der Verkündung – kurz bevor die Belegschaft informiert wurde – davon erfahren, als es vom BSH-Konzern in München längst beschlossen war, dass die Produktion am Standort Bretten zum Ende des 1. Quartals 2028 eingestellt wird und davon 980 Arbeitsplätze betroffen sind. Das ist ein Riesenschlag für Bretten und den ganzen Mittelzentrumsbereich, für die umliegenden Gemeinden und auch ein ganz gewaltiger Schlag für Baden-Württemberg.

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Ist Neff der größte Arbeitgeber in Bretten?

Morast: Nein, aber einer der traditionsreichsten. Das ist ein schwerer Schlag für die Stadt, weil er vor allen Dingen auch für uns sehr, sehr überraschend und ohne jegliche größere Vorwarnung gekommen ist. Natürlich ist mir sehr wohl bewusst, dass die Branche, dass die Wirtschaft insgesamt in schwierigen Zeiten ist. Aber als ich informiert wurde, dass der Termin stattfindet, bin ich davon ausgegangen, dass vielleicht nur einige produktive Arbeitsplätze reduziert werden. Das ist nun wirklich der Worst Case, der hätte eintreffen können.

In Massenbachhausen hatte Nico Morast einiges angestoßen, jetzt sieht sich der Oberbürgermeister von Bretten mit der Schließung eines der größten Arbeitgeber in der Stadt konfrontiert.
In Massenbachhausen hatte Nico Morast einiges angestoßen, jetzt sieht sich der Oberbürgermeister von Bretten mit der Schließung eines der größten Arbeitgeber in der Stadt konfrontiert.  Foto: Schwarzbürger, Susanne

Sie haben angekündigt, dass Sie nächste Woche in Gespräche gehen. Wie sehen Sie die Chancen, dass sich dann vielleicht doch noch etwas an den Plänen ändern lässt?

Morast: Es ist eine unternehmerische Entscheidung, das ist klar, aber solch eine weitreichende strategische Entscheidung hätte nicht ohne die Stadt Bretten getroffen werden dürfen. Hinter den 1000 Arbeitsplätzen stehen Familien, das ist natürlich verheerend. Ich werde alles in meiner Möglichkeit Stehende versuchen, um noch das Beste für das Unternehmen am Standort Bretten herauszuholen.

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Aber konkret benennen können Sie das im Moment wahrscheinlich noch nicht?

Morast: In den 1980er Jahren wollte die Firma Neff den Standort Bretten schon einmal verlassen. Damals hat die Stadt Bretten unter sehr hohem persönlichem Einsatz des damaligen Oberbürgermeisters Paul Metzger und auch unter Inkaufnahme größter finanzieller Aufwendungen für die Stadt das Unternehmen Neff in Bretten halten können. Das möchten wir als Stadt nicht einfach aufgegeben.

Waren die Produkte vielleicht einfach zu hochwertig für das heutige Marktgeschehen?

Morast: Ich habe zu Hause sieben Produkte der Firma Neff in der Küche und bin sehr zufrieden. Bretten war auch das Werk für Dunstabzugshauben und Backöfen. Die Neff GmbH gehört zum Bosch Siemens Hausgerätekonzern. Geschäftsführer Dr. Matthias Metz hat laut NTV noch im Februar 2024 gesagt, dass die Werke des Konzerns nicht im Fokus sind und die Stammbelegschaft gehalten werden soll. Auch in globalisierten, schnelllebigen Zeiten bin ich immer wieder überrascht, wie gering die Halbwertszeit solcher Aussagen ist.

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Befürchten Sie jetzt einen „Trading-Down-Effekt“ für Bretten?

Morast: Ich nehme den Trading-Down-Effekt nicht für Bretten wahr, sondern in ganz Baden-Württemberg und deutschlandweit. Die Verlagerung ins europäische Ausland und die Deindustrialisierung hat zur Folge, dass der Produktionsstandort Deutschland vor dem Ausverkauf steht. Auf kommunaler Ebene können wir nur versuchen, die Rahmenbedingungen vor Ort bestmöglich zu gestalten. Das andere sind politische Themen, worauf wir als Kommune leider keinen Einfluss haben.

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