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Schließungspläne für BSH-Werk: Gewerkschaft kämpft für Erhalt des Standorts Bretten

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Die Ankündigung der Verantwortlichen, das BSH-Werk in Bretten mit 980 Mitarbeitern 2028 zu schließen, hat Betriebsrat und Gewerkschaft überrascht. Die Arbeitnehmerseite kündigt Widerstand an.


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Die geplante Schließung des BSH-Werks in Bretten hat sowohl Betriebsrat als auch Gewerkschaft kalt erwischt. „Die Entscheidung hat uns überrascht. Wir wurden zuvor nicht informiert, dass Planungen hinsichtlich einer Schließung überhaupt angedacht sind“, sagt Betriebsratsvorsitzender Kristian Kipcic-Suta in einer Mitteilung der IG Metall. IG Metall und Betriebsrat wüssten auch nicht, ob es alternative Konzepte gegeben hätte.

Am BSH-Standort Bretten könnten 980 Mitarbeiter ihren Job verlieren

Der Hausgerätehersteller BSH, ein Tochterunternehmen von Bosch, hatte am Freitag angekündigt, sich angesichts einer schwächelnden Nachfrage von rund 1400 Beschäftigten zu trennen. Am stärksten betroffen vom Abbau ist laut der Mitteilung der Standort Bretten: Bis zum Ende des ersten Quartals 2028 sollen die Produktion von Herden und Dunstabzugshauben sowie die Logistik eingestellt werden. Etwa 980 Mitarbeiter würden ihren Job verlieren.

In den Bosch-Siemens-Werken in Nauen und Bretten werden Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen produziert. In den Werken sollen nun zusammen 1400 Stellen wegfallen.
In den Bosch-Siemens-Werken in Nauen und Bretten werden Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen produziert. In den Werken sollen nun zusammen 1400 Stellen wegfallen.  Foto: Ralf Hirschberger

IG Metall kritisiert: „Kurzfristige Rendite wichtiger als soziale Verantwortung“

Ein Schlag ins Gesicht der Belegschaft, findet Dirk Becker, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Bruchsal. „Bei Neff in Bretten und der dazugehörigen Logistik wurden in Corona-Zeiten Sonderschichten gefahren, um lieferfähig zu sein.“ Die Beschäftigten hätten sich enorm eingesetzt, um Rekordergebnisse zu verwirklichen. „Hier zeigt sich mal wieder, dass kurzfristige Rendite wichtiger ist als die soziale Verantwortung eines Stiftungsunternehmens.“

„Wir werden den Kopf nicht kampflos in den Sand stecken.“

Dirk Becker

Auch die IG Metall war vorab nicht in die Pläne des Konzerns mit Sitz in München eingebunden und wurde am Freitagmorgen überrumpelt. „Natürlich haben wir uns mit dem Betriebsrat Sorgen um die Zukunft gemacht. Die jetzige Auslastung ist nicht befriedigend und auch die Aussichten nicht gerade rosig“, sagt Becker. Dass Bretten als Standort aber nicht mehr rentabel sein soll, zweifelt der Gewerkschafter an.

Und Becker kündigt Widerstand an. „Wir werden den Kopf nicht kampflos in den Sand stecken“, verspricht er am Montagmorgen im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. Das bedeute indes nicht, möglichst hohe Abfindungen für die Beschäftigten rauszuholen. „Sondern das meint den Erhalt von Arbeitsplätzen“, macht er deutlich. Im Gespräch mit der Geschäftsleitung wollen Betriebsrat und Gewerkschaft erst einmal Einblick in die Zahlen erhalten.

Bevollmächtigter der IG Metall Bruchsal glaubt an Zukunftsfähigkeit des Werks Bretten

„Wir holen all das nach, was die Arbeitgeberseite bisher versäumt hat“, sagt Becker mit einem Seitenhieb auf die Kommunikationspolitik der Verantwortlichen. Dazu gehöre, die Zahlen, auf deren Grundlage die Entscheidung der BSH fußt, genauestens anzuschauen und eventuell ein Gegenkonzept zum Standorterhalt zu erarbeiten. „Wir sind überzeugt, dass der Standort Bretten auch künftig in der Lage ist, eine ausreichende Rendite zu erwirtschaften“, so Becker. Zumal Mitte des nächsten Jahres ein Aufschwung bei der sogenannten Weißen Ware zu erwarten sei.

Dem Betriebsrat habe er nahegelegt, ein Beratungsunternehmen und einen Anwalt einzuschalten. Bisher habe das Unternehmen keine Angaben dazu gemacht, wie genau die Zeitschiene für den geplanten Stellenabbau aussehen soll. „Die Arbeitgeberseite muss jetzt auf uns zukommen“, fordert Dirk Becker Transparenz ein. Als erste Reaktion hat der Betriebsrat Überstunden abgesagt. Die Beschäftigten arbeiten nicht über das vertraglich vereinbarte Maß hinaus. „Schauen wir mal schauen, wie die Arbeitgeberseite reagiert.“

BSH-Werkschließung in Bretten soll am Donnerstag Thema im Landtag werden

Die Schließungspläne in Bretten sollen auch Thema im Landtag werden: FDP-Landtagsabgeordneter Christian Jung (Wahlkreis Bretten) will in der Regierungsbefragung am kommenden Donnerstag wissen, welche Pläne die Landesregierung für die Rettung des Neff-Standortes hat. Im Mittelpunkt stehe die Frage, wie den Menschen eine Perspektive gegeben werden kann, teilt Jung mit. Zudem ist ein Gespräch mit IG Metall und Betriebsrat geplant.

Der FDP-Politiker hatte am Wochenende die „völlig intransparente Entscheidung“ der BSH-Manager um Vorstandsvorsitzenden Matthias Metz kritisiert, das traditionsreiche Neff-Werk in Bretten „still und heimlich“ zu schließen. Dieses Vorgehen sei ein eklatanter Bruch mit den Grundwerten der Sozialen Marktwirtschaft, die auf Verantwortung, Fairness und sozialer Partnerschaft beruht. „Statt mit den Menschen zu sprechen, hat man hinter verschlossenen Türen Fakten geschaffen – ohne jede Rücksicht auf jahrzehntelange Loyalität der Beschäftigten, auf regionale Verantwortung und auf die Zukunft hunderter Familien“, sagte Jung.

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