Wie Lidl und Kaufland ihre Kunden zu umweltbewussterem Einkaufen bewegen möchten
Kaufland und Lidl setzen verstärkt auf Nachhaltigkeit: Mit Mehrweg-Alternativen, Bio-Produkten und regionalen Lieferanten wollen sie umweltbewussten Konsum fördern.
Manchmal sind es kleine Dinge, die für große Aufregung sorgen können. Als im Dezember die Handelskette Kaufland einführte, für Plastik-Obstbeutel einen symbolischen Cent zu kassieren, kochten in gewissen Online-Portalen die Emotionen hoch. „Ich habe mich vier Wochen lang quasi mit nichts anderem beschäftigen müssen“, erinnert sich Pressesprecherin Alisa Götzinger. Dabei war die Großflächensparte der Schwarz-Gruppe gar nicht mal der erste Händler, der diese Gebühr einführte – Aldi ist schon mindestens fünf Jahre früher dran gewesen.
Doch es handelt sich weder um Schikane noch um den Versuch, den Kunden die Tütenrolle bezahlen zu lassen. Denn Kaufland weist in der Obst- und Gemüseabteilung nicht nur auf den Preis hin, sondern auch darauf, dass es zum sogenannten Knotenbeutel eine Alternative gibt: das wiederverwendbare Netz, das Kunden ebenfalls vor Ort kaufen, dann aber jahrelang weiterverwenden können.
Regio-Scouts suchen regionale Lieferanten für Kaufland
Es sind Maßnahmen wie diese, die seit Sommer bei Ines Rottwilm zusammenlaufen. Die Leiterin für Nachhaltigkeit bei Kaufland plant, koordiniert und bewertet mit ihrem Team alle Aktivitäten des Handelsunternehmens in Hinblick auf umweltbewusstes Handeln. Wenn sie einen Zuhörer mitnimmt auf die Reise durch den Supermarkt, beginnt sie bei den Ladesäulen auf dem Parkplatz, verweist beim Pfandautomaten auf die Möglichkeit, das Pfand für einen guten Zweck in der Region zu spenden, und steht dann in der Obst- und Gemüseabteilung.
Ob sich der symbolische Preis für die Plastikbeutel bereits auswirkt, indem Kunden seltener Beutel nehmen, könne noch nicht gesagt werden, erzählt sie. Aber dies ist ja nicht die einzige Maßnahme. Neben Bio-Ware legen die Märkte auch Wert auf regionale Lieferanten – und diese dürfen höchstens 30 Kilometer vom Markt entfernt sein. „Jede unserer sechs deutschen Regionen hat ein Regio-Scout-Team, das solche Lieferanten sucht“, sagt sie. Mehr als 2000 gebe es inzwischen, bei knapp 800 Filialen.
Kaufland hat 16 Themenfelder in der Nachhaltigkeitsstrategie
Auch beim Backshop gibt es inzwischen Mehrweg-Brotbeutel, im Kosmetik-Regal eine Naturprodukt-Linie, Antipasti können im Mehrwegbecher erworben werden und die Verpackungen der Eigenmarken wurden zum Teil auf Silphie-Papier der Schwesterfirma Prezero umgestellt oder im Gewicht reduziert. 46 Prozent des Plastiks in Verpackungen wurden seit 2017 eingespart, erzählt Ines Rottwilm – Ziel bis 2025 war aber nur 30 Prozent. „Das macht einen schon stolz.“
Inzwischen hat Kaufland eine umfassende Nachhaltigkeits-Strategie aufgesetzt – nach jahrelangen Vorarbeiten. 16 Themenfelder werden darin bearbeitet, von Tierwohl über Menschenrechte bis zu Kreislaufwirtschaft und Logistik. „Es ist jetzt eine Verbindlichkeit drin“, sagt die Nachhaltigkeits-Leiterin. „Aber das Wichtigste ist: Wir müssen die Kunden mitnehmen.“

Auch Lidl versucht Kunden zu umweltbewussterem Konsum zu bewegen
Mit diesem Engagement ist Kaufland nicht alleine, weder in der Schwarz-Gruppe noch im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel. Auch das Schwesterunternehmen Lidl versucht, seine Kunden zu umweltbewussterem Konsum zu bewegen. Auch dort gibt es Obstbeutel, Bioware und vegane Alternativen. Für Aufsehen sorgte der Schritt, vegane Eigenmarken-Artikel neben fleischhaltigen Produkten zu platzieren und zum selben Preis anzubieten.
„Der Ausbau des Bio-Sortiments ist eines unserer Hauptziele“, heißt es bei Lidl Deutschland. Bezogen auf den Gesamtmarkt sei der Umsatz von Bio-Artikeln 2024 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dabei sei der Eigenmarkenanteil gegenüber den Markenartikeln gewachsen. Mittlerweile gebe es rund 600 Bio-Artikel, mehr als 130 davon tragen das Bioland-Siegel. Lidl überlasse zwar den Kunden die Wahl, für welches Produkt sie sich entscheiden. „Um die Sichtbarkeit in den Filialen zu erhöhen, sind die Bio-Produkte direkt neben den konventionellen Pendants platziert.“ Und immer wieder gebe es „Probierpreise“ für die Bio-Ware.


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