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Nach Illig-Verkauf: Das sagen ehemalige Mitarbeiter nach der Kündigung

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Der Heilbronner Maschinenbauer Illig ist insolvent und wurde verkauft. 200 Jobs wurden gestrichen. Nun kritisieren ehemalige Mitarbeiter mangelnde Wertschätzung und hohen Zeitdruck.


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Der Heilbronner Maschinenbauer startet mit einem neuen Eigentümer unter dem neuen Namen Illig Packaging Solutions in die Zukunft. Das insolvente Unternehmen musste für den Zuschlag des Münchner Investors Orlando Capital allerdings 200 Arbeitsplätze am Stammsitz in Heilbronn-Sontheim abbauen. Für die Illig-Geschäftsführung, die beratenden Insolvenz- und Sanierungsexperten sowie Betriebsrat und IG Metall war dieser schmerzhafte Weg der einzige, um das Heilbronner Traditionsunternehmen zu retten. Wie aber haben die ehemaligen Mitarbeiter diesen Schritt aufgenommen?

Warum die ehemaligen Illig-Mitarbeiter vorerst nicht arbeitslos sein werden

Die 200 Illig-Mitarbeiter, die gehen mussten, sind bis auf drei in eine Transfergesellschaft gewechselt, die sich um die rasche Weitervermittlung in eine neue Stelle kümmert. Der erfahrene Anbieter Mypegsasus aus Neckarsulm wurde mit dieser Aufgabe betraut. Für sechs bis acht Monate – je nach Alter – sind die ehemaligen Illig-Mitarbeiter damit vor Arbeitslosigkeit geschützt.

Die Stimmung bei den Betroffenen ist gedrückt, es gibt Kritik am Ablauf und der Kommunikation des Verkaufsprozesses und der Kündigungen. Die Heilbronner Stimme hat mit drei betroffenen Mitarbeitern gesprochen.

Ehemaliger Illig-Mitarbeiter kritisiert Zeitdruck: “Man hat uns die Pistole auf die Brust gesetzt"

„Die Art und Weise, wie das Ganze abgelaufen ist, war nicht gut“, sagt Elmar Müller (Name von der Redaktion geändert). Er hat 28 Jahre als CNC-Programmierer für Illig gearbeitet. Dass die mechanische Fertigung, in der er tätig war, geschlossen wird, war Müller relativ früh klar. Dennoch fühlte er sich unter Druck gesetzt, als es hieß, er solle unbedingt in die Transfergesellschaft wechseln.

Am Illig-Stammsitz in Heilbronn-Sontheim sind künftig deutlich weniger Menschen beschäftigt.
Am Illig-Stammsitz in Heilbronn-Sontheim sind künftig deutlich weniger Menschen beschäftigt.  Foto: nicht angegeben

“Man hat uns die Pistole auf die Brust gesetzt, der Zeitdruck war enorm.“ Tatsächlich musste Anfang Juli alles sehr schnell gehen, bis zuletzt war unklar, ob der Verkauf an Orlando und die Transfergesellschaft wirklich zustande kommen würde.  Bitter stieß Müller auf, dass ein externer Berater den Betroffenen die Briefe mit der Kündigung überreichte. „Da hätte ich mir mehr Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern gewünscht“, sagt der 51-Jährige.

Nach Insolvenz-Meldung: Illig-Mitarbeiter fühlten Schock und Unsicherheit

Auch für Nelson Fritz und Enrico Harfe (Namen geändert) war es ein Schock, als sie erfuhren, dass sie ihren  langjährigen Arbeitgeber verlassen müssen. „Das ist ein harter Schlag, wenn man Familie mit Kindern hat“, sagt Fritz. Er und Harfe hätten sich mehr Fingerspitzengefühl der Geschäftsführung gewünscht.

Denn am Freitag, 12. Juli, wurde verkündet, dass 200 Mitarbeiter gehen müssen. „Die Ankündigung, uns erst am Montag mitzuteilen, wer betroffen ist, war besonders belastend. Das Wochenende war Kopfkino pur“, berichtet Harfe.

Trotz Insolvenz-Schock bei Illig-Mitarbeitern: Es gibt auch Verständnis und Hoffnung

Die Mitarbeiter haben gleichwohl Verständnis dafür, dass die extremen Einschnitte bei IIlig notwendig waren, damit das Unternehmen überhaupt eine Zukunftsperspektive hat. Sie selbst hoffen nun, über die Transfergesellschaft schnell einen neuen Job zu finden. „Das kann auch eine Chance auf einen Neuanfang sein, aber wie es passiert ist, war nicht schön“, sagt Enrico Harfe.

Auch Elmar Müller ist trotz der Enttäuschung motiviert, weiter als CNC-Programmierer zu arbeiten. „Die ersten Gespräche mit Mypegasus waren super, ich habe auch schon fünf Bewerbungen geschrieben und ein Bewerbungsgespräch gehabt“, sagt der 51-Jährige. Aber 28 Jahre bei Illig schüttelt man nicht so ohne weiteres ab.

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