Illig streicht 200 Arbeitsplätze – Radikaler Personalabbau bei Heilbronner Maschinenbauer
Der kriselnden Heilbronner Maschinenbauer streicht 200 Arbeitsplätze. Derzeit läuft das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Warum es nun zu dem drastischen Schritt kommt.

Paukenschlag in Heilbronn-Sontheim. Der Maschinenbauer Illig baut rund 200 Arbeitsplätze ab. Derzeit beschäftigt das Traditionsunternehmen rund 550 Mitarbeiter, davon zuletzt 470 am Stammsitz in Heilbronn. Dazu kommen noch rund 30 Mitarbeiter im Werk in Rumänien und 50 im weltweiten Vertrieb und Service.
Das Unternehmen begründet den radikalen Personalabbau mit dem bevorstehenden Einstieg eines Investors. Wie berichtet sucht Illig seit Ende 2023 einen Investor, der das Unternehmen auf stabile finanzielle Beine stellt. Die Gespräche seien auf der Zielgeraden, im Laufe der kommenden Woche könnte der Einstieg des Investors in trockenen Tüchern sein, hieß es am Freitagmittag in Sontheim. Der Stellenabbau war Voraussetzung für den Einstieg.
200 Stellen gestrichen: Illig befindet sich in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung
Der Spezialist für Thermoformen und Verpackungssysteme sowie Werkzeugsysteme hatte im April beim Amtsgericht Heilbronn Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Das Verfahren wurde am 1. Juli eröffnet. Derweil läuft der Geschäftsbetrieb normal weiter, ebenso die Gespräche mit potenziellen Investoren.
Nun haben die beiden Illig-Geschäftsführer Carsten Strenger (CEO) und Jürgen Lochner (Technikvorstand) gemeinsam mit Sachwalter Tibor Braun aus Stuttgart entschieden, "zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit einen Abbau von rund 200 Arbeitsplätzen in nahezu allen Unternehmensbereichen über einen Sozialplan" durchzuführen. Die Geschäftsführung informierte die Mitarbeiter am Freitag in Sontheim über diesen Schritt. Auch die Rahmenbedingungen für die betroffenen Mitarbeiter wurden dabei vorgestellt. Im August 2024 sollen die 200 Betroffenen in eine Transfergesellschaft wechseln, um eine möglichst schnelle Weitervermittlung in eine neue Stelle zu gewährleisten.

Heilbronner Maschinenbauer: Illig-Manager erwarten künftig weniger Aufträge
Wie das Unternehmen betont, läuft der Geschäftsbetrieb auch nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung am 1. Juli regulär weiter. "Die Abwicklung von Projekten, die Ersatzteilversorgung und die Durchführung von Serviceleistungen haben sich seit der Antragstellung im April 2024 wieder weitgehend normalisiert", heißt es in der Pressemitteilung.
Die Geschäftsführer blicken daher positiv in die Zukunft, auch wenn es künftig wohl weniger Aufträge geben werde als in den zurückliegenden Jahren, wie Geschäftsführer Carsten Strenger der "Heilbronner Stimme" sagte. "Der Markt ist sehr schwierig", sagt sein Kollege Jürgen Lochner. "Wir sind froh, dass wir jemanden gefunden haben."
Sachwalter: Illig hat einen Ruf wie Donnerhall in der Maschinenbau-Branche
Sachwalter Tibor Braun weist darauf hin, dass "Illig in der Branche nach wie vor einen Ruf wie Donnerhall" habe. Dennoch sei letztlich nur ein Investor übriggeblieben, dem man zutraue, das Traditionsunternehmen für die Zukunft durchzufinanzieren. "Da werden hohe Millionen-Beträge notwendig sein", sagt der Rechtsanwalt aus Stuttgart.
Wichtig sei, dass eine schnelle Entscheidung falle, betont sein Kollege Sebastian Schottmüller. Da die Maschinen von Illig eine große Vorlaufzeit benötigten, seien Kunden bei Bestellungen zurückhaltend, wenn unklar ist, wie es im Unternehmen weitergeht. Daher wolle man im Laufe der nächsten Woche Klarheit über den Einstieg des Investors und dessen Zukunftspläne schaffen.
IG Metall Heilbronn-Neckarsulm: "Anderes Ergebnis gewünscht"
Michael Unser von der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm hätte sich wie der Illig-Betriebsratsvorsitzende Achim Häberle-Kelm "natürlich ein anderes Ergebnis gewünscht". Er spricht von einer Wahl zwischen Pest oder Cholera: "Entweder mit weniger Mitarbeitern weitermachen oder womöglich gar nicht mehr weitermachen." Für die 200 Mitarbeiter, die nun gehen müssen, sei das natürlich bitter. Wer konkret gehen muss, wird in den nächsten Tagen ausgehandelt. Häberle-Kelm spricht von einer großen Tragik für die betroffenen Mitarbeiter. "Aber wir sind froh, dass es weitergeht."