Heilbronner Maschinenbauer Illig startet unter neuem Namen
Der traditionsreiche Maschinenbauer Illig will mit neuem Finanzinvestor und neuem Namen an erfolgreiche Zeiten anknüpfen. In Sontheim herrscht nach dem Verkauf an Orlando Capital Erleichterung.

Mit neuem Eigentümer und unter neuem Namen will der insolvente Heilbronner Maschinenbauer Illig in eine bessere Zukunft starten. Seit Donnerstag dieser Woche heißt der Thermoformspezialist Illig Packaging Solutions GmbH. Illig gehört nun dem Münchner Finanzinvestor Orlando Capital. Das Unternehmen hatte den Angaben zufolge den Kauf ausschließlich mit Eigenkapital finanziert und zugesichert, "erhebliche Barmittel in IIlig" zu investieren.
Dass der Verkauf am 1. August vollzogen wurde, sorgte am Stammsitz in Heilbronn-Sontheim für Erleichterung. Die Produktion der Maschinen im Bereich Thermoformen und Verpackungssysteme erfolgt weiterhin in Sontheim sowie im rumänischen Zweigwerk in Sibiu. In Heilbronn soll zudem die Ausbildung weitergeführt werden.
Heilbronner Maschinenbauer Illig startet unter neuem Namen: Verhandlungen unter extremem Zeitdruck
Sowohl die Illig-Geschäftsführung als auch die Sanierungsexperten der Kanzlei Grub Brugger in Stuttgart sowie IG Metall und Betriebsrat weisen im Gespräch mit der Heilbronner Stimme darauf hin, wie intensiv und herausfordernd die Verhandlungen in den zurückliegenden Wochen waren. "Wir hatten extremen Zeitdruck", sagt Geschäftsführer Jürgen Lochner. Je länger sich ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung hinziehe, desto unruhiger würden die Kunden, erläutert er.
"Das war schon sportlich", sagt Michael Unser von der Unterländer IG Metall mit Blick auf die Verkaufsverhandlungen und die anschließenden Gespräche mit den Illig-Mitarbeitern. 200 von ihnen mussten gehen, das war die Bedingung des Investors. "Wir mussten diesen Weg mitgehen, um das Unternehmen zu retten", sagt der Betriebsratsvorsitzende Achim Häberle-Kelm. Die mechanische Fertigung in Sontheim wurde komplett geschlossen, die Entwicklung und Produktion der Maschinen soll aber weiterhin am Stammsitz und im Werk in Rumänien erfolgen.
256 Mitarbeiter starten mit Illig Packaging Solutions
256 Illig-Mitarbeiter sind ins neue Unternehmen gewechselt, die 200 anderen hatten die Möglichkeit, in eine Transfergesellschaft zu wechseln. "Bis auf drei Mitarbeiter sind alle gewechselt", sagt Illig-Geschäftsführer Carsten Strenger. Dort sind sie je nach Alter sechs bis acht Monate vor Arbeitslosigkeit geschützt. Wie Unser betont, steht für jeden Mitarbeiter in der Transfergesellschaft ein Qualifizierungsbudget in Höhe von 1250 Euro bereit. Betrieben wird die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft vom renommierten Anbieter Mypegasus. Unser spricht von hochqualifizierten Fachkräften, die in der Branche gefragt seien.
Jochen Sedlitz von der Kanzlei Grub Brugger ist der festen Überzeugung, dass mit dem Verkauf an Orlando Capital die beste Lösung für das Unternehmen Illig und die Mitarbeiter gefunden wurde. Die Trennung von 200 Mitarbeitern sei schmerzhaft und teuer, räumt Sedlitz ein. Aber er ist sich mit allen Beteiligten einig: "Es war nicht anders darzustellen."
Illig-Chefs freuen sich auf Gespräche mit Kunden und Messeauftritte

Die Illig-Geschäftsführer Strenger und Lochner freuen sich nun darauf, wieder mit den Kunden weltweit in Kontakt treten zu können mit der Botschaft, dass es weitergeht. "Die Kunden haben großen Bedarf an unseren Maschinen", ist Lochner zuversichtlich, dass sich die Auftragsbücher bald wieder füllen werden. Zuletzt litt Illig unter der allgemeinen Marktschwäche im Maschinenbau und der Investitionszurückhaltung der Kunden. "Wir werden unsere Vertriebsaktivitäten in den weltweiten Märkten wieder intensivieren und die Beziehungen zu unseren Kunden stärken", teilen Strenger und Lochner mit.
Zugleich müssten die Prozesse und Abläufe am Hauptsitz effizienter gestaltet werden, um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben. "Mit dem Rückenwind eines finanzstarken und erfahrenen Investors werden wir verstärkt in die Entwicklung neuer Technologien und Innovationen investieren können", betont Strenger.
Auf der Messe Fachpack wird Illig eine Innovation präsentieren
Präsenz wird Illig Packaging Solutions auf der Fachmesse Fachpack in Nürnberg im September zeigen. "Dann werden wir unser neues System für die Verarbeitung von trockenen Naturfasern vorstellen", sagt Lochner. Dies sei ein weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und werde die Abhängigkeit vom Kunststoff weiter verringern.