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Insolventes Traditionsunternehmen
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Heilbronner Maschinenbauer Illig mit neuem Investor – was das für Mitarbeiter bedeutet 

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Der traditionsreiche Maschinenbauer Illig will mit neuem Finanzinvestor und frischem Kapital an erfolgreiche Zeiten anknüpfen.

Der Stammsitz von Illig in Heilbronn-Sontheim.
Der Stammsitz von Illig in Heilbronn-Sontheim.  Foto: Illig

Lange Zeit wurde beim insolventen Heilbronner Maschinenbauer Illig ein finanzkräftiger Partner gesucht, mit dem das Unternehmen die Herausforderungen der Zukunft besser meistern kann. Jetzt ist klar, wie die Zukunft bei Illig aussehen wird. 

Der Finanzinvestor Orlando Capital aus München übernimmt das Traditionsunternehmen komplett. Der Kaufvertrag wurde an diesem Mittwoch unterzeichnet, über den Preis vereinbarten die Vertragspartner Stillschweigen. "Das ist eine gute Nachricht für Illig", sagte Geschäftsführer Jürgen Lochner am Donnerstag gegenüber der Heilbronner Stimme. Wie berichtet baut Illig als Voraussetzung für die Übernahme durch Orlando Capital 200 der 470 Arbeitsplätze am Stammsitz in Sontheim ab

Neuer Investor bei Maschinenbauer Illig: Orlando Capital ist auf die Beteiligung an Mittelständlern spezialisiert

Der Spezialist für Maschinen für Thermoform- und Verpackungssysteme befindet sich in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, der Geschäftsbetrieb läuft aber regulär weiter. Seit Ende 2023 sucht Illig einen finanzstarken Partner, um die Zukunft gestalten zu können. Dieser ist mit Orlando Capital nun gefunden. Der Münchner Finanzinvestor ist Spezialist für Beteilungen und Übernahmen im Mittelstand im deutschsprachigen Raum. Illig wurde bei dem Prozess von den Sanierungsexperten von Grub Brugger aus Stuttgart und dem Sachwalter Tibor Braun aus Stuttgart unterstützt.

Wie die Unternehmen am Donnerstag mitteilten, soll Illig Maschinenbau ab August als eigenständiges Unternehmen in einer neuen Gesellschaft weitergeführt werden. "Hierfür werden alle Sachwerte und der gesamte Geschäftsbetrieb des Maschinenbauers auf den Investor übertragen", heißt es in der Mitteilung. Oberstes Ziel sei die Weiterführung der erfolgreichen Marke Illig sowie des bestehenden Produktportfolios in allen Vertriebsregionen. Wie Illig-Geschäftsführer Jürgen Lochner gegenüber der Heilbronner Stimme betonte, werde der Investor "erhebliche Barmittel" in Illig investieren. "Wir werden eine hohe Eigenkapitalquote haben", freut sich Lochner über den "finanziellen Rückenwind" durch Orlando Capital.

Illig-Geschäftsführer blicken zuversichtlich nach vorne

Lochner und sein Geschäftsführer-Kollegen Carsten Strenger blicken nach dem Einstieg des Investors positiv in die Zukunft. Nun könne man wieder verstärkt in die Entwicklung neuer Technologien und Innovationen investieren. Gleichwohl rechnet das Management damit, dass das Geschäftsvolumen künftig geringer sein wird als in den zurückliegenden Jahren - und auch deswegen deutlich weniger Personal benötigt werde.

Die 200 gekündigten Mitarbeiter können in eine Transfergesellschaft wechseln, um möglichst schnell in ein neues Arbeitsverhältnis vermittelt werden zu können. Michael Unser von der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm zeigte sich zuversichtlich, dass bis Ende nächster Woche feststeht, wie viele Mitarbeiter dieses Angebot annehmen. In der Transfergesellschaft, die von Mypegasus geführt wird, sind die Mitarbeiter bis Ende Januar 2025 vor Arbeitslosigkeit geschützt.

Die IG Metall und der Illig-Betriebsrat hatten den radikalen Stellenabbau als bitter für die Betroffenen und ihre Familien bezeichnet, äußerten aber auch Verständnis für diesen Schritt. "Wir sind froh, dass es weitergeht", hatte der Betriebsratsvorsitzende Achim Häberle-Kelm in der vergangenen Woche gesagt. Auch Gewerkschafter Michael Unser sagte, dass es besser sei, wenn es mit weniger Mitarbeitern weitergehe als überhaupt nicht. 

Illig leidet unter der schwachen Nachfrage im Markt

Ohne den Einstieg des Finanzinvestors hätte Illig wohl keine Zukunft mehr gehabt. Das Unternehmen leidet seit geraumer Zeit an der schwachen Auftragslage in einem insgesamt schwächelnden Markt. Gleichwohl genießen die Maschinen aus Sontheim, mit denen etwa Kaffeekapseln und Joghurtbecher in großem Stil hergestellt werden, weltweit einen sehr guten Ruf." Illig hat in der Branche einen Ruf wie Donnerhall", hatte Sachwalter Tibor Braun aus Stuttgart in der vergangenen Woche betont. 

Diese gute Marktposition soll in der neuen Konstellation gestärkt werden. So wird Illig bereits im September auf der Messe Fachpack in Nürnberg eine Innovation präsentieren, wie Lochner ankündigte. Dabei handelt es sich um ein System für die Verarbeitung von trockenen Naturfasern. Für Lochner ist das ein weiterer Schritt, um die Abhängigkeit von Kunststoff zu reduzieren. Man wolle die Kunden bei der Reduktion von Kunststoff und der Entwicklung von kreislauffähigen Verpackungslösungen begleiten. 

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