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„Brauchen dringend bezahlbare Wohnungen": Was sich dafür in Heilbronn ändern muss

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Beim Immobilienforum der Maklergruppe Werner geht es darum, wie die Innenstädte wieder attraktiver werden können und warum Bauen dringend notwendig ist.

In der Heilbronner Innenstadt ist die Bausubstanz vieler Gebäude in die Jahre gekommen.
In der Heilbronner Innenstadt ist die Bausubstanz vieler Gebäude in die Jahre gekommen.  Foto: Berger\, Mario

Bauen muss einfacher werden – und günstiger. Sonst wird die Wohnungsnot im Land und in der Region noch größer. So lautet das Fazit einer Expertenrunde aus der Immobilienbranche, zu der am Donnerstagabend der Heilbronner Immobilienmakler Martin Werner eingeladen hatte. In der Innovationsfabrik 2.0 im Zukunftspark Wohlgelegen, in der Werner mit seinem Unternehmen gerade neue Räumlichkeiten bezogen hat, kamen die Probleme der Immobilien- und Baubranche klar zur Sprache.

In den Innenstädten schrumpfen die Flächen – auch in Heilbronn

Martin Werner ist seit 40 Jahren in der Branche tätig, seit 20 Jahren führt er seine Heilbronner Maklerfirma und kennt sich daher bestens aus. Ihn treibt vor allem die Entwicklung in der Heilbronner Innenstadt um, die sich immer weiter vom Glanz früherer Tage entferne.

In den Jahrzehnten nach dem Krieg seien die Innenstädte kontinuierlich gewachsen, doch seit 2010 gebe es eine stetige Flächenreduktion. Die Ursache ist laut Werner der boomende Onlinehandel, der sich mit Corona noch verstärkt habe.

Die Folgen dieses Trends für die Innenstädte sind gravierend. „Früher hat man mit dem Geschäft im Erdgeschoss die Wohnungen darüber finanziert. Diese Zeiten sind längst vorbei", sagt Werner. In den goldenen Jahren hätten die Eigentümer kaum in die Gebäude investiert, die nun in einem schlechten Zustand seien.

Für den Experten ist es daher nachvollziehbar, dass immer weniger Menschen in der Innenstadt wohnen wollen – und dort auch nicht mehr einkaufen wollen. „Ich kenne viele Leute in Heilbronn-Ost, die nicht in der Stadt einkaufen", berichtet Werner. Zunehmende Leerstände bei Geschäften und Büroimmobilien verschärften den Abwärtstrend.

Immobilienexperte Werner setzt auf langfristige Quartiersentwicklung

Was tun? Werner plädiert für langfristige Quartiersentwicklung, um Leben, Einkaufen, Gastronomie und Kultur wieder in die Innenstadt zu bringen. Themen wie Sicherheit, Sauberkeit und Parkmöglichkeiten seien ebenfalls sehr wichtig, um die Attraktivität von Innenstädten zu erhöhen.

Michael Schanz, bei der Stadtsiedlung Heilbronn für den Mietwohnungsbestand verantwortlich, wünscht sich mehr innovative Ideen wie die Kombination aus Einkauf und Gastronomie, die es in anderen Städten gebe. Für Mieter müsse man Anreize schaffen wie flexible, kurz laufende Mietverträge, sagt Schanz. 

Martin Werner: Kommunen sollten Vorkaufsrecht für Grundstücke stärker nutzen

Martin Werner sieht auch die Kommunen selbst in der Pflicht. „Die Stadt muss bei wichtigen Grundstücken von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen", sagt er. „Nur wer Eigentümer ist, kann gestalten und Einfluss auf die Preisgestaltung nehmen", sagt er. Denn die zu hohen Preise fürs Bauen seien nach wie vor ein riesiges Problem. „Beim Neubau herrscht fast Stillstand", sagt Werner.

Dabei ist der Bedarf an Wohnraum riesig, nicht nur in Heilbronn. „Wir brauchen dringend bezahlbare Wohnungen", sagt die Maklerin und Bauträgerin Bärbel Bahr aus Böblingen. Viele Bauprojekte könnten heute nicht mehr umgesetzt werden, weil sie schlicht nicht bezahlbar seien. So kostet Werner zufolge ein Tiefgaragenstellplatz im Heilbronner Neckarbogen zwischen 75.000 und 80.000 Euro. „Das ist Wahnsinn", sagt der Experte. Auch müssten die Landesbauordnungen entschlackt und Genehmigungsverfahren erheblich beschleunigt werden.

Stadtsiedlung Heilbronn setzt auf kleiner Wohnungen

Die Stadtsiedlung Heilbronn versucht, bezahlbare Wohnungen zu bauen, indem sie die Flächen verkleinert und auf ausreichend Sozialwohnungen achtet. „Im Neubaugebiet Hochgelegen haben wir gute, kompakte Grundrisse von rund 60 Quadratmetern für eine Zwei-Zimmer-Wohnung" , berichtet Michael Schanz. Auch Werner ist davon überzeugt, „dass wir zu deutlich kleineren Wohnungen kommen müssen". 

Im Heilbronner Neubaugebiet Hochgelegen bietet die Stadtsiedlung kostengünstige und geförderte Wohnungen an.
Im Heilbronner Neubaugebiet Hochgelegen bietet die Stadtsiedlung kostengünstige und geförderte Wohnungen an.  Foto: Seidel, Ralf

Die Innovationsfabrik 2.0 im Zukunftspark Wohlgelegen füllt sich Schritt für Schritt. "Wir sind zu 70 Prozent belegt", sagte Bernd Billek von der Stadtsiedlung beim Immobilienforum der Werner-Gruppe. Das markante Holzgebäude, in dem 1500 Kubikmeter Holz verbaut wurden, bietet jungen Unternehmen, Gründern und Dienstleistern kostengünstige Büros, auch sind reichlich Coworking-Spaces vorhanden. "Wir haben eine sehr schöne Mischung hier", sagt Billek. Die feierliche Eröffnung der IFH 2.0 ist für Ende Januar 2025 geplant.

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