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Gewinneinbruch bei Audi – welche Folgen hat das für die Werke Neckarsulm und Heilbronn?

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Der Gewinneinbruch des Audi-Konzerns lässt aufhorchen. Nun fragen sich viele Mitarbeiter, ob das Auswirkungen auf das Werk Neckarsulm hat – in einer Zeit, in der mit A5 und A7 zwei neue Modelle anlaufen.


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Drohende Werkschließungen, Stellenabbau und möglicherweise Lohnverzicht bei der Konzernmutter VW. Bei der noblen Tochter Audi droht dem Werk Brüssel ebenfalls das Aus. Nun hat die Marke mit den vier Ringen am Dienstag durchwachsene Zahlen für die ersten drei Quartale bekanntgegeben. Absatz, Umsatz und Gewinn – alles zeigt stark nach unten. Bereits jetzt ist so gut wie sicher: Audi wird 2024 deutlich unter Vorjahr abschließen. Wer weniger Geld in der Kasse hat, investiert in der Regel auch weniger. Wirkt sich das auch auf die Standorte Neckarsulm und Heilbronn aus?

Audi-Insider: Alles steht auf dem Prüfstand

Im VW-Konzern gibt es jährlich – meistens im Herbst – die sogenannte Planungsrunde. Dabei werden die Investitionen für die nächsten fünf Jahre festgelegt und auch beschlossen, an welchem Standort künftige Modelle gebaut werden. Kurzfristige Auswirkungen sind daher für Neckarsulm und Heilbronn nicht zu erwarten. Grundsätzlich aber hat Audi-Chef Gernot Döllner bereits im Frühjahr seine Führungskräfte zu einer höheren Kostendisziplin aufgefordert. Alles stehe auf dem Prüfstand, berichten Insider.


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Erst vor kurzem hat Döllner die Technische Entwicklung umstrukturiert. Dabei ist eine ganze Führungsebene weggefallen, 70 bis 80 Manager haben demnach ab dem Jahreswechsel noch keine konkrete Aufgabe. Geplant ist, dass auch die anderen Geschäftsbereiche verschlankt werden sollen. So soll Döllner dem Vernehmen nach vor allem im Bereich P, also der Produktion, eine Einsparung eines dreistelligen Millionenbetrags gefordert haben.

Audi Neckarsulm: Hohe Investitionen in neue Gebäude und Anlagen

In Neckarsulm hat Audi zuletzt rund eine halbe Milliarde Euro in neue Gebäude und Produktionsanlagen investiert. Mit der Erneuerung der Lackiererei – mit geschätzten 150 Millionen Euro die größte Einzelinvestition – setzt Audi energie- und ressourcensparende Technologien ein. Bei der Fertigstellung im neuen Jahr soll die Lackiererei zu den modernsten und umweltfreundlichsten Anlagen in der gesamten Automobilbranche zählen. Die neuen Montageanlagen sind auf eine Mischfertigung von Verbrenner- und Elektroautos vorbereitet.

Der Standort Neckarsulm – inklusive des kleinen Werks Böllinger Höfe in Heilbronn – steckt derzeit in der größten Anlaufphase der Geschichte. Im Juni ist der neue A5 gestartet, im Sommer folgte der überarbeitete E-Tron GT, im Januar 2025 wird die Produktion des neuen A7 aufgenommen. 2027 folgen zwei Luxusstromer, 2030 die zweite Generation des vollelektrischen A6 E-Tron.

Audi-Betriebsrat: "Wir erwarten, dass der Vorstand seine Hausaufgaben macht"

Mit den neuen Modellen soll die Auslastung deutlich steigen: Ab 2025 erwarten die Verantwortlichen in Neckarsulm mehr als 200.000 gefertigte Fahrzeuge jährlich. Dennoch ist vor allem die Arbeitnehmerseite angesichts der Vorgänge in der Konzernzentrale in Wolfsburg in gewisser Weise alarmiert. „Wir Audianer erwarten, dass die Vorstände bei Audi ihre strategischen und prozessualen Hausaufgaben machen und vor allem langfristig denken und planen", sagt Betriebsratschef Rainer Schirmer im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. "Kühlen Kopf bewahren und nicht einfach versuchen, Probleme kurzfristig durch einen Angriff auf die Tarifverträge und betriebliche Vereinbarungen zu lösen."

In den nächsten Wochen soll es Gespräche zwischen Unternehmen und Betriebsrat geben, um die 2019 geschlossene Betriebsvereinbarung Audi.Zukunft fortzuschreiben. Sie beinhaltet unter anderem eine Beschäftigungsgarantie, die bis Ende 2029 betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Bestandteil ist aber auch, dass die Kapazität des Standorts in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts von 300.000 auf 225.000 Einheiten jährlich sinkt.

Weichenstellung für Audi-Standort Heilbronn steht aus

Während das Modellprogramm für Neckarsulm für die nächsten Jahre feststeht, ist nach wie vor offen, wie es in Heilbronn weitergeht. Ende März ist das letzte Exemplar des Sportwagens R8 vom Band gerollt. Aufgrund der schwachen Nachfrage für den E-Tron GT wird das sportliche Elektroauto nur noch in einer Schicht gebaut. Hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Produktion unterstützen seither den Anlauf des A5 in Neckarsulm.

Bereits seit längerer Zeit fordert der Betriebsrat ein zweites Modell für Heilbronn. Eine Option ist ein vollelektrischer Sportwagen, der sich bereits in der Entwicklung befindet. Allerdings ist noch offen, wo dieser Zweisitzer gebaut werden soll. Die Entscheidung steht auf der Tagesordnung der nächsten Planungsrunde des VW-Konzerns. Die wird nun wohl aber nicht mehr in diesem Jahr stattfinden, ist aus Wolfsburg zu hören. Man wolle erst das Ergebnis der laufenden Tarifverhandlungen abwarten. So gut wie sicher ist allerdings, dass in etwa zwei Jahren in den Böllinger Höfen eine Batteriefertigung angesiedelt wird, um das Werk Neckarsulm mit Akkus für die künftigen Stromer zu versorgen.

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