Überragend, unterirdisch, ehrenhaft: Sport-Union Neckarsulm verliert beim Thüringer HC
Handball-Bundesligist Sport-Union Neckarsulm zeigt in Bad Langensalza alle seine Gesichter. Ein spätes Aufbäumen verhindert ein Debakel und stimmt den Trainer versöhnlich.

Von Licht und Schatten ist im Zusammenhang mit Spielphasen in den Partien der Sport-Union Neckarsulm in dieser Saison schon häufig gesprochen und geschrieben worden. Doch selten war die Diskrepanz zwischen leuchtend hell und bedrückend finster größer als am Samstagabend im thüringischen Bad Langensalza.
Bei der 24:27 (14:15)-Niederlage gegen den Thüringer HC spielte die Sport-Union erst überragend und dann unterirdisch, konnte aber nach einer erneuten Leistungssteigerung im Schlussdrittel der Partie zumindest mit erhobenem Kopf die Heimreise zurück ins Unterland antreten.
Auch Thomas Zeitz kann den Abwärtsstrudel nicht stoppen
"Ich denke, wir haben heute drei Drittel in diesem Spiel gesehen", sagte Neckarsulms Trainer Thomas Zeitz. "Die erste Halbzeit war sehr spannend, mit guten und schlechten Aktionen von beiden Teams. Dann kommen wir aus der Pause, sind motiviert, spielen aber viel zu hektisch und starten mit einem 3:11."
In dieser Phase sei es ihm nicht gelungen, den Abwärtsstrudel frühzeitig zu stoppen, nahm sich der 50-Jährige auch selbst in die Pflicht. Umso glücklicher war er, dass sich seine Mannschaft in der Schlussphase nicht hängengelassen, sondern - im Gegenteil - mit einem 8:1-Lauf in den finalen zwölf Spielminuten noch einmal Charakter bewiesen hatte.
So stand ein unter dem Strich akzeptables Endergebnis gegen ein Top-Team der Liga, das in den ersten 25 Minuten von Zeitz" Mannschaft jedoch gehörig ins Schwimmen gebracht worden war. Der Neckarsulmer Trainer hatte in Bad Langensalza taktisch wie personell offenbar nicht nur viele Zuschauer, sondern auch die Gastgeberinnen überrascht.
Offensive Neckarsulmer Deckung funktioniert prächtig
Mit Rabea Pollakowski und Iva van der Linden begannen auf den Außen zwei Akteurinnen, die bislang wenige Einsätze in der Start-Sieben hatten. Dazu ersetzte Stefanie Kaiser am Kreis Kim Hinkelmann, die sich im weiteren Spielverlauf aber immer wieder an die Seite der Österreicherin gesellte. Taktisch agierte die Sport-Union häufig in einer 5:1- oder sogar 3:2:1-Deckung.
Dabei stießen Sinah Hagen, die ihren 28. Geburtstag auf dem blauen Parkett der Salza-Halle feierte, und Lilli Holste konsequent auf Spielgestalterin Natsuki Aizawa und Torjägerin Johanna Reichert heraus, was das Tempo im Spiel des THC merklich bremste. Genau hierin lag der Schlüssel der starken Neckarsulmer Minuten: Immer dann, wenn der THC-Angriffszug (aus-)gebremst wurde, stiegen die Erfolgschancen der aufmerksamen Gäste-Deckung exorbitant. Kam er hingegen ins Rollen, gab es kaum ein Gegenmittel.
Sport-Union besinnt sich auf ihre Handballerinnen-Ehre
Durch ruhig und konzentriert vorgetragene Spielzüge im Offensivspiel hielten die Neckarsulmerinnen nach ihrem 3:0-Start mehrfach eine Drei-Tore-Führung; Angunn Gudmestad erhöhte nach 21 Minuten gar zum 12:8. Doch weil unmittelbar vor der Pause in der Deckung der Zugriff fehlte, verspielte das Zeitz-Team seinen Vorsprung noch und bekam nach Wiederbeginn rund 15 Minuten lang überhaupt kein Bein mehr auf den Boden.
Humorlos zog der THC davon, bevor er beim Stand von 26:16 (46.) schließlich zwei Gänge zurückschaltete. Die Sport-Union besann sich hingegen noch einmal auf ihre Handballerinnen-Ehre und arbeitete sich mit acht Toren wieder heran. Das Spiel war da zwar längst verloren, doch wie beim Pokal-Aus in Dortmund blieb das ganz große Debakel aus.
Eine ausführliche Berichterstattung folgt.
Sport-Union Neckarsulm: Ivancok (12 Paraden), Fossum, Orowicz – van der Linden, Holste, Hagen (5), Kaiser (5), Smits (7/1), Pollakowski (2); Hinkelmann, Gkatziou (2/1), Bruggeman (1), Holtman, Riner, Andrysková.
Erfolgreichste Werferinnen Thüringer HC: Natsuki Aizawa (8), Josefine Hanfland (4), Johanna Reichert (4/1).
Schiedsrichter: Julian Köppl/Denis Regner.
Siebenmeter: Thüringer HC: 1/2; Sport-Union Neckarsulm: 2/2.
Zeitstrafen: 4/6.
Zuschauer: 1168.