Sport-Union Neckarsulm ist mit mächtig Spaß zurück bei der Arbeit
Handball-Bundesligist Sport-Union Neckarsulm ist seit einer Woche wieder im Training. Trainer Thomas Zeitz ist selbst überrascht, wie gut es läuft und gibt freimütig Einblicke in die Vorbereitung.

Am Ende hat es Sharon Nooitmeer ganz allein in der Hand. Von Valentyna Salamakha mit einem langen Ball auf die Reise geschickt, steht die niederländische Kreisläuferin der Sport-Union Neckarsulm nun im Eins-gegen-Eins vor Torhüterin Lena Ivancok auf der anderen Seite des Feldes. Falls sie trifft, so hat es Trainer Thomas Zeitz zuvor angekündigt, ist die Trainingseinheit am Donnerstagabend nach rund 100 Minuten beendet. Falls nicht, gibt es für alle - außer Nooitmeer - noch einen Nachschlag in Form von sechs intensiven Steigerungsläufen.
Nooitmeer trifft, bewahrt ihre Teamkolleginnen damit vor der quälenden Extra-Schicht und kann sich alsbald des Jubels und der Umarmungen der Gruppe sicher sein.
Homogenität der Gruppe sticht früh hervor
Die Stimmung ist dieser Tage prächtig in Neckarsulm. So prächtig, das selbst Thomas Zeitz zugibt, angesichts dessen ein wenig erstaunt zu sein. "Ich bin wahnsinnig überrascht, wie schnell sich das alles zusammengefunden hat", sagt der Trainer, der sich im Sport-Union-Umfeld als Neuzugang selbst erst einmal orientieren muss.
Nicht etwa eine Spielerin, sondern die Homogenität der Gruppe steche bislang positiv hervor, unterstreicht Zeitz. "Es wirkt fast ein wenig so, als seien viele Spielerinnen dabei, die auf genau so etwas gewartet haben", hat der 49-Jährige bereits erkannt.
Tristesse und Angst sind verflogen
Zeitz weiß jedoch auch, wo die Mannschaft herkommt. Es sei für einen neuen Trainer einfacher, sagt er, die Begeisterungsfähigkeit bei einem gebeutelten Sorgenkind zu wecken, als bei einem strahlenden Dauersieger.
Entsprechend ist von einem Sorgenkind während des rund zweistündigen Trainings in der Ballei nichts zu sehen: keine Tristesse wie zu Beginn der Vorsaison oder lähmende Angst wie am Ende. Auch von vermeintlichen Egoismen ist nichts (mehr) zu sehen. Es wirkt wie ein Neustart, was auch an den neun Neuzugängen liegen mag.
Trainer als Faktor für Pollakowskis Wechsel
Einer davon ist Linksaußen Rabea Pollakowski. Die 25-Jährige ist zusammen mit Zeitz aus Waiblingen ins Unterland gewechselt und die einzige, die aus zwei gemeinsamen Saisonvorbereitungen weiß, was der Übungsleiter in den nächsten Wochen sehen will. "Thomas ist ein umgänglicher Typ, der viel Wert auf das Menschliche legt. Sportlich haben wir schon früh mit dem Ball gearbeitet, was auch nicht selbstverständlich ist", sagt die gebürtige Hannoveranerin, die auch in Neckarsulm bereits von allen nur "Polly" genannt wird.
Zeitz" Umgang mit einer Mannschaft und seine Spielidee seien zentrale Gründe für den Wechsel gewesen. Doch nun gehe es erst einmal darum, als Gruppe möglichst schnell zusammenzuwachsen.
Einzel-, Gruppen- oder Sechs-Augen-Gespräche
Das Wichtigste ist dabei für alle Beteiligten die Kommunikation. "Das ist das A und O", sagt Zeitz, der sich immer wieder Akteurinnen zur Seite nimmt, um kurze Einzel- oder Sechs-Augen-Gespräche zu führen. Dass darüber hinaus auch die Spielerinnen eigenständig untereinander den Kontakt suchen, dabei rege über Spielzüge und Stellungsspiel diskutieren, war auch nicht immer selbstverständlich. Gesprochen wird noch bis Oktober - so der Plan - meist auf Englisch.

Die Trainingsintensität wird bis dahin zugenommen haben - schon nächste Woche in Ellerbek bei einem einwöchigen Trainingslager, wenn an Formationen, Spielidee und Taktik gefeilt werden wird.
Thomas Zeitz zieht die Halle dem Wald vor
Pausiert wird nun nicht mehr. Die Sport-Union stieg ohnehin später als die meisten Bundesligisten in die Vorbereitung ein, weil Zeitz den Akteurinnen genügend Zeit zum Verarbeiten der Vorsaison geben wollte. Daher wird nun neunmal in der Woche der Ball im Mittelpunkt stehen: "Ich will in der Vorbereitung nicht viel Zeit mit Läufen im Wald verschenken - gerade, wenn so viele neue Spielerinnen dabei sind", sagt Zeitz. "Wenn ich in die Halle kann, dann gehe ich lieber in die Halle. Und bei neun Einheiten in der Woche, ist es gar nicht möglich, nicht fit zu werden."
Klingt plausibel. Alles rosarot also beim Vorjahres-Zwölften? "Es wird im September nicht sofort so sein, dass die Leute kommen und sagen: ‚Man, so einen Budenzauber haben wir noch nie gesehen"", schränkt Thomas Zeitz ein. Auch das sind neue Töne in Neckarsulm.
Vorbereitungstermine der Sport-Union Neckarsulm
Neben insgesamt drei Teilnahmen an Vorbereitungsturnieren in Fritzlar (12./13. August), Bensheim (18.-20. August) und Blomberg (26./27. August), testet die Sport-Union während der Vorbereitung auch dreimal in der Region. Zunächst am Freitag, 4. August (18 Uhr), in der Sporthalle Oedheim gegen die HSG Bensheim/Auerbach.
Einen Tag später gastiert am gleichen Ort um 15 Uhr Zweitligist ESV Regensburg zum Kräftemessen. Am 16. August wartet schließlich noch ein Testspiel mit Raum für viele Experimente gegen den TSV Wolfschlugen (19.30 Uhr, SportCentrum Obersulm). Tickets gibt es jeweils für fünf Euro.