Bundestrainer Markus Gaugisch: "Ich hoffe, dass sich Neckarsulm stabilisiert"
Im Gespräch erzählt DHB-Trainer Markus Gaugisch, wie er den ersten Auftritt der Sport-Union Neckarsulm nach dem Trainerwechsel gesehen hat und was er an Nationaltorhüterin Sarah Wachter schätzt.

Bundestrainer Markus Gaugisch blickte am Mittwochabend aus verschiedenen Perspektiven auf die Sport-Union Neckarsulm: Als Trainer der SG BBM Bietigheim und Verantwortlicher der DHB-Auswahl. Bis zum Sommer ist er in dieser Doppelfunktion noch Coach der Bietigheimer Handballerinnen und war angesichts des 35:23 (17:11) gegen die Sport-Union Neckarsulm daher bester Laune. Unser Redakteur Nils Buchmann sprach mit dem 48-jährigen Frauen-Bundestrainer am Rande des Bundesliga-Nachholspiels.
Herr Gaugisch, hinter der Sport-Union Neckarsulm liegen ereignisreiche Wochen. Wie haben Sie die Mannschaft und ihre neue Spielidee erlebt?
Markus Gaugisch: Sie haben ein bisschen aktiver verteidigt und hatten dazu eine sehr gute Sarah Wachter, aber das habe ich am Montag und Dienstag (beim Lehrgang der Nationalmannschaft, Anmerkung der Redaktion) schon gesehen, von daher hat mich das nicht überrascht. Ohne Daphne Gautschi war es für sie aber natürlich noch einmal schwerer. Ich hoffe, dass sie sich jetzt stabilisieren, ihre Qualität Stück für Stück zeigen können und die Sicherheit wiederfinden.
Die von Ihnen angesprochene Sarah Wachter war heute einmal mehr beste Spielerin der Sport-Union. Was schätzen Sie an ihr?
Gaugisch: Sarah ist sehr lernwillig und hat eine sehr, sehr professionelle Einstellung; das finde ich toll. Sie fragt nach und kann Dinge umsetzen - ein oder zwei kurze Hinweise, ein Augenkontakt genügen. Am Anfang der Saison habe ich ein paar Spiele gesehen und da stand sie immer ganz tief. Dann haben wir mal telefoniert und auch in der EM-Vorbereitung darüber gesprochen. Ihr war das auch aufgefallen, sie wusste aber nicht, warum sie so spielt. Sie fragt aber dann nach, was sie anders machen könnte. Und das alles sind sehr gute Eigenschaften.
Und was kann sie in der Nationalmannschaft einbringen?
Gaugisch: Sie deckt mit ihren Bewegungen sehr, sehr viel Fläche ab und sie weiß, wie sie Bälle halten muss. Das gelingt natürlich nicht immer - aber das gelingt bei Andi Wolff auch nicht immer. Sarah weiß aber, was sie für eine Technik braucht, um den Ball zu halten - und das haben manche Torhüterinnen nicht. Sie ist einfach gierig, sie will lernen und es ist gut, dass wir so jemanden haben.
Sie haben vor dem Spiel lange mit Neckarsulms Interimstrainer Mart Aalderink gesprochen und sich auch unter der Woche in einer Video-Schalte mit ihm ausgetauscht. Worum geht es in solchen Gesprächen?
Gaugisch: Ich halte es grundsätzlich für eine wichtige Sache, dass wir uns als Trainer untereinander austauschen. Wir arbeiten ja alle mit den Spielerinnen, die dann für Deutschland spielen. Deshalb ist es gut, wenn alle Trainer wissen, wie ich denke - ob sie das dann gut finden oder nicht, ist dann ja wieder etwas anderes (lacht). Aber wenn wir uns in zwei von drei Knotenpunkten einig sind, ist das doch genial. Es gibt immer andere Sichtweisen und Sozialisationen, und da kann jeder in jedem Gespräch etwas mitnehmen.
Trauen Sie es Aalderink zu, mit der Sport-Union die Wende zu schaffen?
Gaugisch: Ich kenne ihn nur aus den beiden Gesprächen. Ich glaube, eine Bewertung wäre deshalb nicht fair - weder in die eine, noch in die andere Richtung. Die Gespräche waren sehr angenehm, offen und wertschätzend - das fand ich gut. Aber so eine Trendwende dauert. Es wäre ja easy, wenn man nach vier Trainingseinheiten sagen könnte, man hätte ein komplettes Spiel verändert.





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