Sport-Union Neckarsulm fehlt (auch) in Bensheim der letzte Schritt
Ein starker Auswärtsauftritt bleibt einmal mehr unbelohnt: Neckarsulmer Handball-Bundesligist verliert nach tollen Anfangsminuten in der Schlussphase bei der HSG Bensheim/Auerbach.

20 exzellente und 20 sehr gute Spielminuten waren für Handball-Bundesligist Sport-Union Neckarsulm am Mittwochabend bei der HSG Bensheim/Auerbach nicht genug, um zum Auftakt in die Rückrunde den vierten Sieg der Saison bejubeln zu können. Die Mannschaft von Trainer Thomas Zeitz verlor trotz einer 17:14-Halbzeit-Führung letztlich (zu hoch) mit 28:35, weil „wir am Ende ein bisschen den Faden verloren haben; 35 Gegentore sind einfach zu viel“, wie Munia Smits nach der Partie konstatierte.
"Ich habe schon eine Steigerung im Vergleich zum letzten Spiel gesehen. Gegen Ludwigsburg haben wir sehr viele technische Fehler gemacht, mit denen wir den Gegner dann eingeladen haben. Die Flames mussten sich aber heute hier jedes Tor erarbeiten", sagte Thomas Zeitz und betonte: "Ich bin nicht am Trübsal blasen."
Vier Rückraum-Spielerinnen und treffsichere Außen sorgen für Führung
Der 51-Jährige musste in seinem Wohnort weiterhin ohne die verletzten Johanna Fossum (Knie) und Kim Hinkelmann (Patellasehne) auskommen, setzte dafür in der Start-Sieben auf Linksaußen aber auf Jubilarin Alessia Riner, die in der Bensheimer Weststadthalle ihren 21. Geburtstag feierte. Und die Schweizerin führte sich mit zwei Treffern und einem abgefangenen Pass in den ersten viereinhalb Minuten auch gleich bestens ein.
Ohnehin kam die Sport-Union dank flinker Ballstafetten gut in die Partie, spielte allen voran ihre Außen Riner und Vasiliki Gkatziou sehenswert frei und führte nach 18 Minuten dank einer exzellenten Chancenverwertung von nahezu 93 (!) Prozent mit 13:9. Anschließend stellte auch das Spiel mit einem Rückraum-Quartett – bestehend aus Lilli Holste, Munia Smits, Annefleur Bruggeman und Angunn Gudmestad – den Vizemeister vor größte Probleme.
Sport-Union steckt ersten Rückschlag unbekümmert weg
Trotz fünf Stürmerfouls und einigen vermeidbaren Schrittfehlern blieb festzuhalten: Die ersten 20 Spielminuten waren die besten, die die Sport-Union in dieser Saison, wenn nicht sogar in der gesamten bisherigen Amtszeit von Thomas Zeitz, gespielt hatte.
Dass sich die Neckarsulmerinnen lange nicht unter Druck setzen ließen, lag auch an den Paraden Lena Ivancoks sowie der guten Abwehrarbeit ihrer Vorderleute und drei Bensheimer Unterzahl-Situationen. Erst in der Schlussphase der ersten Hälfte und durch einen Torhüterinnen-Wechsel von Helen van Beurden zu Vanessa Fehr kam die HSG wieder bis auf einen Treffer heran. Doch das Zeitz-Team schlug zurück; und weil Ivancok nicht nur gut hielt, sondern auch dreimal mit dem Aluminium im Bunde war, hatten sich die Gäste bis zur Pause wieder auf drei Treffer abgesetzt.
Bensheimer Erfolgslauf bricht den Widerstand der Sport-Union
Nach Wiederbeginn gehörten die ersten Minuten zunächst Munia Smits. Die Neckarsulmer Spielführerin traf aus dem Rückraum beinahe nach Belieben. Doch anschließend stellte Bensheims Trainerin Heike Ahlgrimm auf eine 5:1-Deckung um, was zu einer siebenminütigen Torlos-Phase der Sport-Union führte. „Lernen wir aus der Hinrunde: Verlieren wir jetzt nicht die Nerven“, mahnte Thomas Zeitz, als er nach 42 Spielminuten zur Auszeit gerufen hatte, weil die Bensheimerinnen inzwischen ihren Rhythmus gefunden hatten und mit 23:21 in Führung lagen.
Den Gästen war ihr Rhythmus jedoch im Angriff abhanden gekommen. Ein bisschen Pech und Unvermögen im Torabschluss lieferten der HSG Gelegenheiten, um ihren Vorsprung weiter auszubauen. Vor allem Kreisläuferin Isabell Hurst bekam die Neckarsulmer Abwehr in den Schlussminuten nicht mehr verteidigt, bevor die Gegenwehr im Angesicht des Bensheimer Höhenflugs endgültig zusammenbrach.
"Wir haben heute handballerisch über weite Strecken ein gutes Spiel gemacht, aber in der zweiten Hälfte unsere freien Bälle einfach nicht mehr reingeworfen", sagte Thomas Zeitz. "Dadurch haben wir Bensheim so ein bisschen wieder ins Spiel geholt."
Sport-Union Neckarsulm: Ivancok (13 Paraden); Orowicz (1 Parade) – Gkatziou (6/3), Holste (2), Kaiser (1), Hagen, Smits (9), Riner (6); Gudmestad (1), Bruggeman (1), Holtman (2), van der Linden, Pollakowski, Andrysková.
Erfolgreichste Werferinnen HSG Bensheim/Auerbach: Isabell Hurst (7), Kim Irion (6/2).
Schiedsrichter: Frederic Linker/Sascha Schmidt.
Siebenmeter: HSG Bensheim/Auerbach: 5/6; Sport-Union Neckarsulm: 3/5.
Zeitstrafen: 3/2.
Zuschauer: 757.