Mitstreiter statt Außenseiter: Sport-Union rechnet sich in Bensheim etwas aus
Duell der Unberechenbaren an der Bergstraße: Zum Rückrunden-Auftakt reist Handball-Bundesligist Sport-Union Neckarsulm am Mittwoch zur HSG Bensheim/Auerbach.

Gut, dass Lilli Holste am Mittwochabend (19.30 Uhr ) ihre Neckarsulmer Mitspielerinnen an ihrer Seite haben wird. Das wird helfen. Natürlich auf dem Feld, aber auch vorher, beim Weg durch die Bensheimer Weststadthalle und durch die richtigen Türen in den Katakomben. „Es wird spannend zu sehen, wie es in der Halle wird“, sagt die 23-Jährige, ehe ihr einfällt: „Gast-Kabine... das wird auch komisch.“ Der Neckarsulmer Neuzugang, der im Sommer von der HSG Bensheim/Auerbach ins Unterland gewechselt ist, muss bei dem Gedanken daran selbst lachen, freut sich aber auf seine Rückkehr an die ehemalige Wirkungsstätte.
„Mittlerweile ist es aber fast ein Spiel wie jedes andere, denn wir haben uns hier in Neckarsulm als Gruppe so gut zusammengefunden, dass man nach vorne schaut“, sagt Holste – trotz vieler Freundinnen in der Bensheimer Mannschaft und einigen bekannten Gesichtern auf den Tribünen der Weststadthalle.
Sport-Union möchte sich von Ludwigsburg-Spiel nicht unterkriegen lassen
Nach vorne schauen und „das Kämpferische aus der ersten Halbzeit mitnehmen“ (Holste) lautete am Sonntagabend auch der Grundtenor nach der 21:30 (11:13)-Heim-Niederlage gegen Meister HB Ludwigsburg. Auf eine ordentliche erste folgte eine schwächere zweite Hälfte, in der viele eigene (technische) Fehler und Fehlpässe dem Tabellenzweiten das Leben und Torewerfen einfach gemacht hatten. Das alles war schnell erkannt und ebenso schnell klar benannt worden.
„Wir haben zu viele Fehler gemacht; aber vielleicht ist es gut, dass wir die diesmal in die zweite Halbzeit gepackt haben. Dann machen wir sie hoffentlich am Mittwoch nicht.“ Also: „Mutig bleiben, Kopf oben halten“ und voller Fokus auf den Rückrunden-Start in Bensheim, wie Neckarsulms Trainer Thomas Zeitz betont.
„Spion“ Thomas Zeitz sieht in Bensheim viel Mutmachendes
Der 51-Jährige hatte der überraschend deutlichen 24:34 (11:18)-Heim-Niederlage der HSG gegen die TuS Metzingen tags zuvor selbst beigewohnt und dabei viel aus Neckarsulmer Sicht Mutmachendes gesehen: „Das ist derzeit eine Mannschaft, die auf ihre Art auch verunsichert ist“, sagt Zeitz und möchte das am Mittwochabend gerne ausnutzen: „Wir müssen in das Spiel gehen und sagen: ‚Hey, hier sind wir! Und wir sind jetzt nach Göppingen und Metzingen die nächsten, die hier etwas mitnehmen wollen.‘ Wenn die beiden das geschafft haben, warum soll uns das dann nicht auch gelingen?“

Dass die HSG Bensheim/Auerbach unter Druck auf eine 5:1- oder 3:2:1-Deckung umstellte, die Metzingens Trainerin Miriam Hirsch erfolgreich mit einem eigenen Sieben-gegen-Sechs beantwortete, dürfte Zeitz bei seinem Spielbesuch gefallen haben, nutzt er doch selbst gerne eine zusätzliche Feldspielerin oder vier Rückraum-Spielerinnen, um gegnerische Abwehrreihen aus dem Konzept zu bringen.
Auftakt der European League sorgt für Spielverlegung
Doch nicht nur Zeitz war als „Spion“ in fremden Hallen unterwegs. Ebenso war Ex-Neckarsulmerin Nina Engel auf Beobachtungstour und sah die Niederlage der Sport-Union gegen die HB Ludwigsburg vor Ort in der Ballei. Auch die Nationalspielerin wird Vielversprechendes gesehen haben, vor allem während der durchwachsenen zweiten Hälfte der Gastgeberinnen. Nicht zuletzt deswegen sagt Neckarsulms Torhüterin Lena Ivancok: „Wir müssen in Bensheim genauso spielen wie gegen Ludwigsburg in der ersten Halbzeit.“
Weil die HSG Bensheim/Auerbach am Wochenende in Norwegen bei Fredrikstad BK in die European League starten wird, ist die Partie des zwölften Bundesliga-Spieltags auf diesen Mittwoch vorgezogen worden. Nach einer Vorsaison deutlich über dem eigentlichen Leistungspotenzial, ist der Vizemeister in dieser Spielzeit zurück in der Realität; auch intern knirscht es an einigen Stellen.
„Personell hat sich nicht super viel geändert, aber andere Teams haben sich inzwischen vielleicht etwas besser auf das eingestellt, was kommt“, mutmaßt Lilli Holste angesichts von bereits fünf Bensheimer Niederlagen – eine mehr als in der gesamten Vorsaison. Ihr Fazit ist daher klar: „Es gibt dort auf jeden Fall Chancen; ich sehe uns nicht als Außenseiter, sondern als Mitstreiter.“
Trikot-A(u)ktion bringt 2122,50 Euro für den guten Zweck
Bis zum 6. Januar, 20 Uhr, konnten Fans und Unterstützer der Sport-Union Neckarsulm im Rahmen einer Online-Auktion auf die von der Mannschaft am 27. Dezember im Spiel gegen Borussia Dortmund (28:31) einmalig getragenen Weihnachtstrikots bieten.
Für die 16 aus Trikot und Hose bestehenden Sets kamen insgesamt 4245 Euro zusammen, von denen der Verein nun die Hälfte an drei karitative Organisationen spenden wird, die sich die Spielerinnen jeweils ausgesucht haben: „youngcaritas Heilbronn-Hohenlohe“, „Du musst kämpfen“ und der „Tierschutzverein Heilbronn und Umgebung“. Mit dem restlichen Betrag deckt der Verein seine Mehrkosten für die Produktion der Sondertrikots.