Sport-Union zündet Buxtehuder SV an – und brennt dann selbst lichterloh
Nach dem desolaten Auftritt und der 23:36-Niederlage beim Buxtehuder SV sieht man bei Bundesligist Sport-Union Neckarsulm Handlungsbedarf. Trainer Zeitz möchte das Ruder in den nächsten Wochen wieder herumreißen – auch mit externer Hilfe.

Seiner Einladung zur Sportlerehrung der Stadt Neckarsulm kam Handball-Bundesligist Sport-Union Neckarsulm am Sonntag pflichtbewusst nach. Auch, wenn es freilich schönere Tage gegeben hätte, um sich noch einmal zum geglückten Klassenerhalt der Vorsaison gratulieren zu lassen.
Im Hier und Jetzt ist der Ligaverbleib – zumindest auf direktem Wege über die Playoffs – vorerst in weite Ferne gerückt. Am Samstagnachmittag unterlag die Sport-Union beim Buxtehuder SV, einem direkten Konkurrenten im Tabellenkeller, mit 23:36 (12:15). Nach einer ordentlichen Anfangsphase und einem Offenbarungseid in Hälfte zwei saß der Frust über die 13-Tore-Niederlage tief.
Externe Hilfe soll den Gordischen Knoten durchschlagen
„Was alle ärgert, ist, dass wir es irgendwann über uns ergehen haben lassen. Die defensive Gegenwehr hat mir gefehlt. Es war am Ende ernüchternd und enttäuschend“, sagte Trainer Thomas Zeitz mit dem Abstand von rund 22 Stunden. „Wir müssen jetzt einen Weg finden, von der mentalen Seite her, wie wir aus der Situation wieder herauskommen und zurück zu der Stimmung finden, die wir nach den ersten drei, vier Spielen hatten.“
Externe Unterstützung (Zeitz: „Die brauchen wir“) soll dabei helfen; Trainer, Mannschaft und Verein hätten einen festen Plan gefasst, um mit Hilfe eines Mentalcoaches zurück in die Spur zu finden. Mit Co-Trainer Gernot Drossel und Mike Vogelgesang will Thomas Zeitz in den nächsten Tagen und Wochen weiter an Lösungen für die sportliche Wende arbeiten.
Thomas Zeitz spürt Rückendeckung aus der Mannschaft
„Ich kann nicht den Kopf in den Sand stecken, wenn wir aus der aktuellen Situation rauskommen wollen“, betont Zeitz. Die Rückmeldungen aus der Mannschaft dazu seien positiv: „Ich bin der Letzte, der an seinem Stuhl klebt, wenn 14 Spielerinnen sagen, ‚Ich kann’s nicht mehr hören, was der da erzählt‘.“ Dem sei aber absolut nicht so, betont der 51-Jährige. „Aber ich habe den Mädels auch gesagt, dass es irgendwann Konsequenzen hat, wenn es so weitergeht.“
Der rettende achte Tabellenplatz ist vorerst kein Thema mehr. „Wir müssen jetzt erst einmal Stabilität und dann Kontinuität gewinnen: Ich brauche mich nicht über Platz acht zu unterhalten, wenn wir gerade mit 13 Toren in Buxtehude verloren haben.“ Den BSV hatte seine Mannschaft am Samstag nach einer Führung in der Anfangsviertelstunde durch eine schwache Chancenverwertung und teilweise unterirdisches Abwehrverhalten selbst stark gemacht. „Wir haben sie selbst angezündet: Sie haben das Holz hingelegt, und wir haben noch schön das Feuer drangehalten“, sagte Zeitz. Anschließend brannte sein Matchplan unaufhaltsam hernieder.
Mit dem Thüringer HC ist am Samstag ein Hochkaräter zu Gast
„Es ist schwierig, Worte zu finden für die Leistung, die wir in der zweiten Halbzeit gezeigt haben“, sagte Neckarsulms Spielermacherin Sinah Hagen. Die Aussagen von Zeitz, nach denen seine Mannschaft durchaus drei bis vier verschiedene taktische Spielideen gehabt habe, bestätigte die 28-Jährige bei ihrer Rückkehr an alte Wirkungsstätte: „Wir waren gut vorbereitet, haben es aber vor allem in der zweiten Halbzeit nicht mehr umsetzen können.“
Warum, wieso, weshalb dem erneut so war, gilt es möglichst schnell zu ergründen. Viel Zeit bleibt aber zumindest vor dem nächsten Spiel am Samstag (18 Uhr, Ballei) gegen den Tabellenzweiten Thüringer HC nicht, um eine grundsätzliche Wende herbeizuführen. Gegen den THC wird es vor allem darum gehen, sich aus der Außenseiter-Rolle heraus wieder wie ein ernstzunehmender Erstligist zu präsentieren. Alles andere steht hinten an.
Zu was das dann führt – am nächsten Samstag wie im weiteren Saisonverlauf –, werden Zeit und Ergebnisse zeigen. Für Thomas Zeitz ist das Glas jedenfalls halb voll und nicht halb leer: „Ich bin nicht bereit aufzugeben, weil ich weiß, was in dieser Mannschaft steckt.“
Sport-Union Neckarsulm: Ivancok (8 Paraden); Fossum, Orowicz (1 Parade) – Gkatziou (7/2), Smits (5), Bruggeman (2), Andrysková, Gudmestad, Riner (3), Hagen (4), van der Linden, Pollakowski, Holste (2).
Erfolgreichste Werferin Buxtehuder SV: Anika Hampel (8/4).
Schiedsrichter: Marvin Völkening/Jonas Zollitsch.
Siebenmeter: Buxtehuder SV: 4/4; Sport-Union Neckarsulm: 2/2.
Zeitstrafen: 2/2.
Disqualifikation: Munia Smits (Sport-Union Neckarsulm/60.).
Zuschauer: 960.
Holtman bald wieder im Sport-Union-Trikot
Schneller als gedacht wird Lynn Holtman zurückbeordert werden. Weil sich Veronika Andrysková gegen den Buxtehuder SV in einem Zweikampf mit Levke Kretschmann unglücklich am Mittelfuß verletzte und wohl erst einmal ausfallen wird, gehen Thomas Zeitz die Rückraum-Spielerinnen aus. Daher wird er die erst vor zwei Wochen mit einem Zweitspielrecht zum Bergischen HC „verliehene“ Lynn Holtman vorerst wieder zurückholen, wie er am Sonntag ankündigte.