Gaugischs Katalogseiten sorgen für Turnier-Vorfreude bei der deutschen Nationalmannschaft
Bei der DHB-Auswahl überwiegt vor dem Eröffnungsspiel der Heim-Weltmeisterschaft gegen Island die Euphorie. Der Druck wird ausgeblendet − nicht zuletzt, weil Bundestrainer Markus Gaugisch einen Langzeitplan verfolgt hat.

Ein gutes Gefühl zu haben, ist Markus Gaugisch seit jeher wichtig. Sehr wichtig sogar. Mindestens genauso wichtig, wie die sportliche und taktische Vorbereitung auf eine Partie. Dass der Bundestrainer der deutschen Frauen-Nationalmannschaft nun vor dem Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft gegen Island am Mittwoch (18 Uhr/SportEurope.tv) eine „totale Vorfreude“ verspürt, lässt sich daher als gutes Zeichen interpretieren.
„Ich fühle mich super, habe echt Bock und eigentlich keine negativen Gedanken im Kopf, weil die Mannschaft und auch das Trainerteam ausstrahlen, dass wir bereit sind, alles zu investieren.“
Engels Strategie: Euphorie aufsaugen, Drumherum ausblenden
Gaugisch spricht damit stellvertretend für seine Spielerinnen, bei denen Euphorie und Vorfreude vor dem Turnierstart im eigenen Land den Erwartungsdruck klar überlagern. „Wichtig ist, dass wir trotz des Drucks die super Stimmung in der Mannschaft behalten und uns auf die positiven Dinge konzentrieren. Bei einem solchen Turnier wird es immer mal negative Dinge geben, die wir dann ansprechen müssen, uns davon aber nicht beirren lassen dürfen“, sagt Rückraum-Spielerin Nina Engel, die bei ihrer zweiten Turnierteilnahme versuchen möchte, das ganz große Drumherum in den Hallen schnell auszublenden.
Jahresplan des Bundestrainers steuert auf seinen Höhepunkt zu
Dass von Druck im Lager des DHB-Teams wenig zu spüren ist, ist den machbaren Vorrunden-Gegnern und der akribischen Vorbereitung von Gaugisch und seinem Trainerteam geschuldet. „Die Situation (mit vollen Hallen, Druck und Erwartungen, Anm. d. Red.) ist bei uns schon länger Thema, damit beschäftigen wir uns. Ich spüre daher keinen Rucksack, den die Spielerinnen mit sich tragen“, versichert der Bundestrainer.
Man habe auf das Turnier in einem Jahresplan hingearbeitet, der dann bei jedem einzelnen Lehrgang in den vergangenen Monaten Punkt für Punkt abgearbeitet worden sei. „Dadurch hat sich über das Jahr ein Katalog angesammelt, aus dem nun das Ziel war, die richtigen Seiten herauszunehmen und die Inhalte zu festigen.“
Kein Vergleich zu 2017: Rückenwind aus veränderter Wahrnehmung
Das Bekannte soll also die nötige Sicherheit vor all den großen unbekannten Eventualitäten bei einer Heim-Weltmeisterschaft geben. Eine solche hatten Antje Döll, Xenia Smits und Emily Vogel zwar 2017 schon einmal als Nationalspielerinnen erlebt, doch vor acht Jahren war vieles noch einige Nummern kleiner, das öffentliche ebenso wie das mediale Interesse am Turnier und der Mannschaft deutlich geringer.
Jetzt soll aus diesem veränderten Interesse Rückenwind werden – damit nicht wieder ähnlich früh wie 2017, im damals noch ausgespielten Achtelfinale, Schluss ist. „Wir sind eine Mannschaft, die zu Hause immer gut gespielt hat; wir freuen uns einfach unglaublich. Auch wenn so ein Großturnier zu Hause für die meisten neu ist, wird das mit den Fans im Rücken super“, ist sich Torhüterin Sarah Wachter sicher.
Island setzt auf ein aus der Bundesliga bekanntes Quartett
Der 25-jährigen Torhüterin von Borussia Dortmund kommt es in der Vorbereitung entgegen, dass Auftaktgegner Island vor allem auf ein bekanntes Quartett aus der Bundesliga setzt: Sandra Erlingsdóttir (ÍB Vestmannaeyjar) war bis zu ihrer Schwangerschaft drei Jahre lang Spielmacherin der TuS Metzingen, Andrea Jacobsen, Díana Dögg Magnúsdóttir und Elín Rósa Magnúsdóttir stehen aktuell allesamt bei der HSG Blomberg-Lippe unter Vertrag.
„Wir brauchen Emotionen und viel Herz.“
Markus Gaugisch
„Die Isländerinnen spielen traditionell mit sehr, sehr vielen Emotionen und viel Herz. Das ist bei ihnen eine Selbstverständlichkeit, mit der wir mitziehen müssen. Das brauchen wir genauso, um ihnen sofort die Stirn zu bieten“, sagt Markus Gaugisch. Der 51-Jährige hat sein Team auf wendige, ins Zentrum stoßende Eins-gegen-eins-Spielerinnen und eine mögliche isländische 5:1-Verteidigung eingestellt.
Gaugisch sieht gute Mischung aus Konzentration und Freude
Ansonsten liegt der Fokus aber vor allem auf den handballerischen Qualitäten der eigenen Mannschaft. Und natürlich auf dem guten Gefühl: „Du brauchst das Gefühl, dass da ein ‚Haufen‘ zusammen ist, der alles investiert, was da ist, und eine gute Mischung findet aus Konzentration und Freude. Und das haben wir jetzt schon die ganze Woche, nachdem sich das in den vergangenen Monaten mit Siegen gegen gute Mannschaften aufgebaut hat“, sagt Markus Gaugisch.
Der Bundestrainer ist also bereit, seine Spielerinnen auch. Am Mittwoch soll auf das gute Gefühl ein Auftaktsieg folgen.
Rest-Karten verfügbar
Für Kurzentschlossene bietet sich doch noch die Möglichkeit, die Spiele der DHB-Auswahl in Stuttgart live in der Porsche-Arena zu sehen. Zuvor reservierte, nun aber nicht abgerufene Ticketkontingente befinden sich im öffentlichen Verkauf: www.dhb.de/tickets.
Ehemaligen-Trio der Sport-Union Neckarsulm
Für alle Fans der Sport-Union Neckarsulm lohnt sich bei diesem WM-Turnier auch ein Blick über die Vorrunden-Gruppe C der deutschen Mannschaft hinaus. Denn ein Ehemaligen-Trio des Bundesligisten ist bei der WM ebenfalls am Ball.
In Gruppe A steht Sara Senvald im Kader Kroatiens. Die Kreisläuferin ist in der Saison 2020/2021 für die Sport-Union aufgelaufen und steht inzwischen in der Heimat bei Champions-League-Teilnehmer Podravka Koprivnica unter Vertrag. Eine der Führungsspielerinnen der Schweiz ist Daphne Gautschi (2021 – 2023). Die Rechtshänderin vom rumänischen Club Râmnicu Vâlcea spielt mit den Eidgenossinnen in Gruppe B. In der „Stuttgart-Gruppe“ G spielt außerdem Veronika Andrysková (Baník Most), die in der vergangenen Saison in Neckarsulm spielte, mit Tschechien.
Neben den Ex-Neckarsulmerinnen Nina Engel (2022 – 2024) und Sarah Wachter (2019 – 2023) steht mit Torhüterin Nicole Roth (2018/2019) von der HSG Blomberg-Lippe außerdem noch eine ehemalige Spielerin auf Abruf im DHB-Kader.




Stimme.de