Rallye-Sprint in Hohenlohe ist ein Spektakel der kurzen Wege
Der 2. Rallye-Sprint des HWRT Wohlmuthausen verspricht am Samstag dank zahlreichen Spitzenfahrern aus Württemberg einen engen Kampf um den Sieg. Doch der Top-Favorit ist der Titelverteidiger.

Noller, Dörre, Stütz, Otterbach, Kübler, Braun, Köhler – wer sich im Rallye-Zirkus Württembergs auskennt, mag bereits bei diesen Namen erahnen, dass beim 2. Rallye-Sprint des HWRT Wohlmuthausen am Samstag nicht nur aufgrund der zu erwartenden Temperaturen ein heißer Tanz bevorsteht. „Man muss gleich hellwach sein. Denn lässt du am Anfang fünf Sekunden liegen, holst du die über den Tag nicht mehr auf“, sagt Robin Zaiß.
Der 30-jährige Beifahrer vom veranstaltenden HWRT weiß, wovon er spricht: er und Fahrer Tom Hettenbach waren beim Veranstaltungsdebüt im Vorjahr auf der ersten Wertungsprüfung rund fünf Sekunden langsamer als auf der zweiten und dritten, so dass es in der Endabrechnung mit 1,3 Sekunden Rückstand „nur“ zu Gesamtrang zwei reichte. Nun, ein Jahr später, steht Zaiß an der Seite von Fahrer Jörg Dörre in den Meldelisten. „Jörg, das Auto, die Reifen – genau so sind wir 2024 beim Sieg bei der Unterland-Hohenlohe-Wertungsfahrt gefahren. Seitdem ist das Auto (BMW M3 E36, Anm. d. Red.) nicht mehr bewegt worden; schauen wir mal, was drin ist“, sagt Robin Zaiß leicht schelmisch.
Gleiche Strecke, andere Prüfungen: Vegetation macht es möglich
Nach einem sportlich spannenden und organisatorisch geglückten Debüt 2024, setzt das HWRT-Organisationsteam um Zaiß auf Bewährtes. Die gleiche Fünf-Kilometer-Strecke wie im Vorjahr gilt es dreimal zu absolvieren. Es habe Überlegungen gegeben, diesmal in entgegengesetzter Richtung zu fahren, die Idee sei während des Genehmigungsprozesses jedoch wieder verworfen worden.
„Die Prüfungen sehen von außen aber trotzdem anders aus“, wirft Robin Zaiß ein und verweist auf die diesmal noch weitaus höheren Getreidefelder; im Vorjahr hatte der Sprint Anfang August stattgefunden, weil das HWRT den Kalenderplatz des Untergröninger Rallyesprints übernommen hatte, der seinerzeit erst einen Monat später ausgetragen worden war.
Starterfeld ist mit 45 Fahrzeugen noch ausbaufähig
Um sich nun nicht gegenseitig Starter streitig zu machen, verschob das HWRT die eigene Veranstaltung im Rallye-Kalender ein Stück nach vorne. Dadurch kommt für die 31 Fahrer-Teams und Fahrzeuge – hinzu kommen 14 Fahrer-Duos in der Retro-Wertung – mit der Hitze ein weiterer, kaum zu berechnender Faktor hinzu. Raum für Fehler besteht bei nur 15 WP-Kilometern ohnehin nicht. Jeder kleine Verbremser, jeder einzelne Schaltfehler kann die Hoffnung auf den Gesamtsieg zunichte machen.
Dass in diesem Jahr 13 Fahrer weniger als bei der Premierenveranstaltung in den Starterlisten stehen, sieht Robin Zaiß noch nicht als Problem. „Mehr wären natürlich immer schön, aber selbst bei uns im Verein haben derzeit noch einige mit Schäden am Auto zu kämpfen und können deswegen nicht starten.“
Viele potenzielle Siegfahrer in der Starterliste
Für Spektakel dürfte dennoch gesorgt sein. Neben Dörre/Zaiß geht auch Kai Otterbach, UHW-Sieger 2022 und 2023, nach zwei Jahren erstmals wieder mit seinem BMW M3 E36 an den Start. Ulrich Kübler/Armin Seeger hatten mit ihrem weiß-blau-roten Peugeot 207 S2000 zuletzt kein Glück, gelten aber an einem guten Tag ebenfalls als Siegfahrer. Auch Christian Sier/Franziska Kraft vom AMSC Pohlheim aus Mittelhessen, die im Vorjahr bereits Gesamt-Vierte wurden und dementsprechend mit der Strecke vertraut sind, dürften in ihrem BMW M3 E36 für schnelle Zeiten sorgen.
Und trotzdem: Auf dem Papier spricht eigentlich einmal mehr alles für Titelverteidiger Rainer Noller: die Erfahrung, sein PS-starker „Evo“, die bewährte Kombination mit Beifahrerin Tanja Schlicht und nicht zuletzt der Ehrgeiz der 54-Jährigen. Doch möglicherweise lauert die sportliche Gefahr in der eigenen Familie. Denn auch Sohn René (23) wagt sich auf die drei Prüfungen mit 70 Prozent Asphalt- und 30 Prozent Schotteranteil.
Kann der Sohn dem Vater erstmals ein Bein stellen?
Dass das Vater-Sohn-Gespann gemeinsam in den Starterlisten steht, ist inzwischen eine echte Rarität. Dabei wurde der bislang letzte Doppel-Start 2021 bei der Rallye Laichinger Alb zum Familien-Triumph: Rainer Noller und Tanja Schlicht (Mitsubishi Lancer Evolution VIII) wurden Gesamt- und Klassensieger, der damals 19-jährige René belegte den zweiten Gesamtrang und gewann im Opel Corsa Rally4 seine RC4-Klasse.
Während Routinier Rainer Noller erstmals seit jenem Gesamtsieg auf der Alb im „Evo VIII“ startet, wird René Noller in einem Peugeot 208 Rally4 von Alina Bader über die Prüfungen gelotst. Kamen beide Nollers ins Ziel, ließen Erfahrung und stärkere Motorisierung den Vater bislang immer die Oberhand behalten. Eines Tages wird sich das wahrscheinlich ändern. Vielleicht ist dieser Tag ja bereits am Samstag.
Zuschauerinformation
Wie im Vorjahr gibt es einen neuen, vom Rallye-Zentrum in Forchtenberg-Wohlmuthausen (Hohenlohe Straße 32) ausgeschilderten, Zuschauerpunkt. Wer die Fahrzeuge mit etwas mehr Ruhe bestaunen möchte, hat dazu die Chance im Startpark auf dem Sportplatz Wohlmuthausen. Der Zeitplan sieht für 12.31 Uhr den Start des ersten Fahrzeugs vor, das dann ab 16.30 Uhr im Ziel erwartet wird. Mit der Siegerehrung ist nicht vor 18.30 Uhr zu rechnen.