Neue Sportstätten für Heilbronn: So reagieren die Falken und andere Vereine
Die Erweiterung des Heilbronner Bildungscampus hat große Auswirkungen auf die Heilbronner Sportlandschaft. Was der REV, die Falken und der HEC von den Plänen der Stadt und der Dieter-Schwarz-Stiftung halten.
Reaktionen im Minutentakt – auf allen Wegen, die die Kommunikation so bietet. Die Nachricht der Erweiterung des Heilbronner Bildungscampus Richtung Neckar bringt reichlich Bewegung in die Heilbronner Sportlandschaft – und das hat eine positive Grundstimmung ausgelöst.
Auch beim REV Heilbronn, dessen Heimat das Karl-Heinz-Losch-Rollsportstadion am Europaplatz ist und damit inmitten des Geländes liegt, das die Dieter-Schwarz-Stiftung künftig für ihre Expansionspläne benötigt. „Wir sind von der Stadt sehr rechtzeitig abgeholt und eingebunden worden“, sagt der langjährige Vorsitzende und REV-Ehrenmitglied Heiko Arndt. Der Grund und Boden gehört der Stadt, die Bauten sind Eigentum des Vereins. Seit Jahren gibt es Sanierungsbedarf, insbesondere in den Wintermonaten ist es kalt und zugig, da das Stadion nicht von allen Seiten geschlossen ist. Alles andere als perfekte Trainingsbedingungen für das einzig verbliebene Landesleistungszentrum in Baden-Württemberg.
Heilbronner Rollsportstadion: Statt Generalsanierung nur punktuell notwendige Verbesserungen
„Ich sehe das auch als Chance“, sagt Heiko Arndt und meint den Abriss der Traditionsstätte, wenn ein neuer Standort gefunden und gebaut ist. Der Plan ist gewesen, 2025 die Beleuchtung zu erneuern, doch: „Wir sind alle Schwaben“, meint Heiko Arndt, „wir investieren nur noch, was nötig ist, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Alles andere wäre rausgeschmissenes Geld.“ Mit Augenmaß agieren heißt: Statt einer Generalsanierung gibt es nun nur eine punktuell notwendige Verbesserung der Beleuchtung.
Die neue Stätte sieht Arndt positiv. Auch, weil der REV ohnehin an der Kapazitätsgrenze operiert und kaum mehr Interessierte aufnimmt. „Das ist auch eine riesengroße Chance für die Weiterentwicklung des Vereins“, meint Arndt. Intern soll es eine Planungsgruppe geben, um eine Wunsch- und Anforderungsliste zu erstellen. Öffentlich mag Heiko Arndt diese nicht machen. Für ihn zählt anderes: „Wir können gemeinsam eine gute Lösung hinbekommen.“
Erleichterung bei den Verantwortlichen der Heilbronner Falken und des HEC
Groß ist die Erleichterung bei den Verantwortlichen der Heilbronner Falken und des Heilbronner EC. „Wir sind sehr dankbar, dass die lang geführte Diskussion, wie man die Voraussetzungen für das Eishockey in Heilbronn verbessern kann, jetzt mit der Dieter-Schwarz-Stiftung konkrete Formen annimmt“, bringt es Franz Böllinger, Gesellschafter des Eishockey-Oberligisten, auf den Punkt. „Ich bin gespannt, wie die nächsten Schritte aussehen.“ Diese Frage stellt sich auch Kai Sellers.
„Wie es mit der Spielstätte weitergeht, ist für uns existenziell. Wir haben uns eine beachtliche Jugend aufgebaut. Und fünf bis sechs Jahre – bis dahin soll der Neubau fertig sein – ist für einen Club keine Zeitspanne“, sagt der Vorsitzende des HEC und Trainer der Eisbären Heilbronn in der Baden-Württemberg-Liga. Wichtig ist beiden Funktionären vor allem, dass es in Zukunft zwei permanente Eisflächen geben wird. „Eine Eisfläche ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Böllinger. Zu viele Gruppen müssten sich die Zeiten teilen: Profi-Eishockey, die Amateure, Eiskunstlauf und kommerzielle Events wie die Eisdisco.
Kapazitätsgrenze im Eisstadion am Europaplatz erreicht
Kai Sellers meint zudem: „Wir sind an der Kapazitätsgrenze. Wir können als Verein nicht mehr wachsen. Der Publikumslauf ist jetzt schon eingeschränkt.“ Es habe mehrfach Anfragen zur Gründung einer Eishockey-Frauenmannschaft gegeben – und Eisstockschießen könne man bei mehr als einer Eisfläche wieder reaktivieren. Auch dazu habe es Anfragen gegeben, um auch ältere Menschen aktiv einzubinden.
Mit der Aussicht auf ein neues Eisstadion erwachen bei den Verantwortlichen des Eishockey-Oberligisten Heilbronner Falken Hoffnungen auf eine bessere Zukunft. „Zuschauer möchten nicht nur erfolgreiches Eishockey sehen, sondern auch einen gewissen Komfort in der Arena geboten bekommen. Ist das gegeben, wird ein Verein auch für Unternehmen interessant“, sagt Falken-Gesellschafter Franz Böllinger. „Wenn wir es schaffen, dass die Wirtschaft unseren Club mitträgt, können wir aus der Konsolidierungsphase, in der wir uns aktuell noch befinden, wieder höhere Ziele verfolgen. Und mit der Perspektive auf einen Neubau wird der Weg zurück in die DEL 2 leichter.“
Primäres Ziel der Heilbronner Falken: Rückkehr in die DEL2
Die Rückkehr in die zweithöchste deutsche Liga ist das primäre Ziel. „Perspektivisch sollte eine neue Arena aber auch einen DEL-Standort zulassen“, sagt Franz Böllinger. Eine Vorstellung, was eine neue Heimspielstätte der Heilbronner Falken bieten sollte, hat der Bad Friedrichshaller auch schon. Dabei geht sein Blick zu den Steelers, dem Rivalen aus Bietigheim-Bissingen. „In Bezug auf Größe, Komfort für die Zuschauer und die Sportler sowie Zugänglichkeit wäre eine Halle vergleichbar der Ege-Trans-Arena ein Wunsch“, meint er.
Gegen eine kleiner dimensionierte Halle gibt es seiner Meinung nach genauso viele Argumente wie gegen eine deutlich größere Arena mit einer Kapazität von mehr als rund 5000 Plätzen. „Der Neubau sollte mehr Zuschauer fassen als das jetzige Eisstadion am Europaplatz, das eine unvorteilhafte Verteilung zwischen Steh- und Sitzplätzen von etwa 3000 zu rund 800 hat. In Heilbronn braucht man definitiv aber nicht die Kapazitäten wie sie beispielsweise in Mannheim mit der SAP-Arena vorhanden sind.“

Multifunktionshalle für Heilbronn? Noch gibt es keine Informationen zu möglichen Neubauten
Noch sind das aber alles Träume. Konkrete Pläne, wo ein Neubau stehen und wie er aussehen könnte, sind noch nicht bekannt. „Ich wünsche mir etwas, was zu Heilbronn passt“, sagt Franz Böllinger. „Im Idealfall eine Arena, die Multifunktions-Charakter hat. Denn die Stadt tut gut daran, vielen Sportarten eine moderne Spielstätte zu bieten.“
Eine Multifunktionshalle, in der auch andere Sportarten und kulturelle Veranstaltungen eine Heimat finden, sieht Sellers eher kritisch. „Das wäre nice to have, muss aber finanzierbar sein. Ich bekomme Bauchschmerzen, wenn wir in Zukunft Miete zahlen müssen“, sagt der HEC-Vorsitzende. Er plädiert dafür, Eishockey und Rollhockey zusammenzubringen. Sein Traum: „Jedes Kind, das Eishockey spielt, spielt auch Rollhockey – und umgekehrt.“ Für den neuen Standort gibt es bereits konkrete Wünsche. „Die Zuschauer müssen komfortabel an- und abreisen können“, sagt Böllinger. „Profisport funktioniert dann, wenn die Leute innerstädtisch darauf zugreifen können über den ÖPNV, es aber auch eine gute Anbindung über Zufahrtstraßen gibt.“ Sellers wird noch konkreter: „Die Fläche zwischen Frankenstadion und Theresienwiese wäre perfekt. Dort könnte man alle Sportarten zusammenbringen. Zudem wäre man etwas raus aus der Stadt und stört keinen“ – bei guter Anbindung und Parkmöglichkeiten.
Falken- und HEC-Verantwortliche hoffen, ins Boot geholt zu werden
Sobald die Planungen konkrete Formen annehmen, hofft Falken-Gesellschafter Franz Böllinger, dass er und seine Mitstreiter mit ins Boot geholt werden. „Eishockey ist eine besondere Sportart, die besondere Voraussetzungen benötigt. Aber wir werden jetzt nicht einen mehrere Seiten umfassenden Forderungskatalog erstellen und auf die Protagonisten zugehen. Wir bleiben demütig. Denn wir sind nur Beifahrer in dem ganzen Prozess“, meint der Funktionär des Eishockey-Drittligisten. „Aber wir erhoffen uns schon, dass wir als Endprodukt eine moderne, der Zeit angemessene Spielstätte bekommen.“