Markus Pommer fährt seinen Zweifeln einfach davon
Pommer gewinnt mit Valentino Catalano die Gesamtwertung des ADAC Prototype Cups. Am Sachsenring biegt der Heilbronner in der ersten Kurve des erstes Rennens auf die Siegerstraße ein.

Hoch oben auf dem Siegerpodest stehend, steckten sich Markus Pommer und Valentino Catalano gegenseitig die Hälse ihrer Champagner-Flaschen in den Nacken und ließen den prickelnden Schaumwein genüsslich in die weißen Rennanzüge laufen. Die Freude war selbst dem ansonsten eher zurückhaltend auftretenden Pommer (33) anzusehen; seinem 15 Jahre jüngeren Teamkollegen erst recht.
Auf dem Sachsenring hatten die Teamkollegen am Sonntagnachmittag nach einem taktisch wie fahrerisch fehlerfreien Wochenende den Gesamtsieg im ADAC Prototype Cup Germany eingefahren. Mit einem Rückstand von acht Punkten waren die beiden Piloten vom Sinsheimer Team Gebhardt Motorsport in das Rennwochenende gegangen, mit neun Punkten Vorsprung und einem breiten Grinsen kamen sie wieder heraus.
Titelverteidigung macht Pommers Erfolg noch spezieller
Das hielt auch bei der kleinen Meisterfeier im ADAC-Zelt an, in dem die Gebhardt-Mannschaft den Sonntag ausklingen ließ. Markus Pommer glückte mit dem Erfolg sogar die Titelverteidigung, nachdem er im Vorjahr mit Gary Hauser für Racing Experience triumphiert hatte.
"Man sagt ja, einen Titel zu verteidigen, ist schwerer, als den ersten Titel zu gewinnen. Und das war in meinem Fall tatsächlich so. Für mich ist es natürlich besonders schön, weil ich es mit verschiedenen Teams geschafft habe und es in diesem Jahr unter dem anspruchsvolleren Regelwerk geklappt hat", sagt Markus Pommer.
Der gebürtige Heilbronner ist damit der erste Fahrer, der die noch junge LMP3-Rennserie in aufeinanderfolgenden Jahren und überhaupt mehr als einmal gewonnen hat. Auch den Team-Titel gewann Pommer durch das gute Abschneiden der Gebhardt-Mannschaft zum zweiten Mal in Folge.
Fünf Podestplätze in den letzten sechs Rennen
"Der Nürburgring war der Wendepunkt", sagt das Mitglied des MC Heilbronn in der Rückschau. "Nach dem zweiten, dritten Rennwochenende habe ich zwischendurch gedacht, dass das gar nichts mehr wird mit dem Titel", berichtet Pommer auch von Zweifeln. "Wir waren zwar immer schnell, aber durch die längeren Standzeiten und die vielen Safety-Car-Phasen sind wir in den Rennen oft zurückgefallen."
Nach einem dritten und einem fünften Platz in Zandvoort sowie dem Startverzicht beim ersten Rennen in Hockenheim aufgrund eines undichten Tankeinfüllstutzens schien der Gesamtsieg in weiter Ferne. Dann folgten ohne eine einzige Safety-Car-Phase fünf Podestplätze aus den letzten sechs Rennen.
Pommers starker Start als Türöffner
Am Sachsenring legte Pommer selbst im ersten Rennen am Samstag den Grundstein für den Erfolg. In der ersten Kurve nutzte er einen Verbremser von Pole-Setter Keanu Al Azhari und übernahm innen die Führung. "Der optimale Start war der Schlüssel, weil es am Sachsenring schwer ist zu überholen und ich mich danach auch schnell absetzen konnte."
Al Azharis Fehler bremste zudem die Konkurrenz aus, so dass etwa Danny Soufi - gemeinsam mit Torsten Kratz als Gesamtführender ins Wochenende gegangen - ins Kiesbett ausweichen musste und ans Ende des Feldes zurückfiel.
Nach dem Fahrerwechsel wehrte Catalano alle Angriffe des schnellen Al Azhari ab und fuhr zum Sieg. Weil Kratz und Soufi nach einer Durchfahrtstrafe weitere wichtige Plätze verloren hatten, gingen Pommer und Catalano mit einer Vier-Punkte-Führung in den Sonntag.
Gebhardt-Duo kann längere Standzeit kompensieren
Dort galt es für den von Position zwei gestarteten Catalano umsichtig durch die Startphase zu kommen und möglichst schnell Zeit auf die Verfolger herauszufahren. Durch ihre Erfolge hatte das Gebhardt-Duo beim Boxenstopp eine um 17 Sekunden längere Standzeit gegenüber Kratz/Soufi, die aber nach dem Ausritt ins Kiesbett und einer erneuten Durchfahrtstrafe ohne jede Chance waren.

Rund 23 Minuten vor dem Ende war klar, dass Markus Pommer auf Platz drei liegend seinen Duqueine M30 - D08 nur noch sicher ins Ziel bringen musste. Für besorgte Mienen in der Gebhardt-Garage sorgte einzig die immer weiter ansteigende Getriebetemperatur des Duqueine.
Erst wird das Getriebe, dann die Kehlen gekühlt
"Die lag irgendwann bei 120 Grad, nachdem schon bei 112 Grad eine Warnung im Cockpit-Display angegangen war", erzählt Markus Pommer.
Weil sein dritter Platz zum Titelgewinn genügte, ließ er von einem Überholmanöver gegen Julien Apothéloz ab und fuhr stattdessen auf der rechten Streckenseite im vollen Fahrtwind, um für zusätzliche Kühlung zu sorgen. Der Plan ging auf und anschließend wurden auf dem Siegerpodest nur noch durstige Kehlen gekühlt.
Endstand ADAC Prototype Cup Germany
1. Markus Pommer (Heilbronn)/Valentino Catalano (Westheim)
Gebhardt Motorsport, 206 Punkte.
2. Danny Soufi (USA)/Torsten Kratz (Mönchengladbach)
Konrad Motorsport, 197 Punkte.
3. Julien Apothéloz (Schweiz)/Riccardo Leone Cirelli (Italien)
BWT Mücke Motorsport, 194.
4. Keanu Al Azhari (Vereinigte Arabische Emirate)
Mühlner Motorsport, 191 Punkte.
5. Felipe Fernández Laser (Leipzig)/Klaus Abbelen (Barweiler)
Frikadelli Racing, 149 Punkte.
6. Antti Rammo (Estland)
MRS GT-Racing, 135 Punkte.