TSV Bönnigheim hat noch Glück im Unglück
Das Debüt von Trainer Tobias Gärttner beim TSV Bönnigheim misslingt gegen den HC Schmiden/Oeffingen gehörig. Für Hoffnung sorgen allerdings die Ergebnisse der Oberliga-Konkurrenz.

Es kam vieles zusammen am Samstagabend in Bönnigheim: Ein bisschen zu viel Nervosität, ein wenig Pech, hier und da fehlende Konzentration und zu lange Phasen der Unzulänglichkeit. Alles in allem jedenfalls eine schlechte Mischung, um ein Handballspiel in der Oberliga gewinnen zu können. Dementsprechend war es nach 60 Minuten keine große Überraschung mehr, dass die Frauen des TSV Bönnigheim ihr siebtes Saisonspiel mit 28:37 (9:19) gegen den HC Schmiden/Oeffingen deutlich verloren hatten.
Es lief einfach zu wenig zusammen, als dass der Viertligist seinem neuen Trainer Tobias Gärttner einen gelungenen Einstand hätte bescheren können. "Wir sind erst schlecht reingekommen, haben es dann nicht geschafft, aggressiv zu verteidigen, und hatten lange auch nicht die nötige Bereitschaft, um hier heute zu gewinnen", räumte Gärttner unumwunden ein.
Wenig Überraschendes überrascht dann doch
Dass seine Bönnigheimerinnen ihr Potenzial am Samstag nicht auf die Platte brachten, war jedoch nur die halbe Wahrheit. Denn der HC Schmiden/Oeffingen hatte die Partie nicht nur gewonnen, weil der TSV sie hergeschenkt hätte, sondern weil die vom einem Interimstrainer-Duo betreuten Fellbacherinnen selbst einen äußerst ansehnlichen Ball gespielt hatten.
"Sie haben sich irgendwann in einen Rausch gespielt", sagte Gärttner anerkennend. Nach einem 1:4 (5. Minute) sowie 3:7- und 4:11-Zwischenständen (10./15.) war im Prinzip bereits bei Gärttners zweiter Auszeit beim Stand von 7:16 in der 25. Spielminute klar, dass es schon eines gehörigen Einbruchs bedurft hätte, damit die Gäste ihre komfortable Führung noch einmal herschenken würden.
"Wir wussten eigentlich, was auf uns zukommen würde", war zumindest Trainer Gärttner von zwei offensiven Fellbacher Halbverteidigerinnen und schnellem Umschaltspiel wenig überrascht. Seine Spielerinnen hingegen schon. Die hatten mit der gut verschiebenden Abwehr des HC gehörige Schwierigkeiten und waren nach Ballverlusten im eigenen Rückzugsverhalten zu unsortiert.
Gute Szenen werden nicht zu guten Phasen

Gärttner nahm Auszeiten, wechselte Torhüterin und Spielsystem, doch einen Effekt über längere Phasen hatte nichts von allem. Zu Beginn der zweiten Hälfte parierte Rosaria Cotardo zweimal stark, hatte danach aber mehrmals Pech. Und die Hereinnahme Lena Halupkas sorgte nach 25 Minuten im Angriff zunächst zwar für mehr Gefahr aus dem Rückraum und in der Abwehr für eine zupackendere Herangehensweise. Doch von Dauer war weder das eine noch das andere.
"Vielleicht war bei der ein oder anderen Spielerin auch etwas Nervosität dabei, weil jemand Neues draußen steht und man dann besondere Dinge machen will", mutmaßte Gärttner. Wirklich besondere Dinge machten allerdings andere.
Larissa Bürkle und Chiara Baur zum Beispiel, die in der Rückraum-Mitte der Gäste nach der Halbzeit phasenweise eine Sonderbewachung durch Sonja Christel erhielten. Vor allem Baur machte Spaß. Nicht nur die Position und der Nachname, auch die Trikotnummer 13 und ihre Fähigkeiten am Ball verrieten, dass die Tochter von Ex-Weltmeister Markus Baur das Handballspielen nicht von irgendwem gelernt hat. Doch selbst mit seinen an der Mittellinie isolierten Spielmacherinnen fand der HC Schmiden/Oeffingen noch ausreichend Räume, Lücken und Ideen, um die TSV-Abwehr auseinanderzudividieren.
Konkurrenz spielt ein wenig für den TSV
"Da müssen wir in den nächsten Wochen noch mindestens zwei Schritte nach vorne machen", sagte Tobias Gärttner. Immerhin hätten sich seine Spielerinnen nicht aufgegeben, die zweite Hälfte für sich entschieden und die Ergebnis-Differenz einstellig gehalten. "Aber klar ist: Für uns zählt jetzt jedes Spiel."
Denn seinen Spielraum für Patzer hat der TSV Bönnigheim, der unter die besten Drei und damit in die Aufstiegsrunde möchte, mit nun drei Niederlagen nahezu aufgebraucht. Für Hoffnung sorgten am Samstag daher andere: Durch den 21:18-Auswärtserfolg des SV Hohenacker-Neustadt bei der HG Oftersheim/Schwetzingen rutschte der TSV zwar von Rang vier auf fünf ab, bleibt aber mit einem Spiel weniger in unmittelbarer Schlagdistanz zur Handball-Gemeinschaft als Tabellendritter. Manchmal hat man eben auch ein wenig Glück im Unglück.
TSV Bönnigheim: Cotardo; Gerullis, Hamann - Reichhardt (1), Kynast (7/4), Zäh (2), Christel (6), Häberlen (2/1), Fischer (1); Haiges (1), Strauß, Graner (2), Biedermann, Halupka (3), Haar (1), Grosser (2).
Erfolgreichste Werferinnen HC Schmiden/Oeffingen: Larissa Bürkle (8), Chiara Baur (7/1).
Schiedsrichter: André Geiss/Matthias Schwarz.
Siebenmeter: TSV Bönnigheim: 5/6; HC Schmiden/Oeffingen: 2/3.
Zeitstrafen: 1/1.
Zuschauer: 110.
Modus der BW-Oberliga 2023/2024
Die ersten drei Mannschaften der beiden sieben Teams umfassenden Oberliga-Staffeln qualifizieren sich für die Aufstiegsrunde zur 3. Liga, die im Frühjahr 2024 ausgetragen werden wird. Aus dieser Regelung ergibt sich die etwas kuriose Tatsache, dass das Spiel zwischen dem TSV Bönnigheim und dem HC Schmieden/Oeffingen bereits das erste Spiel der Rückrunde war.
In der Parallelstaffel wären nach sieben Spieltagen die HSG Leinfelden-Echterdingen, H2Ku Herrenberg und FrischAuf Göppingen II als die drei bestplatzierten Mannschaften für die Aufstiegsrunde qualifiziert.






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