Verbandsliga-Derby wird zum May-Feiertag
Ausgerechnet im Derby verliert die Sport-Union Neckarsulm erstmals seit dem 26. Oktober wieder ein Verbandsliga-Spiel. Zwei schwerwiegende Ausfälle und ein entschlossener TSV Bönnigheim machen den Unterschied.

Irgendwann zwischen der 28. und 40. Spielminute war das Momentum im Verbandsliga-Derby gekippt. Ein wenig lag es an der abnehmenden Konzentration, ein wenig am zunehmenden Pech und auf jeden Fall auch an den schwindenden Kräften der Sport-Union Neckarsulm, dass ihr die Spielkontrolle schleichend entglitten war und die Gäste des TSV Bönnigheim ohne zu zögern zugeschlagen hatten.
Dank eines 33:28 (15:16)-Erfolgs entführte der TSV beide Derby-Punkte aus der Neckarsulmer Sulmhalle, beendete die lange Ungeschlagen-Serie der Gastgeber und schob sich zugleich auch noch in der Tabelle an ihnen vorbei auf Rang zwei.
Aggressivität bis zum Schluss macht den Unterschied
„Die Abwehr war auf jeden Fall der Schlüssel zum Erfolg. Wenn du unter 30 Gegentoren bleibst, gewinnst du so ein Spiel“, sagte TSV-Trainer Simon Weiberle, der froh darüber war, dass seine Schützlinge nach den beiden jüngsten Niederlagen gegen die HSG Böblingen/Sindelfingen und den TSV Altensteig eine starke Antwort gegeben hatten.
„Wichtig war für uns, dass jeder seine Pausen bekommen hat und alle mit viel Energie in den Schlussspurt gehen konnten. Denn genau da haben wir das Spiel letztlich gedreht.“ Ein wenig aggressiver und impulsiver sei seine Mannschaft in dieser Phase gewesen, ergänzte Weiberle, „das war am Ende der Schlüssel zum Erfolg“.
Erst fehlt König, dann auch noch Mahl
Ganz ähnlich sah es Jonas Heilmann, der aufseiten der Sport-Union Neckarsulm erst einen und nach zehn Minuten sogar zwei folgenschwere Ausfälle kompensieren musste: Für Rückraum-Shooter Jan König war aufgrund von muskulären Problemen in der Wade mehr als warmmachen nicht drin und Linksaußen Robin Mahl kugelte sich bei einem Wurfversuch einen Finger der linken Hand aus.
„In der Phase nach der Halbzeit, in der wir im Angriff etwas glücklos waren, haben wir etwas die Power verloren. Da haben uns ein paar Prozente gefehlt, womöglich genau die, mit denen wir in der ersten Hälfte noch Zwei-Minuten-Strafen gezogen haben und den letzten Schritt in die Tiefe gegangen sind. Das war der Knackpunkt“, analysierte Heilmann: „Und dann sind uns am Ende auch etwas die Optionen ausgegangen“ – obwohl der Trainer kurzfristig Yannick Guldi reaktiviert hatte.
23 von 33: Bönnigheimer May-Trio erlegt die Gastgeber
Das intensive Duell hatte früh den typischen Derby-Charakter angenommen. Sportlich war es ein enger Schlagabtausch, in dem keine Mannschaft auch nur einen Zentimeter freiwillig herschenkte. Dazu kamen in einem fairen Spiel die kleinen Nickeligkeiten, Provokationen und Sticheleien, die ein Derby erst zu einem echten Derby machen.

Während sich die Sport-Union in wichtigen Phasen auf die wuchtigen (Distanz-)Treffer ihres Top-Torjägers Niklas Müller ebenso verlassen konnte wie auf Alexander Bartelmann zwischen den Pfosten, prägten bei den Gästen allen voran die May-Brüder Jaron, Jonas und Levin, die insgesamt 23 der 33 Bönnigheimer Tore erzielten, das Spiel. „Es ist wunderbar zu wissen, dass man sich auf die Jungs verlassen kann; wir sind super stolz, dass wir sie bei uns haben. Und sie sind im Normalfall auch sehr, sehr zuverlässig im Toreschießen“, sagte Simon Weiberle mit einem Schmunzeln über das Trio.
Sport-Union kann nicht mehr Schritt halten
Dass die Sport-Union zuvor seit dem 29:32 am 26. Oktober gegen die Bottwar SG acht Partien in Folge nicht verloren hatte, schreckte die Bönnigheimer nicht. „Wir haben zwar ein bisschen gebraucht, bis wir aufgetaut sind, sind dann aber wirklich gut aus der Halbzeit gekommen. Wir hatten uns vorgenommen, noch ein bisschen aggressiver zu verteidigen und vorne noch effektiver in die Zweikämpfe zu gehen, damit die Schiedsrichter pfeifen müssen“, gab Weiberle später Einblicke in seine Kabinenansprache.
Aus dem knappen 15:16-Halbzeit-Rückstand machte der TSV Bönnigheim in den ersten 17 Minuten der zweiten Hälfte eine vorentscheidende Fünf-Tore-Führung (26:21). „Wir leisten uns zwei, drei Schrittfehler, ein Stürmerfoul und fangen den Ball nicht – das tat in dieser Phase richtig weh“, gab Jonas Heilmann zu. „Danach konnten wir dann nicht mehr Schritt halten.“
Sport-Union Neckarsulm: Bartelmann; Walk – Darancik, Heim (5/1), Hofacker (4), Mahl (1), N. Müller (8), Pech (2); Mühlbacher (2), Feimer, Guldi, Zwirner (3/3), König, Tews (3).
TSV Bönnigheim: Teschke; Nicht – Qual (3), Jo. May (9), Schmid (4), D. Müller (1), Ja. May (11/7), Herter; L. May (3), Galluccio (1), Weber, Zundel (1), Horst.
Schiedsrichter: Michael Fahrion/Norbert Frommer.
Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 4/6; TSV Bönnigheim: 7/8.
Zeitstrafen: 2/5.
Zuschauer: 300.