Württembergligisten Sport-Union Neckarsulm II und TV Flein steigen gemeinsam auf
Während die Sport-Union Neckarsulm II beim TSV Birkenau kämpfen muss, am Ende aber ihre perfekte Saison krönt, jubelt der TV Flein im Schongang über den Aufstieg in die Viertklassigkeit.

Eine große Freundschaft wird zwischen dem württembergischen und dem nordbadischen Meister in absehbarer Zeit wohl nicht entstehen. Dafür hauten sich die Sport-Union Neckarsulm II und der TSV Birkenau in den beiden Relegationsspielen um den Oberliga-Aufstieg - es sei mal so deutlich gesagt - zu sehr auf die Schnauze.
Als um 17.30 Uhr in der Langenberghalle die Schlusssirene ertönte, interessierte das auf Neckarsulmer Seite aber niemanden mehr. Dank einer bärenstarken Abwehrleistung gewann die Sport-Union nach dem 30:27 im Hinspiel auch das Rückspiel mit 22:15 (11:7) und spielt damit in der nächsten Saison viertklassig.
Krebs sieht Parallelen zu Steffi Graf
"Das war eine große Teamleistung", sagte Stephanie Dähnel. Stefan Krebs verstieg sich zu einem gewagten Vergleich: "Das ist wie einst der Golden Slam von Steffi Graf", sagte der Neckarsulmer Erfolgstrainer angesichts einer perfekten Saison mit 24 Siegen in 24 Spielen. "Vor einem Jahr lagen hier nur noch die Trümmer einer Mannschaft. Niemals hätte ich gedacht, dass wir eine solch grandiose Saison spielen", frohlockte Krebs.
Die Relegations-Partie begann ähnlich wie am vergangenen Donnerstag: Die Abwehrreihen dominierten, im Angriff lief auf beiden Seiten wenig zusammen. Den besseren Start erwischten die Gäste, die eine 2:0-Führung vorlegten. Erst in der siebten Minute gelang dem TSV Birkenau der erste Treffer zum 1:2. Nach knapp einer Viertelstunde hieß es schließlich 4:4. Es war ein zähes Ringen mit vielen Leichtsinnsfehlern. Zwischenzeitlich hatte die Partie beinahe schon Slapstick-Charakter, so schnell wurden die Bälle auf beiden Seiten verloren.
Viel Ringen und Judo, wenig Handball
Langsam kam aber Neckarsulms Spielmacherin Sophie Lütke in die Gänge. Mit drei Treffern in Folge stellte die 34-Jährige auf 7:4 (20.). Die erste Überzahlsituation nutzte die Sport-Union, um die Führung auf 9:5 auszubauen (23.). Vier Treffer betrug der Vorsprung auch beim 11:7-Halbzeitstand.
Schöner wurde es auch zu Beginn des zweiten Durchgangs nicht. Beide Teams verbissen sich in die Zweikämpfe, der eigentliche Sinn des Spiels - Tore zu werfen - trat in den Hintergrund. Das Geschehen ähnelte eher einer Kombination aus Sportarten wie Ringen, Boxen und Judo.
In der 39. Minute holte Krebs sein Team zusammen, um wieder eine Struktur ins Spiel zu bekommen. Dank zweier weiterer Lütke-Treffer war beim 14:10 (41.) der Vier-Tore-Vorsprung wiederhergestellt. Mit einer starken Einzelaktion stellte die gebürtige Berlinerin auf 15:10 (43.).
Schiedsrichterleistung trägt zum allgemeinen Chaos auf dem Feld bei
In Summe waren die Gastgeberinnen damit bereits acht Treffer zurück. TSV-Trainer Julius Schäfer nahm eine Auszeit, um seine schwer wankende Mannschaft vielleicht doch noch in die Spur zu kriegen. Es war allerdings das Unparteiischen-Gespann, das den Chaosfaktor auf die Spitze trieb. Innerhalb von 18 Sekunden schickten die Schiedsrichter gleich drei Neckarsulmerinnen mit hanebüchenen Zwei-Minuten-Strafen auf die Bank. "Ich habe gar nicht kapiert, was los war", sagte Dähnel, eine der Betroffenen.
Mehr als das Tor zum 11:16 (47.) gelang den Gastgeberinnen mit drei Spielerinnen mehr auf dem Feld indes nicht. "Das schaffst du nur im Team", betonte Dähnel ein weiteres Mal. Außerdem parierte SUN-Keeperin Celia Schneider alles, was auf ihr Tor kam. Spätestens mit dem 18:12 (50.) durch Lütke war die Nummer gegessen. Zehn Minuten später sprangen die Neckarsulmerinnen im Kreis und riefen: "Aufsteiger, Aufsteiger!" Es war die Krönung einer perfekten Spielzeit.
SU Neckarsulm II: Schneider - Gerold , Straub (1), Hanak (1), Krebs, Vogl (3), Schäfer (5), Dähnel, Schrembs, Lütke (12/4), Drost, Hernandez.
Erfolgreichste Werferin TSV Birkenau: Jacqueline Mader (5).
Schiedsrichter: Alexander Kraft/Steffen Reick.
Siebenmeter: TSV Birkenau: 0/2; Sport-Union Neckarsulm II: 4/4.
Zeitstrafen: 7/6.
Zuschauer: 200.
Auch TV Flein macht Oberliga-Aufstieg perfekt
So furios wie im Hinspiel an Christi Himmelfahrt war der Auftritt des TV Flein am Sonntag im Rückspiel gegen die SG Muggensturm/Kuppenheim zwar nicht, doch das tat dem Jubel der Fleinerinnen und ihrer mitgereisten Fans keinerlei Abbruch.

Nach dem überwältigenden 32:11-Erfolg am Donnerstag bestätigte die Mannschaft von Trainer Patrice Payer am Sonntag durch ein 29:22 (11:8) in der Sporthalle Kuppenheim ihre Favoritenrolle und stieg nach der Vizemeisterschaft in der Württembergliga souverän in die Baden-Württemberg Oberliga auf, die in der nächsten Saison unter dem neuen Namen Regionalliga firmieren wird.
SG Muggensturm/Kuppenheim kann mithalten
Der Meister der Südbadenliga konnte vor heimischem Publikum dieses Mal lange mithalten und musste sich erst nach vier Fleiner Toren in Folge durch Hannah Knoll (2), Nicole Trabert und Elena Seiz zwischen der 55. und 58. Spielminute, die aus einer guten 23:20- eine komfortable 27:20-Führung des TV Flein machten, endgültig geschlagen geben.
Damit endet eine herausragende Saison für den Fleiner Handball sowohl mit dem Aufstieg der Württembergliga-Frauen als auch der Meisterschaft und dem Aufstieg der Verbandsliga-Männer.
TV Flein: Pezzi, Amon - Riek (11/2), Kreis (1), Knoll (2), Baumann (1), Mohr (1), Hack (2), Schilpp, Steller (3/2), Seiz (2), Plieninger, Kny, Trabert (2), Brenner (4).
Erfolgreichste Werferinnen SG Muggensturm/Kuppenheim: Kerstin Merkel (7/1), Melanie Wunsch (4).
Schiedsrichter: André Geiss/Matthias Schwarz.
Siebenmeter: SG Muggensturm/Kuppenheim: 1/3; TV Flein: 4/4.
Zeitstrafen: 1/2.
Zuschauer: 200.