Brutal gut: SG Schozach-Bottwartal präsentiert sich zum Jahresabschluss in Bestform
Überraschend deutlich schlagen personell arg dezimierte Drittliga-Frauen der SG Schozach-Bottwartal Tabellennachbar SG Kappelwindeck/Steinbach am Samstagabend mit 37:27. Wünsche für das neue Jahr hat Trainer Michael Walter trotzdem.

Michael Walter strahlte am Samstagabend nach Spielschluss über das ganze Gesicht. Vor Freude. Vor Erleichterung. Vor Stolz. „Wenn die Mädels so weiterarbeiten, wäre das schon super“, sagte der Trainer der Drittliga-Frauen der SG Schozach-Bottwartal angesprochen auf seine Wünsche für das nächste Jahr.
Nach dem überraschend klaren 37:27 (17:14)-Erfolg zum Jahresabschluss gegen die SG Kappelwindeck/Steinbach, an der die SGSB im Klassement dank der zwei gewonnenen Punkte auf Rang sieben vorbeizog, war die Stimmung in der Langhanshalle bestens. „Man sieht im Saisonverlauf eine richtige Entwicklung bei jeder Spielerin; das macht mich einfach brutal stolz“, hob der 42-Jährige hervor.
SGSB-Trainer Michael Walter und sein Lieblingswort
Wer sich mit Walter unterhält, benötigt gar nicht allzu viel Zeit, um eines seiner Lieblingswörter zu identifizieren: brutal. Brutal aber nicht als Adjektiv im Sinne von rücksichtslos oder gewalttätig, sondern als Adverb; als eine Art Zwischenschritt zwischen Komparativ und Superlativ, bei dem der Zustand oder das Ausmaß einer Handlung oder eines Sachverhalts verstärkt wird. So wie mit „sehr“. Wenn andere also „sehr stolz“ sind, ist der Gymnasiallehrer meist „brutal stolz“ – was aber im Grunde noch einmal ein bisschen stolzer bedeutet als es nur „sehr stolz“ implizieren würde.
Die nun nur noch fünftbeste Abwehr der Liga hatte Walters Mannschaft 60 Minuten lang hergespielt und ihr mit 37 Toren ihre Grenzen aufgezeigt. „Die Mädels haben trotz einiger kleinerer Phasen brutal diszipliniert gespielt; wir machen dann auch wieder ein gut herausgespieltes Tor und holen uns dadurch die Sicherheit zurück“, sagte Michael Walter. Da war es wieder: brutal.
Rhythmus- und Kräfte-Management werden zum Schlüssel
Nach einem 4:1-Start spielten die Gastgeberinnen, die aufgrund zahlreicher Ausfälle in Lena Siebert nur eine etatmäßige Drittliga-Spielerin auf der Bank sitzen hatten, mit viel Ruhe, Kontrolle und Effektivität ein sehr erwachsenes Spiel. Mal ging es nach Balleroberungen per Erster Welle auf Hannah Hönig oder Aylin Bornhardt schnell, mal nahmen die omnipräsente Bornhardt oder Sonja Christel als Spielmacherinnen das Tempo heraus.
Überhastete, unüberlegte oder gar dumme Ballverluste ließen sich an diesem Abend an einer Hand abzählen. Hinzu kam, dass auch die Torhüterinnen – in Hälfte eins Jana Brauch, nach Wiederbeginn dann Hanna Krause – gut hielten und mutig Umschaltsituationen initiierten.
Kurze Schwächephase der Gastgeberinnen bleibt folgenlos
Eine kurze Leichtsinnsphase vor der Halbzeit ließ den zuvor konstanten Vier-Tore-Vorsprung der SGSB kurzzeitig auf 13:12 zusammenschmelzen. Doch die junge Mannschaft verlor ihre Linie nicht, sondern bestimmte weiterhin selbstbewusst das Geschehen.
„Es ist schon krass wie die Mädels zusammenstehen und solche Spiele nicht abschenken, sondern es auch mit nur neun Feldspielerinnen durchziehen“´, lobte Michael Walter den Auftritt seiner Mannschaft. „Ob es unsere beste Leistung in dieser Saison war, weiß ich gar nicht, aber es war eine brutale Leistung.“ Brutal.
SGSB macht nach der Halbzeit in zehn Minuten kurzen Prozess
Diese wurde in den zweiten 30 Minuten angesichts der dünnen Personaldecke sogar noch ein wenig „brutaler“. Etwas mehr als 50 Minuten spielten Walters Feldspielerinnen aus der Start-Sieben durch, doch von Müdigkeit oder Konzentrationsschwächen war nichts zu sehen. Stattdessen bleib die Abwehrarbeit konzentriert und die Chancenverwertung gut.
Als Spielmacherin Bornhardt zu Beginn der Schlussviertelstunde eine Einzelbewachung erhielt, wurde Carlotta Hees am Kreis zur gesuchten Zielspielerin und nahm die sich ihr dadurch bietenden Räume danken an. Innerhalb von zehn Spielminuten machte die SG Schozach-Bottwartal über 23:17 (40. Minute), 27:19 (44.) und 31:21 (50.) mit den Gästen von der deutsch-französischen Grenze kurzen Prozess.
Gelungene Drittliga-Debüts für Waglöhner und Brandecker
„Wie es die Mädels mit Tempo rausnehmen und Tempo gehen clever gelöst haben, das war einfach super. Ich bin so stolz auf sie. Wer hätte gedacht, dass wir die hier heute mit nur neun Feldspielerinnen mit zehn Toren weghauen?“, frage Walter später, als wolle er sich das Geschehene noch einmal bestätigen lassen. Dass er Anna Waglöhner und Lea Brandecker, die beiden Aushilfen aus der B-Jugend, in den letzten fünf Minuten noch zu einem durchaus ansprechenden Drittliga-Debüt verhelfen konnte, rundete den Abend aus Sicht der Gastgeberinnen ab.
War Michael Walter am Samstag also ein wunschlos glücklicher Trainer? Nicht ganz. „Ich hätte gerne mehr Hallenzeiten für das Training in den Ferien als nur zwei Termine“, sagte er lachend. „Und wir müssen gucken, dass wir irgendwo noch eine Spielerin herbekommen. Das wird angesichts unserer aktuellen Umstände schwer, aber zu acht die Rückrunde zu spielen, ist ja auch nicht möglich.“ Zumindest würde es brutal schwer werden.
SG Schozach-Bottwartal: Brausch; Krause – Thierer (3), Christel (2), Hees (9), Bornhardt (11), Dierolf (5), Hönig (6/1); Siebert (1), Waglöhner, Brandecker.
Erfolgreichste Werferinnen SG Kappelwindeck/Steinbach: Lisa Schipper (8), Desire Kolasinac (6/1), Lilith Klein (5).
Schiedsrichterinnen: Katarzyna Feldmann/Bärbel Hönes.
Siebenmeter: SG Schozach-Bottwartal: 1/3; SG Kappelwndeck/Steinbach: 3/3.
Zeitstrafen: 2/1.
Zuschauer: 100.
Minuskulisse in der Langhanshalle
Offiziell nur 100 Zuschauer sahen den Jahresabschluss der Drittliga-Frauen am Samstagabend in der Langhanshalle gegen die SG Kappelwindeck/Steinbach. Die gleiche Zuschauerzahl hatte es zuletzt im Dezember 2021 gegeben, als die SGSB in der 3. Liga die HSG Wittlich zu Gast gehabt und mit 30:22 bezwungen hatte. Im Durchschnitt sahen die fünf bisherigen Heimspiele in dieser Saison 221 Zuschauer und damit exakt zwölf mehr als in der gesamten Vorsaison.
2023/2024, im ersten Jahr nach dem Abstieg, (288 Zuschauer) und in der Zweitliga-Spielzeit 2022/2023 (354 Zuschauer) war das Interesse am Frauen-Handball in Beilstein größer gewesen. Zum Vergleich: Die Oberliga-Männer der SG Schozach-Bottwartal haben in dieser Spielzeit einen Besucherdurchschnitt von 216 Zuschauern pro Spiel.
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