Ländliche Kliniken erhalten und stärken: Das Konzept der BBT-Gruppe
Die Barmherzigen Brüder Trier (BBT) und die dazugehörige Gruppe ist der größte Gesundheitsdienstleister in der Region Tauberfranken-Hohenlohe. Der kirchliche Träger versteht sich als vernetzter Vollversorger, der Synergien nutzt, Leistungsketten knüpft und Behandlungspfade ausbaut.

Die BBT-Gruppe baut dabei konsequent auf Regionalität und Nähe, breite Erlösstrukturen und eine dynamische Mischkalkulation im Krankenhausbereich, die trotz ständiger gesetzlicher Änderungen einen wirtschaftlichen Betrieb sichern. Neben den Kliniken der Grund- und Regelversorgung in Öhringen und Tauberbischofsheim gibt es einen Zentralversorger: das Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim.
Acht Seniorenheime im Hohenlohekreis und drei im Main-Tauber-Kreis kommen hinzu. Daneben gibt es vier Bildungszentren und fünf Medizinische Versorgungszentren. Stationäre und ambulante Versorgung, Vor- und Nachsorge, Prävention und Rehabilitation, Pflege und Betreuung von Senioren, Qualifizierung und Fortbildung: All das soll den Bürgern und Patienten aus einer Hand geboten werden. Oder, wie es BBT-Regionalleiter Marc Reggentin ausdrückt: „Wir wollen die Menschen von der Geburt bis zum Tod begleiten und haben für jede Lebensphasen und Lebensumstände die passenden Angebote.“
Das ist die BBT-Welt in Tauberfranken-Hohenlohe
Dabei ist Tauberfranken-Hohenlohe nur eine von mehreren Versorgungsregion in Deutschland. Das Prinzip ist aber immer gleich, auch wenn die Organisation der Strukturen vor Ort mitunter ganz unterschiedlich ist. „Nur in Tauberfranken-Hohenlohe haben wir Beteiligungsgesellschaften mit zwei Landkreisen gebildet“, sagt Thomas Wigant, der zweite Regionalleiter. „Es ist sehr kostbar, dass das so gut funktioniert – und nicht selbstverständlich.“ Dieses harmonische Miteinander und die Unterstützung durch einen starken Partner hatte das Hohenloher Krankenhaus nach dem Bruch der Kooperation mit den SLK-Kliniken Heilbronn und den gewaltigen Turbulenzen nach Ankündigung, das Krankenhaus in Künzelsau zu schließen, dringend gebraucht. Im März 2018 stellte sich die BBT-Gruppe erstmals als neuer Partner vor, seit Mai 2018 hat sie als Mehrheitsgesellschafterin den Hut auf in der Hohenloher Krankenhaus gGmbH.
Vernetzte Strukturen und klare Ziele sind der Schlüssel zum Erfolg
Der auf einem katholischen Orden gegründete Gesundheitsdienstleister mit Sitz in Koblenz hat aus seiner christlichen Verantwortung ein Konzept entwickelt mit klaren Leitlinien, Werten und Zielen. Dies hat bis jetzt überall Früchte getragen, wo er das Sagen hat, aber auch all die Schwächen und Versäumnisse der bis dahin praktizierten Modelle schonungslos offengelegt: so wie es im Main-Tauber-Kreis oder im Hohenlohekreis der Fall war.
Grund- und Regelversorger müssen sich aus BBT-Sicht ihrer Grenzen bewusst sein. Sie dürfen trotzdem nicht zu unscheinbar wirken und allein stehen, sondern brauchen medizinische Schwerpunkte, die als Grund- und Regelversorger leistbar sind und vorhandene Kompetenzen auf eine höhere Stufe rücken, ohne zu viel zu wollen. Und sie benötigen ein größeres Haus der Zentralversorgung in gut erreichbarer Nähe, das für beste medizinische Qualität steht und idealerweise ein sehr gutes Image hat: in diesem Fall das Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim im eigenen Gesundheitsverbund.
Letzter Rettungsanker fürs Hohenloher Krankenhaus

Dies und die konsequent regionale Ausrichtung der Gesundheitsangebote und des lokalen Managements, verbunden mit einer ausgeprägten Gemeinwohlorientierung und größtmöglicher Eigenverantwortung sowie einer zuvorderst am Patienten und nicht an hohen Renditen orientierten Geschäftsphilosophie mit vernetzten Angeboten im ambulanten, stationären und pflegerischen Bereich, ist das Erfolgsrezept von BBT.
Dies auf die hiesigen Krankenhaus- und Seniorenheimgesellschaften zu übertragen, ohne ihren Charakter und ihre Mitbestimmung zu verwässern, konnte man 2018 nur als Glücksfall bezeichnen – oder als letzten Rettungsanker, bevor wohl beide Klinik-Standorte in Künzelsau und Öhringen untergangen wären nach all den negativen Erfahrungen und Fehlern, die in der Holding mit den Heilbronner SLK-Kliniken mehr oder weniger sehenden Auges begangen wurden.
Überall schwarze Zahlen – nur in Öhringen noch nicht
Mit ihrer Strategie ist es der BBT-Gruppe gelungen, in allen Häusern der Grund- und Regelversorgung schwarze Zahlen zu schreiben: so etwa in der Kreisklinik Tauberbischofsheim, die 2012 zu BBT gestoßen ist und mit dem Caritas in Bad Mergentheim einen angesehenen Zentralversorger neben sich weiß, den BBT 2006 unter seine Fittiche genommen hat. Beim Hohenloher Krankenhaus in Öhringen ist das noch nicht erreicht, zu viele finanzielle Altlasten müssen noch beseitigt werden Ab 2022 entsteht ein Neubau in Öhringen, der Ende 2024 fertig sein wird. Mit diesem baulichen Pfund, das auch medizinisch auf modernen Füßen steht, soll es weiter aufwärts gehen.
Geben und Nehmen: Kooperation mit regionalen Kliniken
Ohne Kooperationen mit den umliegenden größeren Krankenhäusern würde aber auch die BBT-Gruppe ihr Konzept nicht so durchziehen können. Geben und Nehmen heißt hier die Devise, obwohl die Patienten natürlich zuvorderst im eigenen Behandlungspfad gehalten werden sollen. Doch was an dem einen Standort nicht am besten funktioniert, wird eben an den anderen verlagert. Und umgekehrt. Maximalversorger wie die Uni-Klinik in Würzburg sind hier genauso gefragt wie die Zentralversorger SLK-Kliniken in Heilbronn und Diakoneo Klinikum in Schwäbisch Hall. Schließlich sitzen alle in einem Boot. Und müssen sich mit dem furchtbar komplizierten und enorm volatilen Abrechnungssystem herumschlagen, das jährlich neue Überraschungen bereithält und eine seriöse Kalkulation über mehrere Jahre unmöglich macht.
Das Dilemma mit den Fallpauschalen

Mit den sogenannten Fallpauschalen werden stationäre Krankenhausleistungen nicht wie früher nach den Tagen abgegolten, die Patienten in den Kliniken verbringen, sondern – wie der Name schon sagt – nach Fällen. Und deren finanzielle Gewichte schwanken mitunter beträchtlich, während für Kliniken wichtige Stationen wie etwa die Geburtshilfe relativ wenig und Fachbereiche, die neue Knie- und Hüftgelenke operieren, relativ viel bekommen. Ein Grund- und Regelversorger wie das Krankenhaus in Öhringen muss also am Ende also verhältnismäßig viele normale Leistungen vorhalten, für die es gar nicht so viel Geld gibt.
Und es schaffen, mit einigen Schwerpunkten so viel dazuzuverdienen, dass am Ende eine schwarze Null steht oder Gewinne erwirtschaftet werden können. Es ist ein ständiges Austarieren zwischen genügend Personal und Medizintechnik. Es darf nicht zu wenig sein, aber auch nicht zu viel. Das ist ein schwieriger Balanceakt. Aber auch Zentralversorger wie das Caritas-Krankenhaus in Bad Mergentheim müssen aufpassen, dass sie nicht den finanziellen Faden verlieren. Denn mehr und außergewöhnlichere Leistungen bedeuten auch höhere Kosten, die erst wieder eingespielt werden müssen. In Kooperation, aber auch in Angrenzung zu den regionalen Mitbewerbern.
Vollversorgung macht Sinn, um Erträge breiter und verlässlicher zu sichern
Gerade deshalb setzt die BBT-Gruppe nicht nur auf Krankenhäuser, sondern auf die gesamte Palette im Umfeld. Diese Vollversorgung sorgt in der Endabrechnung dann viel verlässlicher für auskömmliche Erträge. „Am wichtigsten ist eine gute Steuerung und diese Bereiche bestmöglich auszubalancieren“, sagt Marc Reggentin. Beide Regionalleiter sehen die Entwicklungen der vergangenen Jahre kritisch. Die Gesundheitsversorgung nur noch an der Ökonomie, an Geld und Gewinn streben, auszurichten, sei falsch. Der Mensch müsse viel stärker im Mittelpunkt stehen, und deshalb auch von politischer Seite viel mehr Mittel in den Gesundheitsbereich fließen.
Für einen kirchlichen Träger wie die BBT-Gruppe ist dieser Spagat besonders schwer, schließlich ist das christliche Menschenbild fest verankert im Unternehmens-Ethos. „Man muss sich Barmherzigkeit aber auch leisten können“, sagt Thomas Wigant. Und deshalb ist die Wirtschaftlichkeit im täglichen Denken und Tun genauso wichtig, ohne den Menschen dabei aus den Augen zu verlieren.