So will SLK die Pflege fit für die Zukunft machen
Es braucht einen Kulturwandel und neue Konzepte, sagt SLK-Pflegedirektorin Christiane Matzke. Kliniken richten Mitarbeiter-Pool ein, um Arbeitskräfte flexibler einsetzen zu können.

Vor einigen Jahren galt "die Akademisierung der Pflege" als die Strategie zur Neuausrichtung des Berufs für die Zukunft. Eine überholte Sichtweise, sagt SLK-Pflegedirektorin Christiane Matzke. Es könne nicht nur darum gehen, "auf Augenhöhe mit dem Arzt" zu sein. Es brauche stattdessen im Krankenhaus strukturell einen breiten Qualifikations-Mix aus "zurück zu den Wurzeln", also der mitfühlenden Pflege am Patienten, und der Akademisierung. Sie schätzt, dass der Anteil der Akademiker langfristig bei etwa zehn Prozent liegen wird. Bei SLK machen derzeit 15 Studenten ihre Duale Ausbildung "Pflege am Patienten", deren theoretischer Teil an der Hochschule Ludwigsburg absolviert wird.
Inhaltlich sollten Pflegekräfte die Wahrnehmung ihrer eigenen Leistungen überdenken, meint Matzke. "Wir haben ein Selbstwertschätzungsproblem." Aufgaben wie Körperpflege und Mobilisierung seien "Kernelemente des Berufs". Es gelte, solche Tätigkeiten am Patienten auch sich selbst gegenüber wieder aufzuwerten, "sonst nehmen wir uns die Erfolgserlebnisse, die wir haben können, wenn wir es zum Beispiel schaffen, einen Patienten zweimal täglich zu mobilisieren". Wenn das gelinge, gebe es wieder mehr Zufriedenheit bei den Pflegenden, davon ist Matzke überzeugt. Deshalb ist für sie die Neuausrichtung des Berufs ein großer Teil "Kulturarbeit": "Wir müssen den Patienten wieder mehr im Mittelpunkt sehen." Gleichzeitig brauchten Pflegekräfte den Eindruck, dass ihre Arbeit von der Allgemeinheit geschätzt wird, dazu bedürfe es eines gesellschaftlichen Diskurses.
Neuorganisation der Arbeit: SLK-Chef Thomas Weber sagt: "Uns wird ja bisweilen unterstellt, wir würden nicht genügend Stellen für Pflegekräfte schaffen. Ich wäre dankbar, wenn wir die Stellen, die wir haben, überhaupt besetzt bekommen." Wenn jedoch nicht genügend Fachkräfte auf dem Markt seien, "müssen wir unsere Prozesse neu organisieren". Die Verteilung des Essens etwa könne an Hilfskräfte ausgelagert werden. Doch auch darüber gebe es teils erhebliche Diskussionen, nicht alle Pflegenden seien damit einverstanden, diese Art von Tätigkeiten abzugeben.
Mitarbeiter-Pool: Der Aufbau eines Mitarbeiter-Pools ist eine Maßnahme, mit der SLK auf kurzfristige Personalausfälle reagieren will. Die Idee: Gut ausgebildete Mitarbeiter verpflichten sich, flexibler zu arbeiten und werden, je nach Bedarf, auf unterschiedlichen Stationen entsandt. Dafür werden sie deutlich besser bezahlt. Die Pool-Mitarbeiter könnten mit darüber entscheiden, wann und wie sie eingesetzt werden - und sich beispielsweise ausschließlich für Nacht- oder Wochenend-Schichten einteilen lassen, sagt Matzke. "Das ist ein gutes Modell für Menschen in bestimmten Lebensphasen."
Langfristig will SLK so vom Einsatz von externen Leasingskräfte wegkommen. "Wir wollen auf etwa 20 Mitarbeiter in dem Pool." Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Das Konzept stößt bislang auf ein eher verhaltenes Interesse bei den Mitarbeitern, wie Matzke einräumt, bis zu zehn Kräfte arbeiten aktuell für den Pool.
Ausbildung: Azubis seien gerade zu Anfang der Pandemie häufig eingesetzt worden, um personelle Engpässe auszugleichen. Das habe für viel Frustration bei den Nachwuchskräften gesorgt, die Ausbildung sei teilweise auf der Strecke geblieben. Um die Situation zu verbessern, seien sogenannte "Clinical Education Units" gegründet worden - also Einheiten auf großen Stationen, auf denen praxisnah geschult werde. Dort laufe die Ausbildung "in geschütztem Rahmen", aber trotzdem nahe am Patienten ab, erklärt Christiane Matzke.
Die Idee dahinter ist: Die Ausbildung soll standardisiert werden. Dadurch soll sich die Zufriedenheit bei den Auszubildenden erhöhen, so dass nach Ende der Phase mehr im Beruf bleiben.



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