Beim Fußball kommt es auf die Disziplin der Fans an
Beim WFV-Pokalviertelfinale in Öhringen zeigte sich, auf was es bei den Corona-Hygienemaßnahmen für Sportveranstaltungen ankommt: das Verhalten der Fans. Ein Erfahrungsbericht.

400 Fans waren beim WFV-Pokalspiel des TSV Pfedelbach gegen den FV Löchgau mit von der Partie. Die Hygienemaßnahmen wurden von den Vereinen schon vor dem Spiel kommuniziert: Maskenpflicht in den sanitären Anlagen sowie an der Essens- und Getränkeausgabe. Gruppierungen von maximal 20 Personen. Körperkontakt, wie etwa Händeschütteln, galt es zu vermeiden. Dabei zeigte sich, dass die Umsetzung der Corona-Maßnahmen bei einem solchen Event vor allem von der Disziplin der Fans abhängig ist.
„Wir hatten eine recht lange Warteliste für das Spiel“, erzählt Marion Koch, die in der Verwaltung des TSV tätig ist. 400 Tickets waren für den „Pokalkrimi“, wie der Pfedelbacher Bürgermeister Torsten Kunkel das Spiel im Vorbericht nannte, zu vergeben - für je 10 Euro.
Da Löchgau lediglich 120 Stück für sich beanspruchte, fielen den Pfedelbachern die restlichen Tickets zu – und die waren innerhalb weniger Stunden ausverkauft. „Es gibt am Spieltag keine Eintrittskasse“, machte der Verein in den Vorankündigungen deutlich, um zu viele Menschen am Eingangsbereich zu vermeiden.
Ein- und Ausgangsregeln

Das Nadelöhr des Eingangsbereiches ist am Tag des Spieles dann auch gut organisiert, trotz der zeitintensiven Einlassregeln: So müssen sowohl Kontaktdatenblätter abgegeben werden, als auch Zuschauer einzeln von einer Liste abgestrichen werden, da die Tickets im Voraus bezahlt wurden, es jedoch keine Harttickets gab. „Das ist ein ziemlicher Aufwand“, befindet Koch, die am Einlassbereich des Otto-Meister Stadions sitzt, „aber das muss sein“.
Die Zuschauer zeigen sich schon hier von ihrer besten Seite: Viele haben ihre Kontaktdatenblätter schon vorausgefüllt dabei, die meisten tragen bereits in der Schlange eine Maske, genügend Abstand halten alle. Die ersten Bekannten treffen sich, Fäuste werden gegeben, statt Hände geschüttelt. Gleich mehrere Ordner stehen bereit, um für die Einhaltung der ausgearbeiteten Corona-Maßnahmen zu sorgen.
Abstandsregeln auf der Tribüne

Hinter dem Eingang, wo Notfall-Masken und Desinfektionsmittel bereitstehen, begeben sich die Pfedelbacher nach links zur Haupttribüne. Hier dürfen, laut den Regeln, die überall im Stadion aufgehängt sind, höchstens 20 Personen in Gruppen zusammensitzen oder -stehen. Die Abstände auf den Treppen sind lediglich mit Kreide markiert, also eigentlich leicht zu umgehen, die Pfedelbacher Fans lassen die schraffierten Flächen dennoch frei.
Als sich während des Spiels die wenigen Wolken, die am Himmel stehen verziehen, wird es unangenehm heiß. Die Seite der Pfedelbacher bietet nicht allzu viel Schatten, die wenigen kühleren Plätze werden jedoch trotzdem nur von vereinzelten Fans genutzt. Bei den Löchgauer Fans kommt die Natur den Abstandsregeln zur Hilfe: Lediglich am Rand gibt es Bäume, die Schatten bieten, somit verteilen sich die Fans auch auf der Gegengeraden ideal.
Durchsage vor der Halbzeitpause

In der 14. Minute schießen die Pfedelbacher ihr erstes Tor. Kurz nach dem Jubel folgt die Durchsage: „Bitte rennt in der Halbzeit nicht alle zum Wurststand, geht lieber jetzt und denkt an den Abstand.“ Der Aufruf scheint zu funktionieren.
Zwar sind auch vor dem Essens- und Getränkestand Abstandsmarkierungen auf den Boden gezeichnet, die sind jedoch kaum nötig, denn mehr als vier Leute stehen hier auch in der Halbzeit nicht an.
„Wäre es fünf bis zehn Grad kühler, würden die Leute auch mehr essen“, ist sich Manuel Kinach von der TSG Öhringen sicher. Er ist dennoch zufrieden mit dem Tag. „Die Leute halten sich an die Regeln, das ist gut.“
Dass der Abstand gut einhaltbar ist, ist auch der Verlegung des Spiels von Pfedelbach nach Öhringen zu verdanken. Im Otto-Meister-Stadion finden zu normalen Zeiten 3.500 Zuschauer Platz. „Es fühlt sich fast normal an“, befindet Pfedelbach-Fan Rudolf Schneider in der Halbzeit, „da das Spiel im Freien, ist mache ich mir auch wenig Sorgen.“
Gejubelt wird trotzdem
Als dann in der Nachspielzeit das zweite Tor für Pfedelbach fällt, können sich einige Fans dann doch nicht mehr zurückhalten und fallen sich in die Arme. Und auch die Mannschaft lässt sich nach Spielende das gemeinsame Jubeln über den Einzug ins Halbfinale nicht nehmen.
Der Durchsage, zügig den Platz zu verlassen, folgen die frustrierten Löchgauer schnell, aber auch die Pfedelbacher schließen sich rasch an. Die Besucher des Viertelfinales haben sich auf jeden Fall an die aufgestellten Regeln gehalten.
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