Drei Händler und ein Gastronom - ihre Sicht auf die Innenstadt
Einzelhändler und Gastronomen haben klare Vorstellungen. Sie möchten eine attraktive Innenstadt. Gutes soll erhalten bleiben, doch viele sehen Nachholbedarf.

"Wir haben es ganz nett hier." Ilona Landmann ist Inhaberin der Boutiquen Zeitlos in der Schubartstraße. Sie muss nur wenige Meter gehen, dann wechselt sie von ihrem Geschäft für Herrenmode hinüber zur Mode für Damen. Der Begriff kurze Wege hat hier eine ganz neue Bedeutung. Landmann hat ihre Läden nicht in der Innenstadt. Sie beschreibt das als Glücksfall. "Ich habe es nie bereut, raugegangen zu sein."
Das Innenstadtbild habe sich in den vergangenen Jahren ihrer Meinung nach stark verändert. Ein Problem sei, dass inhabergeführter Einzelhandel nicht mehr in Leerstände einziehen würde. Die Frage, was denn zuerst war: Leerstände oder zu wenig Kunden? "Das ist die Frage nach der Henne oder dem Ei." Mittelgroße Einzelhändler gebe es kaum mehr. Für die 53-Jährige sind jedoch die Mieten das größte Hindernis. "Für einzelgeführte Geschäfte sind sie nicht mehr erwirtschaftbar."
Die Mieten seien horrend. Sie gibt unumwunden zu: "In guter Lage kann ich mir kein Geschäft mehr leisten." Ihre Kunden sagen "sie sind gottfroh, dass sie nicht in die Innenstadt müssen". Darunter seien welche, die auf ihrem Weg ins Breuningerland bei ihr Halt machen. Landmann möchte die Innenstadt nicht per se schlechtreden. "Die Untere Neckarstraße ist gut gemacht." Jedoch sei die Parkplatzsituation in Heilbronn - wie in anderen Städten auch - eine Katastrophe.
Verwaltung in die Pflicht nehmen
Um das Image der Innenstadt zu verbessern, sieht sie auch die Verwaltung in der Pflicht. "Dem Kiliansplatz hat man das Leben genommen und für die neue Bevölkerungssituation einen Platz geschaffen. Unser OB muss keine Blumenteppiche pflanzen." Ihrer Meinung nach wäre es besser, wenn das Ordnungsamt öfter durch die Innenstadt gehen würde. "Damit wir Frauen problemlos von A nach B gehen können."

Landmann sagt, sie liebt Heilbronn. "Das ist meine Heimatstadt." Seit zehn Jahren betreibt sie das Geschäft in der Schubartstraße. Den Standort würde sie nie aufgeben. Wenn, dann ein weiteres Geschäft in der Innenstadt öffnen. Wenn die Mieten stimmen.
Ursula Winter ist Inhaberin von Kultiv. Das Fachgeschäft für Wohnaccessoires befindet sich in der Kirchbrunnenstraße, nur wenige Schritte von der Kilianskirche entfernt. Seit 2007 ist sie Händlerin. Sie sehe einen großen Handlungsbedarf, Qualität in der Innenstadt zu schaffen. "Es hat durch die Bundesgartenschau einen Super-Ansatz gegeben. Da hat sich viel zum Positiven in Heilbronn verändert." Dann kam Corona. Das Tragische sei, dass man aus dem Buga-Gefühl wegen Corona nichts mitnehmen konnte.
Die Aufenthaltsqualität leide
Problematisch sieht sie die Situation am Marktplatz. "Da hat sich eine aktive Drogenszene gebildet. Das ist so abschreckend. Und es kümmert niemanden." Die Aufenthaltsqualität leide, man möchte sich dort nicht aufhalten, erklärt die 62-jährige Heilbronnerin. Geschäftstreibende lasse man alleine. Die Frage nach dem Image der Stadt sei schwierig. "Ich würde lügen, wenn ich was anderes sagen würde: es ist nicht positiv."
Alleine auf den Online-Handel möchte Winter das Image-Problem nicht schieben. "Bei mir ist es so: reinkommen, durchlaufen, erleben." Das könne das Internet nicht bieten. Zudem, erklärt sie, betreffe es nicht nur die Innenstadt Heilbronns. Es gebe in Deutschland wenige Städte, die attraktiv sind. Die studierte Architektin sieht aber auch Glanzpunkte in Heilbronn. Der Neckarbogen sei eine Bereicherung für Heilbronn. Und sollte sich der Einzelhandel dorthin verlagern, dann sei es halt so.
Man müsse zwischen der Gesamtlage und der persönlichen Situation differenzieren, erklärt Sven Hofmann. Der Inhaber des Juweliergeschäfts Hofmann in der Kaiserstraße ist mit den Geschäften in seinem Haus sehr zufrieden. Was die Innenstadt betrifft, habe er Bedenken ob der Leerstände. Und er wisse von Kollegen, die ihm die Situation nach 18 oder 19 Uhr in der Heilbronner Innenstadt schildern, wonach sich hier und da Grüppchen junger Männer ansammeln. "Aus eigener Erfahrung kann ich diese Einschätzung nur bedingt teilen."
Hohe Mieten schrecken ab
Viel mehr bereiten auch ihm die hohen Mieten in der Innenstadt Sorge. "Zum Teil werden Mondpreise verlangt. Man sollte die Vermieter mehr in die Pflicht nehmen. Sie sollten für junge Unternehmer bezahlbare Mieten verlangen", sagt der 38-Jährige. Der Mietkostenanteil dürfe nicht der größte Posten sein. Der Einzelhandel habe sich in Heilbronn nicht zwingend negativ verändert. Vieles werde auch schlecht geredet. In Heilbronn gebe es Möglichkeiten, hochwertige Bekleidung für Männer und Frauen zu finden. "Ich kann in Heilbronn alles bekommen", sagt der Fleiner.
Für Rainer Mosthaf hat die Innenstadt in den vergangenen Jahren an Lebendigkeit verloren. Es fehle die Vielfalt einzelner Geschäfte, es sei trostloser geworden, erklärt der Pächter des Ratskellers in Heilbronn. Dabei verfüge die Stadt über sehr viel potenzial. Deshalb sei es eine Aufgabe, kleine, individuelle Einzelhändler nach Heilbronn zu bringen. "Und nicht nur Franchise-Unternehmen."
Es müsse besser kommuniziert werden, wie und wo die Kunden parken können. "Vom Parkhaus ist man bequem zu Fuß in fünf Minuten in der Innenstadt." Seitens der Stadt wünscht sich der 49-Jährige attraktivere Angebote. Für den Marktplatz sei ein qualitativ hochwertiges gastronomisches Angebot angekündigt worden. "Jetzt ist mitten auf dem Marktplatz ein Schnell-Imbiss eingezogen."