Die Liebe zu den Pferden wurde dieser Abstatter Reiterfamilie in die Wiege gelegt
Die Reiterfamilie Semler ist im Spring - und Dressursattel erfolgreich und hat sich mit ihrem eigenen Ausbildungs- und Pensionsstall bei Abstatt einen Traum erfüllt. Bereits in der dritten Generation leben sie ihre Passion für die Pferde.

Ein Tag ohne Pferde? Das ist für Franz (38) und Pia (33) Semler und ihre Söhne Nick (14) und Jonas (5) fast nicht vorstellbar. Das Ehepaar betreibt bei Abstatt einen Ausbildungsstall für Pferd und Reiter samt Pensionsbetrieb - seit 2012 zunächst in Pacht, bevor es Ende 2018 die Gelegenheit bekam, die großzügige Anlage mit 30 Boxen, davon die meisten mit Paddock, Reithalle, Außenreitplatz, Longierhalle, Führanlage, Koppeln und Grünland zu erwerben. Damit haben sich der Pferdewirt, Bereiter und Pferdewirtschaftsmeister und seine Frau, ebenfalls gelernte Bereiterin, ihren Traum erfüllt.
Schon als Kind beim Vater vorn auf dem Pferd gesessen
Beiden wurde die Liebe zum Pferd in die Wiege gelegt. Franz Semlers Vater Franz Semler sen. betreibt in Dietenheim bei Illertissen einen Betrieb für 60 Aufzucht- und Rentnerpferde und züchtet auch selbst. "Bei meinem Vater bin ich schon im Sattel vorn mit draufgesessen", erinnert sich Franz Semler. Von klein auf begeistert von Pferden, führte der Weg für den Junior von der Schule sofort in den Stall. "Wenn Freunde kamen, mussten sie dort auch hin." Ob füttern, misten, Heu mähen und Stroh einfahren - bei allem, was auf einem Bauernhof mit Pferdehaltung anfällt, half er mit. Dennoch hat Semler, der selbst erfolgreich Turniere in Dressur und Springen bis zur schweren Klasse S bestreitet, erst relativ spät mit Reiten angefangen. Mit seinem Pony Lady nahm er "bissle" Unterricht im Reitverein Dietenheim, schnupperte als 14-Jähriger mit Lady auf E-Basis zweimal im Jahr etwas Turnierluft.
Lehre im Haupt- und Landgestüt Marbach
Von Beginn an war für den jungen Franz Semler klar, dass er einen Beruf mit Pferden wollte. So begann er nach dem Schulabschluss als 16-Jähriger im Haupt- und Landgestüt Marbach seine Ausbildung zum Pferdewirt Zucht und Haltung, die mit Hengsten, Stuten, Fohlen, Reit- und Fahrstall sehr abwechslungsreich war. Ob bei Hengstschauen oder bei Pferdemessen, wo sich das Gestüt des Landes Baden-Württemberg präsentierte, durfte er mit. "Ich habe eine tolle Ausbildungszeit gehabt", erinnert sich Semler gern zurück. Und auch nach Feierabend ist er in Marbach auf dem Pferd gesessen. "Mein Vater hat mir zwei Pferde aus seiner Nachzucht zum Reiten und Verkaufen mitgegeben."
Geradlinig führte sein Berufsweg weiter. Nach dem Abschluss zum Pferdewirt schloss Semler eine zweijährige Ausbildung zum Bereiter im Dressurstall von Bertin Pötter in Murr an. Danach war er im Stall Pötter drei Jahre Chefbereiter - und lernte dort seine Frau Pia kennen. Und wie kann es anders sein - die Liebe kam über ein Pferd. Pia Reißer, die auf dem Ponyhof ihrer Oma in Murr eine Kindheit wie auf dem Immenhof verbracht hatte, kam mit ihrem Problempferd Filou zum Unterricht zu Pötter. "Filou ist immer nur gestiegen und nicht mehr gesprungen", erzählt sie. "Ich habe alles gegeben, damit ich Pia kriege", erzählt Franz lächelnd. Er hat Filou unter seine Fittiche genommen. Und wer sagt's denn: Später hat Filou M-Springen gewonnen - und Franz und Pia wurden ein Paar.
Stolz auf die Turniererfolge der Reitschüler und Ausbildungspferde
Beide wollen ihre Liebe zum Pferd auch an andere weitergeben. Das schließt nicht aus, dass sie mit Pferden ihr Geld verdienen. Auch wenn sie nach wie vor auf Turnierplätzen in der Region mit eigenen und Berittpferden an den Start gehen, dreht sich bei ihnen selbst längst nicht mehr alles um die eigenen Erfolge. Franz Semler: "Schleifen sind schön und wichtig, aber nicht allein seligmachend." Pia Semler fasziniert es, junge Pferde auszubilden. "Am Anfang kennen sie nicht mal Sattel und Trense. Dann lernen sie zu vertrauen. Und irgendwann geht man mit ihnen ganz selbstverständlich ins Gelände oder auf ein Turnier." Franz Semler ist stolz auf jede Schleife, die einer seiner Reitschüler oder ein von ihm ausgebildetes Pferd auf einem Turnier erhält. "Das ist eine Bestätigung für den ganzen Stall."
Doch egal ob Turnier-, Freizeit-, Zucht- oder Rentnerpferd, die Semlers sind sich einig: "Bei uns wird jedes Pferd und jeder Reiter gleich behandelt." So finde es ihr Mann "voll schön", wenn er am Abend seinen letzten Stallrundgang macht und alle Pferde friedlich ihr Heu mampfend in ihren Boxen stehen, erzählt Pia Semler.
Sohn Nick will in elterliche Fußstapfen treten
Wie kann es bei soviel Pferdeliebe anders sein, dass auch Sohn Nick in die sportlichen und wohl auch beruflichen Fußstapfen seiner Eltern treten will. Der 14-jährige Realschüler, der bei den Regionsmeisterschaften im Pferdesportkreis Franken zweimal das Küken-Championat auf Pony Manolito und 2019 die Regionsmeisterschaft in seiner Altersklasse im A-Springen auf seiner Stute Fame gewann, hilft nicht nur wie einst sein Vater in jungen Jahren fleißig auf dem Hof mit. Er will auch Bereiter lernen und später vielleicht einmal mit seinem kleinen Bruder Jonas, der ebenfalls schon im Sattel von Pony Manni sitzt, den Betrieb übernehmen. Doch noch ist das Zukunftsmusik. Ein sportliches Ziel hat Nick jetzt schon: so erfolgreich im Springsattel zu sein, dass er vielleicht einmal "ganz oben" mitreiten kann. Die besten Lehrmeister hat er in seinen Eltern.




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